Vorhang
mich mit einem Rubber begnügen«, sagte Mrs Luttrell und fügte augenzwinkernd hinzu: »Und mich gut benehmen und dem armen George nicht den Kopf abreißen.«
»Ich weiß genau, was für ein schlechter Spieler ich bin«, protestierte ihr Mann.
»Na und?«, meinte Mrs Luttrell. »Habe ich nicht meinen Spaß daran, deswegen mit dir zu schimpfen und dich aufzuziehen?«
Wir mussten alle lachen. Mrs Luttrell fuhr fort: »Oh, ich kenne meine Fehler genau, aber in meinem Alter werde ich mich nicht mehr von ihnen trennen. George wird mich ertragen müssen, wie ich bin.«
Colonel Luttrell sah sie hingerissen an.
Ich glaube, das gute Auskommen zwischen den beiden gab den Anstoß zu einer Diskussion über Ehe und Scheidung, die wir später führten.
Waren Männer und Frauen heute glücklicher, weil sie sich leichter scheiden lassen konnten, oder war es oft so, dass Perioden von Reizbarkeit und vorübergehender Entfremdung – oder Kummer über eine dritte Person – nach einer Weile wieder der alten Zuneigung und Freundlichkeit Platz machten?
Manchmal ist es seltsam, wie weit die Vorstellungen der Leute und ihre eigenen persönlichen Erfahrungen auseinanderklaffen.
Meine eigene Ehe war unglaublich glücklich und harmonisch gewesen, und ich bin im Grunde ein altmodisch denkender Mensch. Dennoch trat ich für die Scheidung ein – für einen sauberen Schlussstrich und einen neuen Anfang. Boyd Carrington dagegen, dessen Ehe unglücklich verlaufen war, plädierte für die Unauflösbarkeit des Ehebandes. Er habe, sagte er, die größte Hochachtung vor der Institution der Ehe. Sie sei das Fundament des Staates.
Norton, der keine Bindungen hatte und nicht von einem persönlichen Standpunkt aus urteilte, war der gleichen Ansicht wie ich. Franklin, der moderne Wissenschaftler, gab sich seltsamerweise als entschlossener Gegner der Scheidung zu erkennen. Offenbar stellte sie einen Angriff auf sein Ideal von klarem Denken und Handeln dar. Man übernähme eine gewisse Verantwortung, und zu der müsse man stehen und dürfe sich nicht davor drücken oder sie beiseiteschieben. Ein Vertrag sei ein Vertrag, sagte er. Man gehe ihn aus eigenem freien Willen ein und müsse ihn auch halten. Alles andere laufe auf ein, wie er es nannte, scheußliches Durcheinander hinaus – unerledigte Probleme, halb gelöste Bindungen.
Er lehnte sich in seinem Sessel zurück, stemmte seine langen Beine gegen den Tisch und sagte: »Der Mann sucht sich die Frau aus und bleibt für sie verantwortlich, bis sie stirbt – oder er.«
»Und manchmal heißt es dann: ›O gnädiger Tod!‹«, scherzte Norton.
Wir lachten, und Boyd Carrington sagte: »Sie haben leicht reden, mein Lieber, Sie waren nie verheiratet.«
Norton schüttelte den Kopf. »Und jetzt ist es zu spät dazu.«
»Meinen Sie?« Boyd Carrington sah ihn spöttisch an.
»Sind Sie ganz sicher?«
Genau in diesem Moment trat Elizabeth Cole zu uns. Sie hatte Mrs Franklin Gesellschaft geleistet.
Ich war nicht sicher, ob ich es mir nur einbildete oder ob Boyd Carrington tatsächlich bedeutungsvoll von ihr zu Norton blickte und Norton daraufhin errötete.
An diese Möglichkeit hatte ich noch gar nicht gedacht, und ich betrachtete Elizabeth Cole forschend. Es stimmte, sie war noch relativ jung und darüber hinaus recht hübsch, in der Tat eine sehr ansprechende und sympathische Frau, die jeden Mann glücklich machen konnte. Sie und Norton waren in letzter Zeit ziemlich häufig zusammengewesen. Auf ihrer gemeinsamen Suche nach Blumen und Vögeln hatten sie sich angefreundet. Ich erinnerte mich, dass sie von Norton als von einem sehr netten Menschen gesprochen hatte.
Nun, wenn es stimmte, dann freute es mich für sie. Ihre traurige und armselige Kindheit würde ihrem späten Glück nicht im Wege stehen. Die tragische Tat, die ihr bisheriges Leben zerstört hatte, wäre nicht umsonst gewesen. Während ich sie anblickte, fiel mir auf, dass sie sehr viel glücklicher und – ja, fröhlicher wirkte als bei meiner Ankunft auf Styles.
Elizabeth Cole und Norton – warum eigentlich nicht?
Da erfasste mich ohne ersichtlichen Grund ein Gefühl des Unbehagens und der Besorgnis. Es war nicht gut – es war nicht richtig, hier auf Styles sein Glück zu planen. Die Atmosphäre des alten Hauses hatte etwas Unheilvolles. Ich spürte es ganz deutlich! Jetzt, in diesem Augenblick, fühlte ich mich plötzlich alt und müde und – ja, ich hatte Angst.
Gleich darauf war dieses Gefühl geschwunden. Außer Boyd
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