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Vorhofflimmern

Vorhofflimmern

Titel: Vorhofflimmern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Danninger
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du drei Tage nicht vom Topf
runterkommst, wenn du einen Löffel voll Jogurt erwischst.“
    „Oh.“
    „Genau.“ Aufgebracht begann ich in dem eigentlich ziemlich
kleinen Raum auf und ab zu gehen. Dass ich dabei jeweils nach zwei Schritten
wenden musste, nahm wohl der Geste etwas von der Dramatik. „Hör mal, ich weiß
nicht, was ich noch machen soll. Du musst schon ein wenig mitspielen, wenn ich
versuche für euch ein Gesprächsthema zu finden. Wenn er gerne Actionfilme mag,
dann magst du eben auch gerne Actionfilme, kapiert? Das wäre übrigens die
optimale Vorlage für ein Date gewesen, aber nein! Du magst ja lieber Schnulzen.
Mann, Lisa! Mir fällt gar nichts mehr ein!“
    „Das braucht es auch nicht“, murmelte Lisa.
    Ich blieb stehen. „Was?“
    „Du brauchst dich nicht weiter anzustrengen“, sagte sie etwas
lauter. „Desiderio interessiert sich nicht für mich.“
    „Bitte? Woher willst du das denn wissen?“
    Sie zupfte sich einen losen Faden von ihrem Oberteil und sah
mich dann ernst an. „Weil er sich für dich interessiert.“
    Ich stierte, blinzelte und stierte noch mehr.
    „Blödsinn!“, entfuhr es mir dann. „Wie kommst du darauf?“
    „Ach, Lena, das merkt doch ein Blinder. Wenn er mich auch nur
einmal so ansehen würde, wie er dich ansieht, dann würde ich vor Scham im Boden
versinken.“
    Ich gab einen abschätzigen Laut von mir.
    „Doch wirklich“, beteuerte Lisa. „Und das ist ja auch nicht
schlimm. Wir passen sowieso nicht zusammen. Wir haben absolut nichts
gemeinsam.“
    Nun, das hatte ich auch schon bemerkt.
    „Naja, so richtig viele Gemeinsamkeiten habt ihr vielleicht
nicht, aber...“, begann ich diplomatisch, doch Lisa unterbrach mich ungewohnt
barsch.
     „Nichts aber!“, sagte sie bestimmt. „Desiderio steht nicht
auf mich und das ist völlig in Ordnung, weil das absolut keine Zukunft hätte.
Also mach dir um mich keine Sorgen, meinetwegen hast du freie Fahrt.“
    Sie grinste verschwörerisch, während ich empört nach Luft
schnappte.
    Freie Fahrt? Wohin denn bitteschön? In die Hölle zu dem
Teufel mit den ozeanblauen Augen?“
    „Nein, Danke!“ Ich schrie meine Antwort fast, was Lisa
augenblicklich erschrocken zurückweichen ließ. „Ich will nichts von diesem
arroganten Italiener! Wie kommst du überhaupt darauf?“
    „Ja, also, ich dachte...“, stotterte sie los.
    Ich wischte ihren Erklärungsversuch mit einer Handbewegung
beiseite. „Falsch gedacht. Dass das zwischen Euch nichts wird, okay, aber
zwischen UNS wird es erst recht nichts! Da kann er mich noch so anglotzen, ich
bin nicht interessiert! Außerdem hast du dich da sowieso geirrt.“ Ich hatte
eine Hand bereits auf dem Türgriff, als ich mich noch einmal zu meiner
verängstigten Kollegin umwandte: „Und im Übrigen werden wir beide demnächst
ausgehen. Wir werden tanzen und uns besaufen bis wir kotzen und anschließend
werden wir uns alle Teile von ´Stirb Langsam` ansehen!“
    Mit hochrotem Kopf stürzte ich mich aus dem Lager. Lisa blieb
verwirrt zurück und wusste wohl nicht so recht, ob sie meine letzten Worte als
Drohung oder doch eher als Einladung ansehen sollte.
    Ich stolperte auf der Suche nach Ablenkung in den
Behandlungsraum Drei und traf dort ausgerechnet auf Desiderio, der gerade mit
einer Patientin sprach. Ich wollte mich gerade wieder unauffällig entfernen,
als ich auch schon vernahm: „Ah, Schwester Lena, wunderbar. Ich bräuchte hier
bitte eine Stützbandage an der Hand.“
    „Natürlich“, sagte ich mit zusammengebissenen Zähnen und
machte mich unverzüglich ans Werk.
    Während ich das Handgelenk der Frau mit einer elastischen
Binde umwickelte, erklärte Desiderio ihr fachlich das weitere Vorgehen. „Sie
müssen die Hand schonen, hochlagern und kühlen. Ich gebe Ihnen für drei Tage
Schmerzmittel mit, die gleichzeitig abschwellend wirken. Dann gehen Sie bitte
mit diesem Zettel hier zu ihrem Hausarzt zur Kontrolle. Sollte das Ganze in
einer Woche nicht deutlich besser sein, dann kommen Sie bitte wieder hierher.“
Als ich mit meinem Verband fertig war, überreichte er der Patientin den
Notfallbericht und die genannten Tabletten. „Alles Gute, wünsche ich Ihnen!“
    Die Frau bedankte sich selig und verließ eilig den Raum.
    Ich wechselte schweigend das Papierlaken der Liege, während
Desiderio mich wieder einmal ungeniert beobachtete.
    Nicht aufregen, Lena!
    Tatsächlich gelang mir dies sogar. Zumindest bewahrte ich
äußerlich Ruhe und wollte gerade unbeeindruckt den Raum

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