Vor Vampiren wird gewarnt
überbringen, Spezialagent Lattesta«, sagte ich so sanft, wie ich es nur hinbekam. »Ich wünsche Ihnen eine sichere Rückfahrt nach Baton Rouge oder New Orleans, oder auf welchem Flughafen auch immer Sie gelandet sind.«
Lattesta war auf den Beinen und zur Tür hinaus, noch ehe ich ein weiteres Wort gesagt hatte, und ich ließ Hunter bei Claude und folgte ihm. Erst als er sein Auto schon erreicht hatte und in seinen Taschen nach dem Schlüssel kramte, bemerkte er, dass ich hinter ihm stand. Er schaltete ein kleines Aufnahmegerät aus, fuhr herum und warf mir einen wütenden Blick zu.
»Sie benutzen sogar Kinder«, sagte er. »Wie niederträchtig.«
Einen Augenblick lang sah ich ihn scharf an. Dann sagte ich: »Sie machen sich Sorgen, dass Ihr kleiner Sohn, der in Hunters Alter ist, autistisch sein könnte. Sie haben Angst, dass diese Gerichtsverhandlung, derentwegen Sie gekommen sind, schlecht für Sie laufen könnte, und vielleicht auch für Agentin Weiss. Sie sind verunsichert, weil Sie Claude attraktiv fanden. Sie denken daran, um eine Versetzung in eine Regierungsbehörde in Louisiana zu bitten. Sie sind wütend, dass ich Leute kenne, die Sie von einem Fall abziehen könnten.«
Wenn Lattesta durch das Metall in sein Auto hätte hineinschlüpfen können, hätte er es getan. Herrje, jetzt hatte ich mich nur aus verletztem Stolz wie eine Närrin aufgeführt. Ich hätte ihn ohne ein weiteres Wort abfahren lassen sollen.
»Wenn ich Ihnen doch nur erzählen dürfte, wer mich dem Zugriff des FBIs entzogen hat«, fuhr ich fort. Wenn schon, denn schon, stimmt's? »Das würde Ihnen vor Angst glatt die Hosen ausziehen.« Mit diesen Worten drehte ich mich um, ging zurück die Verandastufen hinauf und verschwand im Haus. Nur einen Moment später hörte ich sein Auto meine Auffahrt entlangrasen, wobei wahrscheinlich mein schöner Kies in alle Richtungen spritzte.
Hunter und Claude fand ich lachend in der Küche. Sie hielten Strohhalme ins Abwaschwasser, das noch ein wenig Restschaum hatte, und bliesen aus Leibeskräften hinein. Hunter stand auf dem Tritthocker, den ich benutzte, um an die obersten Regale der Küchenschränke zu gelangen. Ein unerwartet heiterer Anblick.
»Und, Cousine, ist er weg?«, fragte Claude. »Gut gemacht, Hunter. Ich glaube, da ist ein Seeungeheuer im Wasser, da!«
Hunter blies noch stärker, und das Wasser spritzte hoch bis an die Gardinen. Er lachte etwas zu wild.
»Okay, Kinder, das reicht«, sagte ich. Es geriet langsam außer Kontrolle. Aber das kam eben dabei heraus, wenn man einen Elfen ein paar Minuten mit einem Kind allein ließ. Ich sah auf die Uhr. Dank Hunters frühem Weckappell war es erst neun. Und ich ging davon aus, dass Remy seinen Sohn nicht vor dem Spätnachmittag abholen kam.
»Komm, wir fahren in den Park, Hunter.«
Claude wirkte enttäuscht, dass ich ihrem Vergnügen ein Ende setzte, doch Hunter wollte gern irgendwo hinfahren. Ich griff nach meinem Softball-Fanghandschuh und band Hunters Sneakers noch mal ordentlich zu.
»Darf ich auch mitkommen?«, fragte Claude in leicht eingeschnapptem Ton.
Das überraschte mich. »Na klar, komm mit«, sagte ich. »Das wäre toll. Aber du solltest vielleicht dein eigenes Auto nehmen, weil ich nicht weiß, was wir danach noch machen.« Mein selbstbezogener Cousin hatte doch tatsächlich Freude daran, mit Hunter zu spielen. Das hätte ich nie und nimmer erwartet - und ehrlich gesagt, er auch nicht, glaube ich. Und so folgte Claude uns in seinem Chevrolet Impala in den Park.
Ich fuhr zum Magnolia Creek Park, der sich zu beiden Seiten eines Baches erstreckte. Er war schöner als der kleine Park in der Nähe der Grundschule. Dieser Park war natürlich auch nicht besonders groß, da Bon Temps nicht gerade eine reiche Kleinstadt ist, aber es gab die übliche Spielplatz-Ausstattung, einen netten Wanderweg, viel offenes Gelände, Picknicktische und Bäume. Hunter tobte auf dem Klettergerüst herum, als hätte er noch nie zuvor eines gesehen, aber vielleicht hatte er das auch nicht. Red Ditch ist kleiner und ärmer als Bon Temps.
Hunter konnte klettern wie ein Äffchen, stellte ich fest, und Claude stand immer parat, um ihm im Zweifelsfall bei jeder Bewegung Halt zu geben. Hunter hätte es doof gefunden, wenn ich das getan hätte. Warum, wusste ich auch nicht so genau, aber ich wusste, dass es so war.
Als ich Hunter gerade vom Klettergerüst weglockte, um mit ihm Ball zu spielen, hielt plötzlich ein Auto vor dem Park an. Tara stieg aus
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