Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vorkosigan 02 03 Cordelia's Ehre

Vorkosigan 02 03 Cordelia's Ehre

Titel: Vorkosigan 02 03 Cordelia's Ehre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
Vom Netzwerk:
zuneigte. Cordelia glaubte nicht, dass Koudelka mit seinem Getue, als seien sie da in eine Art Museum gestolpert, Droushnakovi überhaupt hatte täuschen können. Und auch
    Lady Vorpatril würde man nicht zum Narren halten können,
    sobald sie sich genug ausgeruht hatte, um wieder ihren
    Verstand einsetzen zu können.
704
    Droushnakovi ließ sich in einen schäbigen gepolsterten
    Sessel fallen und rümpfte die Nase über dessen muffigen
    Geruch. Die anderen zogen sich aus dem Zimmer zurück.
    Koudelka ging weg, um zu suchen, wo in diesem alten
    Gebäude so etwas wie eine Toilette war, und um zu versuchen, ihnen, etwas zum Essen zu kaufen. Eine bestimmte
    Geruchsnuance in der Luft brachte Cordelia auf den Gedanken, dass nichts in der Karawanserei an die städtische Kanalisation angeschlossen war. Und es gab auch keine Zentralheizung. Auf Botharis finsteren Blick hin machte die Hausdame sich dünn.
    Ein Sofa, ein paar Stühle und ein niedriger Tisch standen am Ende des Korridors beisammen, beleuchtet von einer
    batteriegetriebenen Lampe mit rotem Schirm. Bothari und
    Cordelia setzten sich müde dorthin. Jetzt, da der Druck für einen Moment nicht mehr da war und er nicht gegen die
    Spannung ankämpfte, sah Bothari heruntergekommen aus.
    Cordelia hatte keine Vorstellung, wie sie selbst aussah, aber sie war sicher, dass es mit ihrem Äußeren auch nicht zum Besten stand. »Gibt es Huren auf Kolonie Beta?«, fragte Bothari plötzlich. Für Cordelia war dies wie ein geistiger Peitschenschlag. Seine Stimme war so müde, dass die Frage fast beiläufig klang, außer dass Bothari nie beiläufige
    Konversation pflegte. Wie sehr hatten die gewaltsamen
    Erlebnisse der heutigen Nacht sein prekäres Gleichgewicht
    durcheinander gebracht, seine eigentümlichen Bruchlinien
    belastet? »Nun ja… wir haben die LPSTs«, antwortete sie
    vorsichtig. »Ich vermute, sie erfüllen einige der gleichen sozialen Funktionen.«
    »Ellpee Estees?«
    »Lizensierte Praktische Sexualtherapeuten. Man muss von
    den Regierungsbehörden geprüft werden und eine Lizenz
    bekommen. Man braucht dazu mindestens einen akademischen
    Grad in Psychotherapie. Abgesehen davon, dass alle drei
    Geschlechter diesen Beruf ausüben. Am meisten verdienen die 705
    Hermaphroditen, sie sind sehr beliebt bei den Touristen. Es ist kein … kein Beruf mit einem hohen sozialen Status, aber sie gehören auch nicht zum Abschaum. Ich glaube, wir haben überhaupt keinen Abschaum auf Kolonie Beta; wir hören sozusagen bei der unteren Mittelklasse auf. Es ist ein Beruf wie…«- sie machte eine Pause und suchte nach einer kulturellen Übersetzungsmöglichkeit – »wie ungefähr ein
    Friseur auf Barrayar. Eine persönliche Dienstleistung nach professionellen Standards mit ein bisschen Kunstgewerbe.«
    Es war ihr tatsächlich gelungen, Bothari stutzig zu machen, sicherlich zum ersten Mal. Er hob die Augenbrauen. »Nur die Betaner würden meinen, dass man einen verdammten Universitätsgrad dafür braucht… Tun auch Frauen sie engagieren?«
    »Sicherlich. Auch Paare. Das … das belehrende Element
    wird dort mehr betont.«
    Er schüttelte den Kopf und zögerte, warf ihr einen schnellen Seitenblick zu. »Meine Mutter war eine Hure.« Sein Ton war seltsam distanziert. Er wartete.
    »Ich hatte… mir schon so etwas gedacht.«
    »Weiß nicht, warum sie mich nicht abgetrieben hat. Sie hätte es können, sie machte Abtreibungen ebenso wie Geburtshilfe.
    Vielleicht dachte sie an ihr Alter. Sie pflegte mich an ihre Kunden zu verkaufen.« Cordelia würgte.
    »Nun… nun, das wäre auf Kolonie Beta nicht erlaubt.«
    »Ich kann mich nicht mehr viel an diese Zeit erinnern. Ich lief weg, als ich zwölf war, als ich groß genug war, um ihre verdammten Kunden zu verprügeln. Ich trieb mich mit Banden rum, bis ich sechzehn war, wirkte damals wie achtzehn und log mich so in den Armeedienst. Dann war ich von hier weg.«
    Seine Handflächen glitten übereinander weg, um zu zeigen,
    wie glatt und schnell seine Flucht ging.
706
    »Der Armeedienst muss Ihnen im Vergleich dazu wie der
    Himmel erschienen sein.«
    »Bis ich Vorrutyer begegnete.« Er blickte unbestimmt
    herum. »Damals waren hier mehr Leute. Heute ist's hier fast tot.« Seine Stimme wurde nachdenklich. »Es gibt einen großen Teil in meinem Leben, woran ich mich nicht mehr gut erinnern kann. Es ist, als… bestünde ich aus lauter verschiedenen Stücken. Aber da gibt es einige Dinge, die ich vergessen will, aber nicht vergessen kann.«
    Sie

Weitere Kostenlose Bücher