Vor Schmetterlingen wird gewarnt (German Edition)
Güte, dachte er im Stillen, bist du erst dreizehn? Er musterte sie von Kopf bis Fuß und meinte mit erzwungenem Amüsement: „Interessantes Outfit.“
Offenbar unbeeindruckt schaute sie an sich herunter und fuhr mit ihren langen, anmutigen Fingern mit den blutrot lackierten Nägeln über ihre Hüften und Oberschenkel. Dann gab sie ein kehliges Lachen von sich. „Ich weiß. Es ist ein bisschen übertrieben, nicht wahr? Aber ich habe heute Abend ein heißes Date und absolut keine Zeit, nach Feierabend nach Hause zu fahren und mich umzuziehen.“
Diesmal traf ihn der Schock wie ein Hieb in den Magen, dersich bis ins Rückenmark fortpflanzte. Ehe er sich beherrschen konnte, machte Cade einen Schritt auf sie zu. „Mit wem?“
Ihr kühler Blick verriet, dass sie der Ansicht war, es ginge ihn nichts an. Trotzdem antwortete sie, womit er nicht gerechnet hatte.
„Mit Eduardo“, sagte sie, die Silben sinnlich dehnend. Ihre Lippen formten den Namen, als schlössen sie sich um köstliche Schokolade. „Er ist …“ Sie verstummte und schüttelte den Kopf. „Ach, es ist dir ja doch völlig gleichgültig, wer er ist.“
„Ist es nicht“, zwang er sich in gelangweiltem Ton zu widersprechen. Zu seinem Entsetzen musste er feststellen, dass er am liebsten ihre mit elastischen Bandagen umwickelten Oberarme umfasst und Ava geschüttelt hätte, um die Information aus ihr herauszubekommen.
Sie strich mit dem Finger über seinen Unterarm und lachte skeptisch. Obwohl sein Pulloverärmel den direkten Hautkontakt verhinderte, fühlte sich die Berührung wie ein leichter Stromschlag an. „Wie untypisch nett von dir, Interesse zu heucheln.“ Sie winkte ungeduldig ab. „Eduardo ist ein Argentinier, den ich vor einigen Jahren kennengelernt habe, als er sich geschäftlich hier aufhielt. Er ist für ein paar Tage in der Stadt, ich weiß nicht mehr genau, wie viele. Ich war so aufgeregt, von ihm zu hören, dass ich an der Stelle gar nicht mehr richtig zugehört habe.“ Sie lächelte verträumt. „Himmel, ich liebe …“ Erneut verstummte sie. „Tut mir leid. Ich plappere und plappere hier und halte dich von der Arbeit ab. Ich werde dich jetzt in Ruhe lassen.“
Sie wandte sich zum Gehen, doch er hielt sie auf, indem er ihr die Hand auf den Arm legte. „Was liebst du?“
„Glaub mir“, sagte sie ironisch, „das willst du nicht wissen. Männer hassen solche Unterhaltungen.“
„Ich bin hart, ich kann es ertragen. Was liebst du?“
„Argentinische Männer. Die haben so viel …“ Sie zögerte kurz, ehe sie den Satz seufzend beendete: „Stehvermögen.“
Du musstest ja unbedingt fragen, du Idiot, dachte Cade undverfluchte sich im Stillen. Denn ihre Worte trafen ihn wie ein Tritt in den Unterleib, besonders da er bei ihrem ersten und einzigen Zusammensein nicht sehr viel Durchhaltevermögen bewiesen hatte.
Seine Rückenmuskeln verhärteten sich. Meine Güte, er war damals achtzehn Jahre alt gewesen. Da war es durchaus verzeihlich, dass er sich noch nicht beherrschen konnte, wenn er absolut heiß auf ein Mädchen war.
Ava erschauerte leicht, was interessante Auswirkungen auf ihr Dekolleté hatte. „Wie ich schon sagte, ich mache mich mal lieber an die Arbeit. Ich will keine Unruhe verursachen, nur weil ich das Essen nicht rechtzeitig bereitgestellt habe.“
Sie machte auf diesen hohen Absätzen kehrt, die ihre Beine endlos lang wirken ließen, und ging mit schwingenden Hüften zur Küche. Fasziniert folgte Cade jedem einzelnen ihrer Schritte und hörte im Kopf den Takt ihres Hüftschwungs – Bum-ba-ba-Bum-ba-ba …
Moment mal. Stopp.
Er fuhr sich mit der Hand über den Arm. Seit wann berührte Ava ihn freiwillig?
Die Antwort darauf war simpel: nie. Und wenn das die Antwort auf diese Frage war, konnte das nur eines bedeuten.
Shit. Das war einfach nicht zu glauben.
Sie hatte ihn gerade gefoppt.
Vielleicht gab es diesen Argentinier mit dem sagenhaften Durchhaltevermögen namens Eduardo, den sie angeblich heute Abend treffen würde. Vielleicht aber auch nicht. Doch mit allem anderen hatte sie ihn schlicht und einfach gefoppt.
Und er war wie ein Bleigewicht darauf hereingefallen.
Ava hätte im Lauf des Tages mehrmals beinah laut losgelacht. Aber sie nahm sich zusammen und begnügte sich damit, stattdessen durch die Küche zu tanzen.
Jetzt sah die Sache schon anders aus. Endlich hatte sie es Cade mit seinen eigenen Waffen heimgezahlt. Sie war restlos zufriedenmit sich, dass sie nicht bloß reagiert, sondern
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