Vor Nackedeis wird gewarnt
antwortete Bernie: »Natürlich habe ich gewählt. Ich glaube zwar kaum, daß meine Stimme irgend etwas ändert, aber ich wähle nun einmal aus Prinzip!«
Ernst sagte Donald: »Das war wirklich ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Keiner von uns war sich darüber klar, wie sehr sich durch die neuen Siedlungen und Fabriken die Stimmenverhältnisse verschoben haben. Richard hat gewonnen, aber um Haaresbreite, nicht mehr. Zwar mußte eine zweite Stimmenauszählung stattfinden, aber mit einer Mehrheit von einhundertzweiundfünfzig Stimmen schlidderte Richard da.nn doch in das Parlament.«
»Prima«, sagte Bernie. »Ich mag Richard sehr und bin direkt erfreut, daß er es geschafft hat. Hocherfreut!«
»Es gab mal eine Zeit«, sagte Donald, der jetzt glücklich über den Wahlsieg seines Freundes war, »als ich nur mit zwei Stimmen ganz sicher rechnete. Ihrer und meiner Stimme.«
Bernie hob seine Augenbrauen. Er brüllte: »Warum meine Stimme? Ich freue mich sehr, daß er es geschafft hat, aber ich habe nicht für Richard gestimmt.«
Donald schluckte und war völlig erschüttert.
Er japste: »Sie haben nicht für ihn...«
Ungeduldig erwiderte Bernie: »Natürlich nicht. Ich bin zeit meines Lebens Sozialist gewesen. Nichts auf dieser Welt könnte mich dazu bewegen, für die Konservativen zu stimmen. Könnten Sie sich vielleicht vorstellen, daß ich Klassenunterschiede, Ausbeuterei, Snobismus, Korruption, Macht und Privilegien für eine kleine Gruppe bevorzugter Menschen verteidige? Und das auf Kosten jedes einzelnen ehrlichen Mannes, jeder Frau, jeden Kindes in England. Glauben Sie vielleicht, ich würde...«
Er setzte seinen Vortrag noch eine Zeitlang fort.
Donald lauschte mit offenem Mund.
Schließlich sagte er langsam: »Ich werde verrückt. Ich werde wirklich verrückt.«
Der Pfarrer von Dymstable schüttelte Richard herzlich die Hand und sagte: »Meinen herzlichen Glückwunsch! Ich bin über Ihren Wahlsieg hocherfreut, alter Junge.« Er fügte hinzu: »Natürlich habe ich liberal gewählt, wie immer...«
Mr. Widderbys Antwort: »Ich werde verrückt. Ich werde wirklich verrückt.«
Mr. Arnold Tressiter sagte: »Ich habe Sie im Parlament. Aber ich selbst habe nicht gewählt. Ich halte nichts von Wahlen. Also, alles Gute, alter Junge, wir sehen uns in Westminster, O.K.?«
Der Zug fuhr langsam an, und Richard winkte ihm nach, bis er außer Sicht war.
»Sie«, meinte er zu Lord Caversham, der neben ihm stand, »haben natürlich auch keine Stimme für mich abgegeben, nicht wahr? Sie sind doch Mitglied des Oberhauses!«
Lord Caversham grinste.
Er schlug vor: »Kommen Sie, wir trinken ein anständiges Glas Claret. Ich habe noch ein wenig davon... hoffe ich!«
Nach dem Sommerfest und der Nachwahl erstarb langsam der Sommer, und sanft ging das Land in den Herbst und schließlich einen tiefen, friedlichen Winterschlaf über. Allerdings lohnt es sich, ein Ereignis festzuhalten, das sich zutrug, noch bevor der Sommer endgültig sein Leben aushauchte. .Und dieses Ereignis war die Hochzeit von Susan und Donald.
Die beiden hatten sich schon immer gekannt. Eine lange Verlobungszeit war daher weder eine wünschenswerte noch angebrachte Vorsichtsmaßnahme. So also machten sich an einem herrlichen Septembertag alle Betroffenen zu der kleinen Abteikirche auf. Sie zwängten sich in die engen Kirchenbänke und konnten beobachten, wie der Pfarrer von Dymstable die uralte Zeremonie vollzog und seine älteste Tochter und den ehrenwerten Donald Erasmus Havelock-Dobson in eine einzige, unteilbare Gemeinschaft verwandelte.
»Und was Gott vereint, soll der Mensch nicht trennen«, sagte er. Die Braut strahlte.
Der Bräutigam war leicht nervös.
Der Brautführer wirkte still, beherrscht und gerührt.
Alle waren glücklich, und alle waren anwesend. Onkel und Tanten, Freunde und Verwandte, Chorknaben und Küster, sie alle waren da, um zu sehen, wie dieser Knoten geschlungen wurde.
Braut und Bräutigam verschwanden in der kleinen Sakristei der Kirche. Die Orgel spielte noch einmal, und die Zeremonie war beendet. Susan und Donald waren nunmehr Mann und Frau... für den Rest ihres irdischen Lebens.
In Autos, auf Fahrrädern und sogar zu Fuß eilten die Menschen zum Gutshaus, wo ein Empfang stattfand.
Adele und Bernie fuhren mit Helen, mußten aber im letzten Augenblick feststellen, daß Andy verschwunden war.
Bernie seufzte.
Er sagte: »Vor einer Minute war er noch hier. Ich hatte meinen Fuß auf seinem.«
Er blickte sich um.
Wütend
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