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Vor Vampiren wird gewarnt

Vor Vampiren wird gewarnt

Titel: Vor Vampiren wird gewarnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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zu tun, aber würde - oder könnte - Eric ...?
    Ich wusste, dass die Antwort ja lautete, wenn ich es denn wagen würde, mir diese Frage überhaupt zu stellen.
    Andererseits gab Charlie auch eine gute Geisel ab, um zu gewährleisten, dass Heidi kooperierte. Ganz nach dem Motto: »Wenn du Eric nicht ausspionierst, werden wir Charlie einen Besuch abstatten.« Doch wenn sich die Situation plötzlich veränderte...
    Aber all diese Grübelei über Heidi diente doch nur einem Zweck: den viel dringlicheren Fragen auszuweichen. Wer war die frische Leiche in meinem Wald, und wer hatte sie dort begraben?
    Wäre Hunter nicht bei mir gewesen, hätte ich zum Telefon gegriffen, Eric angerufen und ihn gebeten, eine Schaufel mitzubringen und mit mir gemeinsam eine Leiche auszugraben. Dafür war ein Freund doch da, oder? Aber ich konnte Hunter nicht allein im Haus lassen, und ich hätte mich schrecklich gefühlt, wenn ich Eric gebeten hätte, allein in den Wald hinauszugehen, obwohl ich wusste, dass er sich gar nichts weiter dabei gedacht hätte. Er hätte vermutlich sowieso Pam geschickt. Ich seufzte. Tja, ich konnte anscheinend kein einziges Problem loswerden, ohne mir ein neues aufzuhalsen.

       Kapitel 6
    Um sechs Uhr morgens kletterte Hunter zu mir ins Bett. »Tante Sookie!«, rief er; wahrscheinlich hielt er es für ein Flüstern. Nur dieses eine Mal wäre es wirklich viel angenehmer gewesen, wenn er sein Gespräch mit mir in Gedanken geführt hätte.
    »Ah, hmm?« Das konnte nur ein schlechter Traum sein.
    »Ich hab was Komisches geträumt letzte Nacht«, erzählte Hunter.
    »Hmm?« Vielleicht ein Traum in einem Traum.
    »Ein großer Mann kam in mein Zimmer.«
    »Ach?«
    »Er hatte lange Haare, wie eine Frau.«
    Ich stützte mich auf einen Ellbogen und sah Hunter an, der keine Angst gehabt zu haben schien. »Tatsächlich?«, sagte ich, was wenigstens eine annähernd passende Reaktion war. »Welche Farbe?«
    »Gelb«, sagte Hunter nach kurzem Nachdenken.
    Aha. Oh. Mir dämmerte, dass wohl die meisten Fünfjährigen etwas unsicher sind, wenn sie Farben benennen sollen. Ich versuchte erst mal, mich aufzusetzen. Draußen wurde es allmählich hell.
    »Was hat er denn gemacht?«
    »Er hat mich nur angeguckt, und er hat gelächelt«, erzählte Hunter. »Und dann ist er in den Wandschrank gegangen.«
    »Wow«, sagte ich bloß. Ich konnte mir zwar nicht sicher sein (bis es dunkel war, zumindest), aber das klang allessehr danach, als würde Eric heute seinen Tag als Toter in dem geheimen Versteck in meinem Wandschrank verbringen.
    »Ich muss aufs Klo«, rief Hunter plötzlich, rutschte vom Bett herunter und flitzte in mein Badezimmer. Einen Moment später hörte ich die Toilettenspülung rauschen, und dann wusch er sich die Hände - oder wenigstens machte er den Wasserhahn eine Sekunde lang an. Ich sank wieder in die Kissen zurück und dachte an all die schönen Stunden Schlaf, die ich heute leider, leider versäumen würde. Mithilfe reiner Willenskraft schwang ich mich aus dem Bett und zog mir einen Morgenmantel über mein blaues Nachthemd. Ich schlüpfte in meine Hausschuhe, und als Hunter wieder aus dem Badezimmer kam, ging ich hinein.
    Ein paar Minuten später waren wir in der Küche. Ich machte Licht und ging direkt zur Kaffeekanne, an der ein Zettel pappte. Die Handschrift erkannte ich sofort, und Glückshormone strömten durch meine Blutbahnen. Statt mich weiter zu wundern, dass ich hier tatsächlich zu einer so gottlos frühen Stunde schon herumlief, freute ich mich, dass ich die Zeit mit meinem kleinen Cousin verbringen konnte. Die Nachricht, die auf einen der Zettel für meine Einkaufslisten geschrieben war, lautete: »Liebste, ich kam zu kurz vor Morgengrauen, um dich noch aufzuwecken, auch wenn es mich danach verlangte. Dein Haus ist voller seltsamer Männer. Ein Elf oben und ein kleines Kind unten - aber solange keiner im Bett meiner Ehefrau liegt, kann ich es ertragen. Ich muss dich sprechen, sobald ich aufstehe.« Darunter gekrakelt die Unterschrift: ERIC.
    Ich legte den Zettel zur Seite und versuchte, mir keine Gedanken darüber zu machen, warum Eric mich so dringend sprechen wollte. Als die Kaffeemaschine munter vor sich hin blubberte, holte ich eine Pfanne heraus und stellte sie auf den Herd. »Du magst hoffentlich Pfannkuchen«, sagte ich zu Hunter, und sein Gesicht hellte sich auf. Mit einem Knall setzte er seinen Becher Orangensaft auf dem Tisch ab, und prompt schwappte etwas über den Rand. Ich wollte ihm

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