Vor Schmetterlingen wird gewarnt (German Edition)
aufs Erreichen der Ziellinie gehabt hatte. Aber hey, es war ihr erstes Mal gewesen, daher hatte sie auch nicht erwartet, gleich die Engel singen zu hören.
Immerhin hatte Cade ihr das Gefühl gegeben, etwas Besonderes zu sein. Zwischen den Küssen hatte er geflüstert, wie sinnlich ihre Lippen seien, wie wunderschön ihr Haar, wie weich ihre Haut, wie aufregend ihre Brüste. Und hinterher hatte er sie in den Armen gehalten wie etwas außergewöhnlich Kostbares.
Was Ava darin bestärkte, völlig aus dem Häuschen zu sein, weil sie es ausgerechnet mit ihm getan hatte. Das war nicht abzusehen gewesen, denn noch bis vor sechs Wochen war Cade für sie eine echte Nervensäge gewesen. Sie konnte sich gar nicht daran erinnern, irgendwann nicht von ihm genervt gewesen zu sein. Sie kannten sich praktisch seit der Geburt, ohne je viel voneinander zu wissen. Und das wenige, was Ava über ihn wusste, hatte ihr nicht gefallen. Er gehörte zu einer Clique, die sich über alle anderen lustig machte, die nicht ihrem Niveau entsprachen. Und dazu zählten, Hand aufs Herz, neun Zehntel aller Schüler. Als Ava und Cade von Mr Burton für ein Wissenschaftsprojekt eingeteilt worden waren, hatte sie deshalb schwarzgesehen. Sie und Gallari? Bei einem Projekt, das sich über ein Vierteljahr der Abschlussklasse hinzog?
Als sie acht gewesen waren, hatte er sie an den Haaren gezogenund ihr in der Tanzstunde auf die Zehen getreten. In der zehnten Klasse hatte er ihr unter der Zuschauertribüne unter den Rock geguckt und allen erzählt, dass sie pinkfarbene Slips trug. Trotzdem war es für Ava bis gestern eine grausige Vorstellung gewesen, er könnte ihre dicken Oberschenkel sehen und sich mit seinen dämlichen Freunden darüber kaputtlachen.
In den vergangenen anderthalb Monaten hatte sie Cade jedoch von einer anderen Seite kennengelernt. Als liebenswert, witzig und nachdenklich, was sie nicht einmal im Traum für möglich gehalten hätte. Und wenn sie sich in der Bibliothek oder im Coffeeshop gegenübersaßen, um an ihrem Projekt zu arbeiten, war eine erotische Anziehung zwischen ihnen spürbar. Es hatte nicht lange gedauert, da hatten sie im Dunkeln in seinem Wagen gesessen und geredet und geredet, ohne ein Ende zu finden.
Bis er sie eines Abends geküsst hatte. Und nachdem diese Grenze überschritten war, hatte es kein Zurück gegeben. Jedes Mal, wenn er sie in den vergangenen Wochen geküsst hatte, wenn seine Hände sich kühner auf unbekanntes Terrain vorgewagt hatten, war sie einfach dahingeschmolzen. Während er das Level ihrer Intimität nach und nach erhöht hatte, war es ihr immer schwerer gefallen, ihn zu bremsen.
Und gestern Abend hatte sie es nicht mehr geschafft, ihm zu sagen, dass sie aufhören mussten. Ein Lächeln stahl sich auf Avas Gesicht.
„Okay, das reicht!“ Poppy blieb direkt vor der Tür zur Cafeteria stehen und packte Ava am Arm. „Was ist los mit dir?“
Ava lachte.
Sie versuchte, die Neuigkeit für sich zu behalten.
Aber dann gab sie nach, denn ihren zwei besten Freunden erzählte sie einfach alles.
„Ich hab’s getan, Poppy. Ehrlich, ich dachte, ich würde als Jungfrau die Highschool verlassen oder sogar als Jungfrau sterben. Aber letzte Nacht …“ Sie wurde plötzlich rot und verlegen bei der Vorstellung, die Worte laut auszusprechen.
Jane klappte der Unterkiefer herunter. „Ach … du …Schande“, sagte sie langsam. „Du hast es getan?“
Ava nickte.
Poppy sah perplex aus. „Mit wem?“ Dann kniff sie die Augen zusammen. „Oh, Mist. Bitte sag, dass es nicht das Arschgesicht Gallari war!“
„Nenn ihn nicht so!“ Na schön, sie selbst hatte ihm damals diesen Namen gegeben. Trotzdem …
„Tu’s einfach nicht, ja?“, bat sie in sanfterem Ton und schüttelte den Kopf. „Ich werde euch alles erzählen, aber nach der Schule, wenn uns nicht jeder zuhören kann.“
„Klar, einverstanden“, meinte Poppy. „Aber verlass dich drauf – sobald wir hier raus sind, habe ich ein paar Fragen an dich, Schwester.“ Sie ließ Ava los und stieß die Tür zur Cafeteria auf. Gemeinsam begaben sie sich in das Chaos der zweiten großen Pause.
Tabletts und Geschirr klapperten, Stimmen hallten von den Wänden wider, und die Schüler schienen in ständiger Bewegung zu sein. Sie liefen zwischen den langen Tischen herum oder balgten sich um einen Platz. Auf der Suche nach Cade spähte Ava an zwei Jungs vorbei, die sich gegenseitig einen Baseball zuwarfen. Damit es nicht zu offensichtlich wurde, folgte
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