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Vorgetäuscht: Liebesroman (German Edition)

Vorgetäuscht: Liebesroman (German Edition)

Titel: Vorgetäuscht: Liebesroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisa Lorello
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Ring aufs Lenkrad, während ich mich vorwärtskämpfte, und fragte mich, auf was ich mich mit dem Typ eingelassen hatte, der – soweit ich es beurteilen konnte – die Moralvorstellungen einer Tomate hatte.
    Auf dem Belt Parkway staute sich der Verkehr auf fünf Kilometer, und selbst auf dem Long Island Expressway war der Verkehr immer noch dicht. Als ich endlich zu Hause ankam, war die Abendbrotzeit schon fast vorbei. Ich stocherte in irgendwelchen Resten aus dem Kühlschrank herum, sah mir Wiederholungen aus dem Sommer im Fernsehen an und ging ins Bett.
    Fast die ganze Nacht starrte die Decke auf mich herunter.

Kapitel fünf

JULI
ERSTE WOCHE UNSERER VEREINBARUNG
    Zwei Wochen nach dem Unabhängigkeitstag trafen wir uns das erste Mal. Wir hatten uns darauf verständigt, uns immer bei Devin in der Stadt zu treffen, weil er viel weniger Luft in seinem Terminplan hatte als ich. Und so lautete unsere Abmachung: Wir würden uns sieben Wochen lang einmal die Woche treffen. Jedes Treffen sollte rund zwei Stunden dauern. In der ersten Stunde wollte ich ihm einen Überblick über das Schreiben und Lesen von Sachliteratur geben, der meinem Kurs an der Uni Brooklyn für Erstsemester ähnelte. Ich würde ihm Hausaufgaben aufgeben, und bei unserem letzten Treffen sollte er ein Schreibtagebuch und eine Mappe mit allen Aufsätzen abgeben. In der zweiten Stunde wäre Devin dran, mir Unterricht in Vorspiel, Positionen, Methoden und Orgasmus zu geben. (Schon diese Worte sprangen mir wie Exhibitionisten aus dem Vertrag entgegen und zeigten mir, wie prüde ich war.) Auch ich sollte Hausaufgaben aufbekommen, und bei unserer letzten Verabredung (oder dem »Höhepunkt«, wie Devin es clever titulierte) sollte ich einen Test bestehen. Vertragsbedingung war auch, wenn einer von uns, wie wir es nannten, »unangemessene« Gefühle für den anderen entwickelte (sich verknallte, ernsthaft verliebte oder auf irgendeine Art obsessiv wurde) oder Verhaltensweisen wie Belästigung, Erpressung oder Stalking an den Tag legte, verlor der Vertrag nicht nur seine Gültigkeit, sondern derjenige musste auch eine Strafe in Höhe der Summe der Gesamtdienstleistung im jeweiligen Beruf zahlen. Und noch etwas: Uns zwischen den Terminen freundschaftlich zu treffen, war verboten.
    Wir unterschrieben beide, und Devin gab seinem Partner Christian den Vertrag, damit er ihn beglaubigte und aufbewahrte.
    An die Wochen vor dem ersten Treffen konnte ich mich nur undeutlich erinnern. Zu unserer ersten Zusammenkunft kam ich zu früh. Ich freute mich sehr darauf, Devin wiederzusehen, und hatte zugleich einen ziemlichen Horror davor. Devins Wohnung lag im West Village, ein umwerfendes Loft mit Dielen, einer abgehängten Decke und einer bunt zusammengewürfelten Kunstsammlung, die denen der Galerien in Soho ähnelte. Ich ging an den Bildern an den neutral gehaltenen Wänden entlang, als ob ich in einer dieser Galerien wäre, und blieb vor jedem Bild einen Moment stehen. Devin gab mir eine Flasche mit kaltem Dasani-Wasser und trank selbst ein kaltes Bier. Draußen war es heiß, aber das Loft war angenehm klimatisiert.
    »Was für eine Wohnung«, bemerkte ich.
    Er sah sich um. »Mir gefällt sie. Ich hab ein gutes Geschäft gemacht, unmittelbar bevor die Preise in den Himmel geschossen sind.«
    »Die Wohnung
gehört
Ihnen?«
    »Ja.«
    »Kriegt man mit diesem Job irgendwelche Vergünstigungen?«
    Er lachte. »Wie süß. Fangen wir an?«
    In den ersten dreißig Minuten trug ich Devin auf, zu berichten, was er bisher gelesen und geschrieben hatte. Er saß an seinem Laptop und traktierte die Tasten mit dem Zeigefinger, und ich sah mir geduldig die Bilder an, bewunderte einen Warhol hinter ihm (heilige Scheiße, ein
echter
Warhol!), trank aus der feuchten Flasche und wischte meine Hand am Hosenbein ab. Schließlich ging ich zu dem Wildledersofa, auf dem er saß und las, was auf dem Schirm zu sehen war, während er weiter tippte:
    Als ich jünger war, las mein Vater alle möglichen Bücher über den Ersten und den Zweiten Weltkrieg. Er erzählte mir Geschichten darüber, aber als Kind hat mich das nicht interessiert. Er las auch Zeitung und aus irgendeinem Grund gerne Todesanzeigen. Bevor ich ins Bett ging, las mir meine Mutter immer eine Gutenachtgeschichte vor, oft aus den
Eine-Katze-macht-Theater
-Büchern, von denen ich einige auswendig konnte,
Grünes Ei mit Speck
zum Beispiel. Mich hat Lesen erst später interessiert, zwischen dreizehn und achtzehn. Ich las ein Buch nach

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