Vor Vampiren wird gewarnt
einem Sessel Platz nahm. Ich bot ihm nichts zu trinken an.
»Wie geht es Agentin Weiss?«, fragte ich. Die in New Orleans stationierte Sarah Weiss hatte Lattesta, der in Rhodes stationiert war, das letzte Mal hier zu meinem Haus heraus begleitet und war im Laufe vieler schrecklicher Ereignisse niedergeschossen worden.
»Sie arbeitet wieder«, erzählte Lattesta. »Allerdings noch immer nur am Schreibtisch. Mr Crane, wir sind uns vorher, glaube ich, noch nicht begegnet?«
Niemand vergaß Claude. Was mein Cousin natürlich sehr gut wusste. »Das Vergnügen hatten Sie noch nicht«, sagte er zu dem FBI-Mann.
Lattesta brauchte einen Moment, bis er begriffen hatte. Dann lächelte er. »Richtig«, sagte er. »Hören Sie, Miss Stackhouse, ich komme heute zu Ihnen, um Ihnen zu sagen, dass Sie nicht mehr Gegenstand unserer Ermittlungen sind.«
Es erstaunte mich, wie groß die Erleichterung war, die ich empfand. Ich tauschte einen Blick mit Claude. Gott segne meinen Urgroßvater. Wie viel mochte er ausgegeben, wie viele Fäden gezogen haben, um das zu ermöglichen?
»Wie kommt das denn?«, fragte ich. »Nicht, dass ich das FBI vermissen werde. Aber ich wundere mich schon, was sich so plötzlich geändert hat.«
»Sie scheinen Leute zu kennen, die sehr mächtig sind«, sagte Lattesta mit unerwartet bitterem Unterton. »Jemand in unserer Regierung möchte nicht, dass Ihr Name öffentlich genannt wird.«
»Und Sie sind den ganzen Weg nach Louisiana geflogen, um mir das zu sagen?« Ich ließ genug ungläubiges Staunen in meiner Stimme mitschwingen, um ihm klarzumachen, dass ich das für Unsinn hielt.
»Nein, ich bin den ganzen Weg hier herunter geflogen, um zu einer Gerichtsverhandlung über die Schießerei zu gehen.«
Okay. Das ergab schon mehr Sinn. »Und meine Telefonnummer hatten Sie nicht? Um mich anzurufen? Sie mussten hierherkommen und mir persönlich sagen, dass gegen mich nicht mehr ermittelt wird?«
»Irgendwas stimmt nicht mit Ihnen«, brauste er auf. Na also, jetzt war die Fassade endlich verschwunden. Ich war geradezu erleichtert. Jetzt passte sein Äußeres wenigstens wieder zu seinem Inneren. »Sarah Weiss durchlebt eine Phase ... geistiger Verwirrung, seit sie Sie getroffen hat. Sie geht zu Seancen und liest Bücher über paranormale Phänomene. Ihr Ehemann macht sich schon Sorgen um sie. Und das FBI auch. Ihr Vorgesetzter zweifelt sogar daran, dass er sie je wieder im Außendienst einsetzen kann.«
»Es tut mir leid, das zu hören. Aber ich wüsste nicht, was ich dagegen tun könnte.« Ich dachte einen Augenblick nach, während Lattesta mich mit wütendem Blick ansah. Und er hegte auch jede Menge wütende Gedanken. »Selbst wenn ich zu ihr ginge und ihr sagte, dass ich all das, was sie für möglich hält, gar nicht tun kann, würde es nichts helfen. Sie glaubt, was sie glauben will. Und ich bin die, die ich bin.«
»Dann geben Sie es also zu.«
Obwohl ich dem FBI nicht weiter auffallen wollte, tat das seltsamerweise doch weh. Ich fragte mich, ob Lattesta unser Gespräch aufzeichnete.
»Ich gebe was zu?«, fragte ich und war wirklich gespannt, was er jetzt sagen würde. Als er zum ersten Mal vor meiner Tür gestanden hatte, war er ein Hundertprozentiger gewesen. Hundertprozentig überzeugt davon, dass ich der Schlüssel zu seinem schnellen Aufstieg im FBI sein würde.
»Sie geben zu, dass Sie nicht mal ein Mensch sind.«
Aha. Lattesta glaubte es tatsächlich. Er empfand nur noch Empörung und Abscheu für mich. Herrje, da durchschaute ich ja selbst Sams Gedanken und Gefühle noch besser.
»Ich habe Sie überwacht, Miss Stackhouse. Man hat mich zwar zurückgepfiffen, aber wenn ich irgendeine Ermittlung, in der auch nur Ihr Name fällt, auf Sie ausdehnen kann, werde ich es tun. Sie sind eine Lügnerin. Ich gehe jetzt, und ich hoffe, Sie -« Er hatte keine Gelegenheit, den Satz zu beenden.
»Warum denken Sie so böse Sachen über Tante Sookie?«, rief Hunter aufgebracht. »Sie sind ein schlechter Mensch.«
Ich hätte es selbst nicht besser ausdrücken können, wünschte aber um Hunters willen, er hätte den Mund gehalten. Lattesta wurde kreidebleich.
Claude lachte und sagte zu Hunter: »Jetzt hat er Angst vor dir.« Er hielt das für einen großartigen Witz, und ich wurde das Gefühl nicht los, dass er schon die ganze Zeit gewusst hatte, was Hunter war.
Doch Lattestas Groll könnte vielleicht zu einer echten Gefahr für mich werden.
»Danke, dass Sie gekommen sind, um mir die gute Nachricht zu
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