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Vor Vampiren wird gewarnt

Vor Vampiren wird gewarnt

Titel: Vor Vampiren wird gewarnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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es nicht viel anders. Aber diese kleine Plauderei dauerte sowieso schon zu lange. Ich wollte nicht, dass der »Meister« annahm, wir würden uns gegen ihn verschwören.
    »Alexej«, rief Appius Livius Ocella in scharfem Ton. »Ist alles in Ordnung bei dir?«
    »Ja, Meister«, rief Alexej und eilte zu dem Römer.
    »Jesus Christus, Hirte von Judäa«, stieß ich aus und trug schließlich das Tablett mit den Flaschen TrueBlood ins Wohnzimmer. Jason war sehr bedrückt, doch er folgte mir.
    Eric hatte sich auf Appius Livius Ocella konzentriert wie ein Verkäufer eines 7-Eleven-Supermarktes auf einen Kunden, der eventuell eine Waffe dabeihaben könnte. Aber er schien sich in der Zwischenzeit von dem Schock, dass sein Schöpfer aufgetaucht war, erholt und etwas entspannt zu haben. Durch unsere Blutsbande strömte eine überwältigende Welle der Erleichterung von Eric zu mir. Ich dachte kurz nach und glaubte zu verstehen. Eric war über die Maßen erleichtert, dass der ältere Vampir sich einen Bettgefährten mitgebracht hatte. Eric hatte über seine vielen Jahre als Ocellas Sexpartner zwar immer recht gleichgültig geredet, doch als er nun seinen Schöpfer tatsächlich wiedersah, hatte ihn einen Moment lang ein rasender Widerwille ergriffen. Doch jetzt sammelte und wappnete sich Eric und wurde wieder zu Eric, dem Sheriff, nach seinem jähen Rückfall in das Dasein als Eric, der neue Vampir und Liebessklave.
    Aber ich würde Eric nie mehr so sehen wie zuvor. Jetzt wusste ich, wovor er sich fürchtete. Soweit ich es von Eric mitbekam, betraf es nicht so sehr die körperliche, sondern eher die geistige Seite; allem voraus wollte Eric nicht unter der Kontrolle seines Schöpfers stehen.
    Ich servierte jedem der Vampire eine Flasche TrueBlood, die ich sorgsam auf einer Serviette abstellte. Wenigstens musste ich mir keine Gedanken um einen Snack machen ... falls Ocella nicht beschloss, dass sie alle drei sich an mir gütlich tun könnten. Was ich im Fall der Fälle nicht überleben würde, so viel war sicher, und es gab rein gar nichts, was ich dagegen tun konnte. Das hätte mich zu einer mustergültigen Zurückhaltung bewegen sollen. Ich hätte mit sittsam an den Knöcheln überkreuzten Beinen dasitzen und dreinschauen sollen, als könnte ich kein Wässerchen trüben.
    Doch es kotzte mich einfach an.
    Erics Hand zuckte, und ich wusste, dass er meine Stimmung wahrnahm. Er versuchte mir zu sagen, dass ich mich beruhigen, beherrschen, unauffälliger verhalten solle; er wollte zwar nicht wieder unter Ocellas Kontrolle stehen, liebte den Vampir aber dennoch. Und so machte ich einen Rückzieher. Eigentlich hatte ich dem Römer ja gar keine Chance gegeben und kannte ihn nicht mal richtig. Ich wusste nur ein paar Dinge von ihm, die mir nicht gefielen; es musste doch auch noch anderes geben, das mir gefallen oder das ich bewundern könnte. Wäre er Erics richtiger Vater gewesen, hätte ich ihm jede Menge Chancen gegeben, sich zu beweisen.
    Ich fragte mich, wie deutlich Ocella meine Gefühle wohl wahrnahm. Er hatte noch eine sehr enge Bindung an Eric und würde sie immer haben, und auch Eric und mich verbanden Blutsbande. Aber meine Gefühle übertrugen sich anscheinend nicht auf den Römer, er sah nicht mal in meine Richtung. Trotzdem musste ich lernen, mich besser zu beherrschen, und zwar schnell. Ich senkte den Blick. Normalerweise konnte ich meine Gefühle gut verbergen, doch die Nähe des uralten Vampirs und seines neuen Protégés und deren Blutsbande mit Eric, das alles hatte mich völlig aus der Bahn geworfen.
    »Ich weiß gar nicht, wie ich Sie ansprechen soll«, sagte ich und sah dem Römer in die Augen. Ich hatte versucht, den besten Konversationston meiner Großmutter anzuschlagen.
    »Sie dürfen mich Appius Livius nennen«, erwiderte er, »da Sie Erics Ehefrau sind. Es dauerte hundert Jahre, bis Eric sich das Recht erworben hatte, mich Appius statt Meister zu nennen. Und dann noch einmal Jahrhunderte, um mich Ocella nennen zu dürfen.«
    Also durfte nur Eric ihn Ocella nennen. Kein Problem für mich. Und Alexej war immer noch in der »Meister«-Phase. Alexej saß so ruhig da, als hätte er jede Menge Beruhigungsmittel geschluckt. Aus der Flasche synthetischen Bluts, die vor ihm auf dem Couchtisch stand, hatte er nur einen Schluck genommen.
    »Danke«, sagte ich, wusste aber, dass ich nicht besonders dankbar klang. Ich sah zu meinem Bruder hinüber. Jason wusste ziemlich genau, wie er den Römer am liebsten nennen würde. Doch

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