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Vorkosigan 02 03 Cordelia's Ehre

Vorkosigan 02 03 Cordelia's Ehre

Titel: Vorkosigan 02 03 Cordelia's Ehre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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einzigen Eingang, den Cordelia sehen konnte.
    »Kann sie nicht hier draußen lassen. Sie braucht viel
    Wärme«, antwortete der Sergeant. Er trug Lady Vorpatril auf seinen Armen; sie klammerte sich an ihn, matt und zitternd.
    »Es ist sowieso eine langweilige Nacht hier. Spät. Sie
    machen zu.«
    »Was ist das für ein Ort?«, fragte Droushnakovi.
    Koudelka räusperte sich. »Damals in der Zeit der Isolation, als dies das Zentrum von Vorbarr Sultana war, war dies die Residenz eines Grafen. Eines der jüngeren Vorbarra-Prinzen, glaube ich. Deshalb ist es wie eine Festung gebaut. Jetzt ist es eine… Art Gasthaus.«
    Aha, das ist also Ihr Freudenhaus, Kou. Cordelia gelang es, damit nicht herauszuplatzen. Stattdessen sprach sie Bothari an: »Ist es sicher? Oder ist es mit Denunzianten besetzt wie das letzte Gasthaus?«
    »Sicher für ein paar Stunden«, urteilte Bothari. »Und wir
    haben sowieso nur ein paar Stunden.« Er setzte Lady Vorpatril ab, übergab sie an Droushnakovi und schlüpfte nach einem gedämpften Wortwechsel durch die Tür mit einem Wächter in das Gebäude hinein. Cordelia drückte den kleinen Ivan noch 702
    fester an sich und zog ihre Jacke über ihn, damit sie all ihre Wärme an ihn abgeben konnte. Glücklicherweise hatte er während ihres einige Minuten langen Fußmarsches von den verlassenen Gebäude bis hierher ruhig geschlafen. Ein paar Augenblicke später kam Bothari zurück und machte ihnen ein Zeichen, ihm zu folgen.
    Sie gingen durch einen Eingangskorridor, der fast wie ein
    Steintunnel aussah, mit engen Schlitzen in den Wänden und
    Löchern jeden halben Meter darüber. »Zur Verteidigung, in
    den alten Tagen«, flüsterte Koudelka, und Droushnakovi nickte verstehend. Allerdings erwartete sie heute Nacht kein
    Pfeilregen und kein siedendes Öl. Ein Mann so groß wie
    Bothari, aber etwas breiter, sperrte die Tür hinter ihnen wieder ab.
    Sie kamen in einen großen, trüb beleuchteten Raum, der in
    eine Art Bar und Speisesaal umgewandelt worden war. Darin
    waren nur zwei deprimiert aussehende Frauen in
    Morgenmänteln und ein Mann, der mit dem Kopf auf dem
    Tisch schnarchte. Wie üblich glimmten Holzkohlen in einem
    überdimensionierten offenen Kamin.
    Sie hatten eine Führerin oder Gastgeberin. Eine schlaksige Frau winkte sie schweigend zur Treppe. Vor fünfzehn oder
    vielleicht sogar zehn Jahren mochte sie noch mit langen, wohl geformten Beinen ein Aussehen von adlerhafter Eleganz
    gehabt haben; jetzt war sie knochig und verwelkt, unpassend gekleidet in einen grell magentaroten Morgenmantel mit
    herabhängenden Rüschen, die die innewohnende Traurigkeit
    wiederzugeben schienen. Bothari nahm Lady Vorpatril hoch
    und trug sie die steile Treppe hinauf. Koudelka blickte sich unsicher um und schien etwas erleichtert zu sein darüber, dass er jemand Bestimmten nicht entdeckt hatte.
    Die Frau führte sie zu einem Zimmer am Ende eines
    Korridors in einem Obergeschoss. »Wechseln Sie die
    Bettlaken«, murmelte Bothari, die Frau nickte und verschwand.
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    Bothari setzte die erschöpfte Lady Vorpatril nicht ab. Nach ein paar Minuten kam die Frau zurück, zog die zerknitterten Betttücher ab und ersetzte sie mit frischem Leinen. Bothari legte Lady Vorpatril in das Bett und trat zurück. Cordelia legte ihr den schlafenden Säugling in den Arm, und Lady Vorpatril nickte ihr dankbar zu.
    Die Hausdame – Cordelia entschied sich, die Frau dafür zu
    halten – blickte mit einem Funken Anteilnahme auf das Baby.
    »Das ist ja neugeboren. Ein großer Bub, nicht wahr?« Ihre
    Stimme ging in ein vorsichtiges Gurren über.
    »Zwei Wochen alt«, stellte Bothari in einem abweisenden
    Ton fest.
    Die Frau prustete, mit den Händen auf den Hüften. »Ich
    spiele manchmal auch Hebamme, Bothari. Eher zwei Stunden,
    würde ich sagen.«
    Bothari warf Cordelia einen seltsamen Blick zu, in dem fast Angst aufblitzte. Die Hausdame wehrte mit erhobener Hand seinen kritischen Blick ab-»Was auch immer du sagst.«
    »Wir sollten sie schlafen lassen«, sagte Bothari, »bis wir sicher sind, dass sie keine Blutungen hat.«
    »Ja, aber nicht allein«, sagte Cordelia. »Für den Fall, dass sie verwirrt an einem fremden Ort aufwacht.« Im Bereich des Fremden musste dieses Haus, so vermutete Cordelia, für eine Vorfrau als absolut fremdartig eingestuft werden.
    »Ich werde eine Weile bei ihr sitzen bleiben«, bot
    Droushnakovi an. Sie blickte misstrauisch auf die Hausdame, die anscheinend für Drous Geschmack sich dem Baby zu nah

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