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Vorhofflimmern

Vorhofflimmern

Titel: Vorhofflimmern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Danninger
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wie du aussiehst, dann geht´s dir miserabel.“
    „Na, vielen Dank auch.“
    „Gern geschehen. Hast du wenigstens mit ihm gesprochen?“
    „Nein.“
    „Hast du ihn in der Arbeit nicht getroffen?“
    „Doch.“
    „Aber du hast nicht ihm geredet. Hm, was hast du dann
gemacht?“
    Ich dachte an die Kanüle in seinem Unterarm und verzog
gequält das Gesicht. Vera runzelte die Stirn.
    „Du hast ihn doch nicht verdroschen, oder?“, wollte sie
wissen.
    Ich schüttelte entrüstet den Kopf. „Quatsch.“
    Stimmte ja auch. Geschlagen hatte ich ihn wirklich nicht. Nur
gestochen. Und das passierte schließlich tagtäglich, dass ich Patienten eine Spritze
verabreichte.
    „Wenn du nicht mit ihm gesprochen hast, und auch nicht
verdroschen, dann hast du ihn vermutlich ignoriert, was ihm ja hoffentlich
aufgefallen ist. Was hat er denn dazu gesagt?“
    „Ist doch egal“, murmelte ich.
    „Ist es nicht.“
    Energisch setzte ich mich auf. „Ist es doch! Weil ich nämlich
gar nicht wissen will, was er dazu zu sagen hat! Er würde mich nur wieder mit
seinem Charme einwickeln und mich zu einer willenlosen Marionette machen!“
    Vera musterte mich schweigend. Ihr Blick verriet, dass sie
absolut nicht meiner Meinung war und sie diese Sache nicht einfach so hinnehmen
wollte.
    „Und du wirst auch nicht mit ihm sprechen!“, herrschte ich
sie deshalb an.
    Sie zog skeptisch ihre Augenbrauen hoch. „Aber es wäre…“
    „Nein!“, fuhr ich dazwischen. „Versprich mir, dass du nicht
mit ihm darüber reden wirst!“
    Missmutig verschränkte sie die Arme und schürzte die Lippen.
„Das ist nicht richtig.“
    Ich rieb mir müde über die Augen. „Vielleicht nicht, aber
wenn, dann möchte ich selbst mit ihm sprechen. Ich fühle mich nur momentan
nicht dazu in der Lage. Verstehst du das?“
    Nein, sie verstand es nicht. Trotzdem nickte sie nach einer
Weile.
    „Können wir jetzt bitte dieses Thema unterlassen?“, fragte
ich und ließ mich zurück auf das Sofa fallen. „Ich kann sowieso an nichts
anderes mehr denken und das macht mich langsam, aber sicher, ganz wahnsinnig.“
    „Okay. Soll ich heute Nacht wieder bei dir bleiben?“
    „Nein, das wird nicht nötig sein“, sagte ich, obwohl ich sie
eigentlich gerne an meiner Seite gehabt hätte, um wenigstens ein bisschen der
Einsamkeit meiner Seele zu entfliehen. Trotzdem hatte ich ein schlechtes
Gewissen und wollte nicht, dass sie ihren Verlobten wegen mir vernachlässigte.
Vera durchschaute mich natürlich sofort.
    „Sebastian kommt erst morgen wieder nach Hause“, erklärte sie
ungefragt.
    Damit war die Sache geklärt und Vera blieb über Nacht bei
mir.

 
Kapitel 32
    Am nächsten Tag rutschte ich morgens
in der Schwesternküche unruhig auf meinem Stuhl herum und sah immer wieder auf
die Uhr. Sandra beobachtete mich skeptisch, weil sie meine Nervosität nicht
richtig deuten konnte. Sie befürchtete wahrscheinlich einen nahenden
Nervenzusammenbruch, während ich in Wahrheit nur Angst hatte, Desiderio zu
begegnen.
    Ich musste unbedingt rechtzeitig aus der Ambulanz verschwinden,
sobald die Visiten und Besprechungen vorbei waren. Wenn er mich dann nirgends
finden konnte, würde er bestimmt bald nach Hause gehen und ich konnte mich auf
meinen Job konzentrieren.
    Als ich den Zeitpunkt für gekommen hielt, erklärte ich
Sandra, dass ich mir noch etwas vom Kiosk holen wollte und hoffte inständig
darauf, dass sie nicht auch plötzlich auf diese Idee kam und mich begleiten
wollte.
    Gott sei Dank verspürte sie keinerlei Hungergefühl, darum
eilte ich schließlich alleine aus der Notaufnahme.
    Natürlich war der Kiosk nicht mein einziges Ziel. Danach
würde ich noch rein zufällig Eva aus der Röntgenabteilung aufsuchen und mich
von ihr in ein Gespräch verwickeln lassen, bis ich gefahrlos in die Ambulanz
zurückkehren konnte.
    Leider kam ich gar nicht erst dazu, meinen Plan in die Tat
umzusetzen.
    Die Röntgenbesprechung hatte heute ungewöhnlich lange
gedauert und so kam es, dass ich Desiderio direkt in die Arme lief. Wir standen
uns auf dem Flur gegenüber und sahen uns schweigend an.
    Verfluchter Mist! Was sollte ich denn jetzt tun?
    Einfach weglaufen?
    Nein, das war auch peinlich.
    Scheiße.
    Ich verschränkte abwehrend die Arme und blickte ihn
abschätzig an, bis er endlich das Wort ergriff.
    „Kannst du mir jetzt sagen, was los ist?“, fragte er leise.
    Mir fiel auf, dass er fürchterlich müde aussah. Dunkle
Schatten lagen unter seinen Augen und sein Gesicht wirkte nicht

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