Vorhofflimmern
verlassen, als er mir
wie zufällig den Weg versperrte.
„Gilt dein Angebot mit dem Eis eigentlich noch?“, fragte er
beiläufig.
Na, toll...
„Vielleicht später“, meinte ich ausweichend. „Im Wartezimmer
sitzen noch einige, weißt du.“
Desiderio sah mich nachdenklich an. Ich entgegnete ihm mit
einem entnervten Blick.
Was wollte er denn jetzt schon wieder? Mich in eine Eisdiele
einladen?
„Weißt du, ich finde deine Bemühungen ganz niedlich, aber ich
habe wirklich keinerlei Interesse“, sagte er schließlich. „Lisa ist ein
wahnsinnig nettes Mädchen, aber leider absolut nicht mein Typ.“
Ich war so dermaßen überrascht, dass ich nicht einmal
ansatzweise eine Ausrede fand. Das einzige, was ich hervorbrachte war ein
dümmliches: „Hää?“
Er lachte laut auf. „Ich denke, du weißt genau, was ich
meine. Wie gesagt: Deine Verkupplungsversuche waren ganz süß von dir, aber
momentan gibt es nur eine Frau, für die ich mich interessiere.“
Meine Gesichtsfarbe wechselte von aschfahl zu dunkelrot, das
spürte ich genau.
„Also erstens einmal“, fauchte ich, „nichts was auch nur im
Entferntesten mit mir zu tun hat, hat die Bezeichnung süß oder niedlich verdient. Und zweitens habe ich nach wie vor absolut kein Interesse an dir.“
Er legte überrascht den Kopf zur Seite. „Wer sagt denn, dass
ich dich damit gemeint habe?“
Mein Mund öffnete und schloss sich automatisch, was mich
wahrscheinlich aussehen ließ, wie ein verzweifelter Fisch auf dem Trockenen.
„Ich... äh...“
Während ich noch versuchte meine Gedanken zu sortieren, kam
Desiderio einen kleinen Schritt näher. Er schob lasziv einen Mundwinkel nach
oben und sagte: „Keine Sorge, natürlich habe ich dich damit gemeint, kleine
Kriegerin.“ Seine Stimme wurde noch erotischer, als sie ohnehin schon war: „Und
jetzt gerade siehst du übrigens absolut niedlich aus.“
Ich riss ungläubig die Augen auf und sog zischend Luft ein.
Was bildete sich dieser Schnösel eigentlich ein?
„Wenn du auch nur einen Schritt näher kommst“, knurrte ich
und hob drohend eine Faust, „dann zeig ich dir, wie niedlich ich sein kann!“
Dummerweise zeigte sich Desiderio nicht annähernd
verängstigt. Zwar wandte er sich tatsächlich von mir ab, aber leider mit einem
höchst amüsierten Lachen.
Schäumend vor Wut stürmte ich an ihm vorbei und ärgerte mich
dabei nicht unbedingt über seine Worte selbst, viel eher über die Wirkung, die
sie auf meine Knie hatten.
Verdammter, arroganter Sprücheklopfer!
Kapitel 9
„Wie geht’s eigentlich in der
Arbeit?“, wollte Frank wissen.
Er stand in einer Ecke seines Wohnzimmers und malte mit einem
Pinsel die Kanten hellblau aus. Ich bearbeitete ein paar Schritte weiter
dieselbe Wand mit einem breiten Farbroller.
„Ach, alles wie immer“, meinte ich. „Du weißt schon, kleine
Kratzer auf der einen Seite, und abgesägte Finger auf der anderen.“
„Ah, ja.“
Eine Weile arbeiteten wir schweigend vor uns hin und mir
wurde mal wieder bewusst, dass ich Malerarbeiten hasste. Meine Arme schmerzten
von dem ständigen auf und nieder, und obwohl wir schon seit über einer Stunde
zu Gange waren, schien die Wand kein Ende nehmen zu wollen. Wenigstens hatte
Frank sich sofort für die Feinarbeiten bei den Ecken und Fensterkanten
angeboten, denn dafür hatte ich nun absolut keine Geduld.
Auf – Ab – Eintauchen – Auf – Ab … Da war der wunderschöne
Blauton, den ich ausgesucht hatte, nur ein kleiner Trost.
„Wir sollten uns beim Esszimmer einmal mit Tapeten
auseinandersetzen“, ächzte ich, als ich auf Zehenspitzen den oberen Rand der
Wand bemalte.
„Glaubst du, dass das nicht so anstrengend ist?“, lachte
Frank.
„Bestimmt nicht.“
„Lena, ich hab´s dir schon einmal gesagt: Du musst das nicht
machen. Ich bin dir nicht böse, wenn du jetzt nach Hause gehen willst.“
Ich schnaufte. „Natürlich muss ich das! Schließlich hab ich
es dir versprochen. Und eigentlich macht es mir ja auch Spaß. Irgendwie.“
„Irgendwie?“
„Mann, lass mich doch einfach jammern!“
„Okay.“
Wieder war eine Zeitlang nur das monotone Knistern meines
Farbrollers zu hören.
„Menno, die Wand hört gar nicht auf!“, fluchte ich
schließlich. „Warum hast du überhaupt so ein riesiges Wohnzimmer? Das
Schlafzimmer ist mir viel sympathischer.“
Frank hielt inne und grinste mich frech an. „Eine Frau, die
mit meinem Schlafzimmer sympathisiert? Interessant!“
Ich deutete drohend mit meinem
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