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Vor Vampiren wird gewarnt

Vor Vampiren wird gewarnt

Titel: Vor Vampiren wird gewarnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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getan hat, als er mich retten kam. Aber er hat mich nie angerufen oder ist herübergekommen.«
    »Er war vorgestern Abend hier, als du frei hattest. Ich glaube, du solltest ihn mal besuchen«, meinte Sam. »Aber mehr sage ich nicht.«
    MÄRZ
    Ende der vierten Woche
    An einem schönen Abend einige Tage später stöberte ich in meinem Wandschrank herum und suchte nach meiner größten Taschenlampe. Sams Vorschlag, dass ich Bill mal besuchen sollte, hatte mich nicht mehr losgelassen, und so beschloss ich, als ich nach der Arbeit nach Hause kam, über den Friedhof zu Bills Haus hinüberzugehen.
    Der Friedhof »Trautes Heim« ist der älteste im Landkreis Renard. Dort ist jedoch nicht mehr allzu viel Platz für weitere Tote, weshalb es am südlichen Stadtrand von Bon Temps einen dieser neuen »Bestattungsparks« mit in den Boden eingelassenen Grabplatten gibt. Entsetzlich. Da ist mir »Trautes Heim« tausendmal lieber, auch wenn das Gelände uneben ist, die Bäume alle uralt sind und einige der Zäune um die Grabstellen herum völlig schief und krumm dastehen, von den ältesten Grabsteinen ganz zu schweigen. Wann immer wir dem wachsamen Auge unserer Großmutter entwischen konnten, haben Jason und ich als Kinder dort gespielt.
    Der Weg durch die Grabstätten und Bäume hindurch zu Bills Haus war mir noch bestens vertraut aus der Zeit, als er mein allererster Freund gewesen war. Die Frösche und Insekten hatten eben erst mit ihren Sommergesängen begonnen, und ihr Spektakel würde mit zunehmender Wärme nur noch lauter werden. Mir fiel ein, dass D'Eriq mich mal gefragt hatte, ob ich nicht Angst hätte,so nahe bei einem Friedhof zu wohnen, und ich musste lächeln. Vor den Toten, die unter der Erde lagen, fürchtete ich mich nicht. Die auf der Erde herumlaufenden Toten waren sehr viel gefährlicher. Ich hatte im Garten eine Rose abgeschnitten und legte sie auf das Grab meiner Großmutter. Sie spürte sicher, dass ich da war und an sie dachte.
    Es brannte ein schwaches Licht im alten Haus der Familie Compton, das ungefähr zur selben Zeit gebaut worden war wie meins. Ich klingelte an der Tür. Wenn Bill nicht irgendwo draußen im Wald herumstreunte, war er bestimmt zu Hause, denn sein Auto war da. Aber ich musste eine Weile warten, bis sich die Tür knarrend öffnete.
    Bill schaltete die Außenbeleuchtung auf der Veranda an, und ich versuchte, nicht vor Schreck nach Luft zu schnappen. Er sah furchtbar aus.
    Bill hatte sich eine Silbervergiftung zugezogen im Elfenkrieg, die er Neaves Silberzähnen verdankte. Seine Vampirfreunde hatten ihm zwar sofort danach - und seitdem immer wieder - Unmengen an Blut gegeben, doch ich sah mit einiger Sorge, dass seine Haut immer noch aschgrau war statt weiß. Sein Schritt war zögerlich, und er ging ein wenig vornübergebeugt, wie ein alter Mann.
    »Sookie, komm doch herein«, sagte er. Sogar seine Stimme klang nicht mehr so kräftig wie früher.
    Seine Worte klangen höflich, doch ich konnte nicht sagen, was er wirklich von meinem Besuch hielt. Die Gedanken der Vampire kann ich nicht lesen, einer der Gründe, warum ich anfangs so fasziniert gewesen war von Bill. Es kann sich wohl jeder vorstellen, wie berauschend die Stille ist nach dem unentwegten aufdringlichen Gelärme um mich herum.
    »Bill«, begann ich und versuchte, weniger schockiert zu klingen, als ich es war. »Geht es dir besser? Dieses Gift in deinem Körper... Wirst du es los?«
    Ich hätte schwören können, dass er seufzte. Mit einer Geste bat er mich, ihm voraus ins Wohnzimmer zu gehen. Die Lampen waren aus. Bill hatte Kerzen angezündet. Ich zählte acht Stück. Was er bei diesem flackernden Licht hier wohl allein gemacht hatte? Vielleicht eine CD gehört? Er liebte Musik, vor allem Bach. Ziemlich beunruhigt setzte ich mich aufs Sofa, während Bill in seinem Lieblingssessel auf der anderen Seite des niedrigen Tisches Platz nahm. Er sah so attraktiv aus wie immer, aber seinem Gesicht fehlte es an Lebhaftigkeit. Es war überdeutlich, dass er litt. Jetzt wusste ich, warum Sam wollte, dass ich ihn besuche.
    »Geht's dir gut?«, fragte er.
    »Schon viel besser«, erwiderte ich vorsichtig. Er hatte gesehen, wie schlimm sie mich zugerichtet hatten.
    »Die Narben, die... Wunden?«
    »Die Narben sind noch zu sehen, aber schon viel weniger, als ich je erwartet hätte. Und die Löcher im Fleisch sind zugewachsen. In diesem Oberschenkel habe ich noch so eine Art Grübchen«, sagte ich und klopfte auf mein linkes Bein. »Aber

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