Vor Schmetterlingen wird gewarnt (German Edition)
versuchte sie, sich nicht zu bewegen. Er war allerdings so begeistert von seinem Thema, dass sie sich gar nicht sicher war, ob das tatsächlich eine Anmache werden sollte.
Und da sie an der Echtheit seiner Begeisterung für das Projekt nicht zweifelte, entgegnete sie: „Da könnte ich dir möglicherweise weiterhelfen.“ Ava stieß einen spitzen Schrei aus, als ihr Stuhl plötzlich nach hinten kippte und nur noch auf zwei Beinen stand, während Cade sich über sie beugte.
„Soll das ein Witz sein?“, fragte er.
Eigentlich hätte sie ihn sofort auffordern müssen, ihren Stuhl wieder richtig hinzustellen. Und sie hätte die Schmetterlinge im Bauch angesichts seines Lächelns ignorieren müssen. Stattdessen starrte sie ihn nur völlig perplex an.
„Nein.“ Sie schluckte. „Als Dev hier mit den Renovierungsarbeiten begann, brachte er einen großen Stapel Fotos von diesem Anwesen mit. Die Aufnahmen hatte er vom Staatsarchiv, glaube ich, drüben im Bellevue College. Ich habe keine Ahnung, ob sieaus einer Bibliothek geliehen waren oder ob er Kopien gemacht hatte. Aber das kann ich leicht herausfinden.“
„Mann, du bist wirklich jeden Penny wert, den ich dir zahle. Ja, bitte tu das.“ Und dann beugte er sich noch weiter herunter, um ihr einen Kuss zu geben. Seine Oberlippe berührte ihre Unterlippe und umgekehrt, ehe er sich abrupt wieder aufrichtete und ihren Stuhl auf alle vier Beine stellte. „Ich lasse dich mal in Ruhe nachsehen, was du sonst noch in diesen Fotoalben findest. Wie ich bereits mehrmals gesagt habe – du bist echt klasse.“ Seine langen Beine trugen ihn mit wenigen Schritten zur Tür. Doch er drehte sich noch einmal um, während sie halb verrenkt auf ihrem Stuhl saß und ihn anstarrte. „Richtig klasse.“ Dann marschierte er hinaus.
Tja, wenn sie sich nicht irrte, hatte er gerade erneut den Ball in ihre Hälfte des Spielfelds geschlagen. Und sie hatte es einfach geschehen lassen.
Sie nahm eine aufrechte Haltung an und hob das Kinn. Na schön. Er mochte diese Runde gewonnen haben. Aber noch einmal würde ihr das nicht passieren.
Unter gar keinen Umständen.
10. KAPITEL
Ich habe lange und gründlich darüber nachgedacht. Und genug ist genug. Ich werde diesem Kerl so einen Strich durch die Rechnung machen. Nein, nicht bloß einen Strich.
C ade würde leiden.
„Jetzt habe ich dir schon zwei schlaflose Nächte zu verdanken, du Blödmann.“
Es war schon der zweite Morgen, an dem Ava weit vor der üblichen Zeit die Decke ihres gründlich zerwühlten Betts zurückschlug und wütend aufstand. Aber diesmal würde sie aufs Joggen verzichten, denn sie musste sich für einen Kampf rüsten.
Der einzige positive Aspekt der schlaflosen Nacht war ihre neue Entschlossenheit hinsichtlich des großen Problems, das sie beschäftigte, seit sie Cade gestern wieder zu nah an sich hatte herankommen lassen. Sie entsprach ganz dem Klischee, das man allgemein von Rothaarigen hatte, denn sie neigte zur Impulsivität. Eine Eigenschaft, die ihre Mutter stets missbilligte. Doch Ava hatte sich seit der Highschool so sehr zusammengenommen, um keine falschen oder vorschnellen Entscheidungen zu treffen, dass sie manchmal überhaupt keine Entscheidung mehr zu treffen imstande war.
Nun, nach der ruhelosen Nacht war sie zu einer Entscheidung gelangt. Und – wer hätte das gedacht? – sie entsprach exakt ihrem ersten, unmittelbaren Impuls.
Hör auf, nett zu sein. Vergiss deine Manieren. Kämpfe mit den gleichen Waffen.
Niemand konnte behaupten, dass sie nicht alles versucht hatte, sich professionell zu verhalten. Unglücklicherweise genügte es nicht, dass sie entschlossen war, sexuell auf Distanz zu Cade zu bleiben. Eine solche Entscheidung funktionierte nur, wenn die andere Partei auch bereit war, die Grenzen zu respektieren.
Das tat Cade ganz eindeutig nicht. War das nicht typisch für ihn?Wenn Ava sich an ihr erstes Mal auf der Highschool erinnerte, wurde ihr klar, dass immer schon er die Kontrolle gehabt hatte.
Er hatte es auf sie abgesehen.
Er hatte sie verführt.
Und dann hatte er sie einfach fallen gelassen.
Sie gab es nur äußerst ungern zu, aber damals war sie viel zu schnell in die Rolle der Bittstellerin gefallen. Zum ersten Mal sexuell erwacht und begeistert von der Aufmerksamkeit, die Cade ihr zukommen ließ, hatte sie nur allzu bereitwillig ihre Feindschaft vergessen. Was immer er vorschlug, sie war mit allem einverstanden. Dafür zahlte sie einen hohen Preis.
Aber weißt du was,
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