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Vor Nackedeis wird gewarnt

Vor Nackedeis wird gewarnt

Titel: Vor Nackedeis wird gewarnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Charles
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Toiletten waren draußen im Garten. Ich erinnere mich, daß ich die eine mit dem Schild Dames benutzen mußte, aber als ich dort ankam, suchte ich vergeblich nach dem Lichtschalter. Sehr peinlich. Armer Jan. Er mußte sich draußen postieren, um jedesmal zu schreien, wenn sich jemand näherte. Denn ich mußte die Tür ofïenlassen und das Licht des Mondes erflehen. Und Jan erfüllte diese Aufgabe drei Wochen lang, denn erst nach dieser Zeit entdeckte ich, daß das Licht nur bei geschlossener, verriegelter Tür funktionierte.«
    Donald Havelock-Dobson schlenderte den Gartenweg hoch, sprang über die Mauer und verschwand. Er wurde von drei jungen Dingern verfolgt, die ihn eifrig mit schwarzem Schlamm bewarfen. Er brachte sich eilig in Sicherheit, und die drei liefen zum Strand zurück.
    Adele murmelte: »Ein Heidenspaß.«
    Bernie kehrte vom Golfplatz zurück und übernahm Adeles Liegestuhl. Helen ging mit Adele ins Haus, um sich dort mit einer Tasse Tee versorgen zu lassen.
    Adele bettelte: »Sie bleiben doch zum Tee, nicht wahr?«
    »Gern«, sagte Helen. »Wir haben auf diese Einladung gewar-tet und schon den ganzen Nachmittag lang auf einen guten Tee getippt.
    Schließlich sind Sie die einzigen Mitglieder der Pfarrgemeinde mit einem Haus, das direkt am Strand liegt. Und bevor Sie das ganz erfaßt haben, werden Sie von uns allen zur Flutzeit überfallen, wir werden uns in Ihren Schlafzimmern umziehen und Ihren Tee eimerweise trinken. Es sei denn, Sie sind energisch.«
    Adele sagte: »Aber mit Vergnügen. Ich habe gerne Menschen um mich. Und wegen Andy komme ich doch eigentlich selten vor die Tür. Schauen Sie bei uns ’rein, wann immer Sie mögen. Und als Gegenleistung tun Sie mir dann bitte den Gefallen, Colette in der Pfarrei bekannt zu machen, so daß sie während ihres Aufenthaltes bei uns eine Beschäftigung hat.«
    »Darf ich annehmen, daß es sich bei Colette um die kleine Französin handelt?« fragte Helen.
    Adele starrte durch das Fenster und nickte zustimmend. Colette kam in hautengen Hosen und einem grellgelben Pullover auf das Haus zu.
    Die drei Mädchen hatten sich im Wasser dem lieben Donald zugewandt, und im Garten befand sich außer Bernie niemand mehr. Der meditierte über den Golfschlag, der dem sechzehnten Loch gegolten hatte.
    »Allo«, sagte Colette, als sie in das Wohnzimmer kam. »Aben Sie eine Tee, oderr?«
    Adele stellte richtig: »Ja, es gibt einen Tee. Möchten Sie?« »Non«, zuckte Colette die Achseln. »Ich mag das eklige Zeug nischt.«
    »Ach so«, meinte Adele. »War der Spaziergang nett? Avezvous genossen votrepromenade?«
    Colette schaute ein wenig verblüfft.
    Adele fuhr rasch fort: »Darf ich Ihnen Mrs. Dennington vorstellen?« Und sie schob Helen vor. Helen ergriff lächelnd Colettes Hand und schüttelte sie energisch. »Und ihr Sohn, maître Jan. Er hat drei Schwestern, alle sehr hübsch. Madame ist die Frau des - ach ja - des Curé!«
    Colette erbleichte. Sie stammte aus einem ausgeprägt katholischen Teil des zügellos heidnischen Frankreichs, und für sie war die Frau eines Priesters eine bisher völlig unbekannte Erscheinung.
    »Mais non«, sagte sie tonlos, während sich ihr Gesicht langsam wieder aufhellte. »Isch nehme an, Sie sind die Ausälterin.«
    Selbst Helen war leicht überrascht.
    »Non«, sagte sie, »je suis eine femme«.
    Colette murmelte: »Aber das ist unmöglich!«
    Adele hatte das Gefühl, die Zeit für ein anderes Thema sei gekommen. Sie drängte: »Kommen Sie, nehmen Sie eine Tasse Tee - ich meine natürlich das ekelhafte Zeug!«
    Colette tat den Tee mit einer eindeutigen Geste ab und sagte: »Danke schön. Isch glaube, isch gehe schwimmen.«
    Adele war begeistert: »Eine wirklich gute Idee. Gehen Sie sofort, und viel Spaß. Ich bin sicher, Sie werden Ihren Spaß haben.« Colette nickte zustimmend und verschwand in ihrem Schlafzimmer auf der ersten Etage:
    »Isch nehmen eine Andtuch!«
    Helen sah ihr nach und blickte ziemlich finster: »Haushälterin«, sagte sie wütend. »Und das mit einem fast erwachsenen Sohn und drei quecksilbrigen Töchtern.«
    Jan sagte: »Eine sehr geschäftige Haushälterin«, und verfiel in ein tiefes Schweigen.
    Helen setzte sich und schenkte sich Tee ein. Sie schüttelte den Kopf: »Eine kleine Zigeunerin, scharf wie eine Peitsche. Natürlich nicht wirklich gut erzogen. Sie versteht die Hintergründe der gesellschaftlichen Struktur eines Landes nicht so, wie ihre gründlicher erzogenen und gebildeteren Landsmänninnen. Selbst

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