Vorhofflimmern
größten Klatschtanten des gesamten Krankenhauses. Nicht auszudenken, was
passieren würde, wenn sie etwas von Desiderios Anmachen mitbekommen würde! Am
Ende würde sie es Reinmann erzählen und dann wusste es übermorgen schon der
ganze Landkreis.
Desiderio zeigte sich unbeeindruckt von meinem unfreundlichen
Ton. „Chefarzt Baumer meinte wohl, ich wäre so weit“, erklärte er.
Selbstgefällig lehnte er sich zurück und verschränkte seine
Arme über dem Kopf, wodurch sein Shirt ein wenig nach oben rutschte und einen
schmalen Streifen von seinem flachen, sonnengebräunten Bauch entblößte.
Mein Blick wurde wie magisch angezogen und verharrte einen
Moment lang darauf, was Desiderio mit einem wohlwollenden Zucken um seine
Lippen registrierte.
Verflucht! Dieser berechnende Mistkerl!
Ich betete zu Gott, dass Sandra meine roten Wangen nicht
bemerkte und floh erst einmal in die Umkleidekabine. Obwohl ich kurzzeitig mit
dem Gedanken spielte, konnte ich leider nicht die nächsten 10 Stunden vor
meinem Spind verbringen. Darum holte ich tief Luft und ging erhobenen Hauptes
zurück in die Küche.
Ein kleiner Tumult brach aus, während die beiden
Spätdienstschwestern lautstark ihre Sachen packten, sich verabschiedeten und
ich mir einen frischen Kaffee zubereitete. Als Sandra und Lisa endlich die
Ambulanz verließen, kam mir die Stille beinahe wie eine Wohltat vor.
Wäre da nicht dieser unverschämt gutaussehende Mann, der vor
mir am Tisch saß und mich unverhohlen betrachtete.
Er hatte die Arme nach wie vor über dem Kopf verschränkt,
doch ich hielt meinen Blick eisern von dem verheißungsvollen Stück nackter Haut
entfernt und starrte ihn stattdessen finster an.
„Soll das jetzt die ganze Nacht so gehen?“, fragte ich und
lehnte mich an den Küchentresen.
„Was meinst du?“
„Deine Gafferei.“
Desiderio senkte (endlich!) seine Arme. „Von mir aus. Ich
sehe dich gern an.“
„Das habe ich bereits bemerkt“, sagte ich. „Hierzulande nennt
man solche Leute wie dich übrigens Spanner .“
„Nein, ein Spanner beobachtet heimlich. Ich hingegen gebe es
offen und ehrlich zu.“
Ich schnaubte abfällig, obwohl er ja irgendwie sogar recht
hatte.
„Trotzdem nervt´s“, murrte ich.
Er lächelte. „Ja, aber das macht es nur noch interessanter.
Wenn du genervt bist ziehst du nämlich deine Augenbrauen leicht zusammen, so
dass sich über deiner Nase drei kleine Fältchen bilden. Und das sieht
unglaublich süß aus. Ja, genau das meine ich!“
Der Kerl war doch ungeheuerlich!
„Du willst mich in den Wahnsinn treiben, oder?“, stöhnte ich
und versuchte dabei unauffällig meine Stirn zu glätten.
„Nicht unbedingt. Momentan möchte ich nur gern mit dir
ausgehen“, erklärte er und sah dabei todernst drein. „Was danach kommt, wird
sich zeigen.“
„Ja genau!“, schnaufte ich. Was seiner Meinung nach danach
kommen sollte, war ja wohl klar. „Gib endlich auf. Ich habe kein Interesse!“
„Warum nicht?“
Was?
Gute Frage. Warum eigentlich nicht?
Weil er ein gefährlicher Charmeur war, der mir nur das Herz
brechen würde!
Aber sollte ich ihm das wirklich ins Gesicht sagen?
„Ich habe meine Gründe“, sagte ich nach einer Weile
ausweichend.
„Und die willst du mir nicht verraten“, stellte Desiderio
fest und legte den Kopf leicht schräg.
„Nein.“
Er seufzte. „Das ist schade, denn wenn ich diese Gründe
kennen würde, könnte ich dich vom Gegenteil überzeugen.“ Klar, mit Lügen und
Schmeicheleien... „Das wäre bei weitem einfacher. So muss ich mich wohl
noch mehr ins Zeug legen.“
Bitte was?
„Ist das der erste Korb, den du im Leben bekommst?“, fragte
ich und spürte, wie sich die bereits erwähnten Fältchen über meiner Nase
bildeten. Ich ließ es geschehen.
Desiderio tat so, als müsste er kurz überlegen. Dann
antwortete er cool: „Ja, jetzt wo du es erwähnst.“
Ich versuchte überheblich zu wirken. „Tja, das erklärt
natürlich so Einiges. Du bist es nicht gewohnt, dass eine Frau dich zurückweist
und darum fühlst du dich in deiner Ehre als Aufreißer gekränkt. Jetzt kämpfst
du verbissen darum, dass ich endlich Ja sage, um dein Ego aufrecht zu erhalten.
Aber weißt du, eine kleine Zurückweisung schadet deinem Selbstbewusstsein
nicht. Es wurde wohl eh mal Zeit für einen kleinen Dämpfer, bevor du deine Nase
so weit oben trägst, dass du die Sterne riechen kannst.“
Er sah ehrlich erstaunt aus. „Findest du mich echt
eingebildet?“
Eigentlich wollte
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