Vorkosigan 02 03 Cordelia's Ehre
Initiative.«
Beinahe hätte Cordelia aufgelacht. Vorkosigan lockerte den Disruptor in seinem Halfter und ging offen auf dem Pfad weiter, wobei er jede Menge Lärm machte.
»Wache, machen Sie Meldung!«, hörte sie ihn mit fester
Stimme rufen.
»Nichts Neues seit – guter Gott, es ist der Kapitän!«, darauf folgte ein Lachen, das so ehrlich erfreut klang, wie sie es, ihrem Gefühl nach, seit Jahrhunderten nicht mehr gehört hatte.
Sie fühlte sich plötzlich schwach und lehnte sich gegen einen Baum. Und wann war das genau, fragte sie sich selbst, wo du aufhörtest, Angst vor ihm zu haben, und anfingst, Angst um ihn zu haben? Und warum dreht dir diese neue Angst den Magen so viel mehr um als die alte? Du scheinst bei diesem Tausch nichts gewonnen zu haben, oder?
»Sie können jetzt herauskommen, Kommandantin
Naismith«, drang Vorkosigans Stimme zu ihr. Sie umrundete
das letzte Stück Gebüsch und kletterte eine grasbewachsene Hügelkuppe empor. Dort kampierten zwei junge Männer, die in ihren sauberen Arbeitsuniformen sehr schneidig und militärisch aussahen. Der eine war einen Kopf größer als Vorkosigan und hatte auf seinem Männerkörper ein Jungengesicht. Sie erkannte ihn von ihrem Blick durch das Fernglas wieder: Koudelka. Er schüttelte die Hand seines Kapitäns mit unverhohlener Begeisterung und vergewisserte sich auf diese Weise, dass er kein Gespenst vor sich hatte. Die Hand des anderen Mannes griff zum Disruptor, als er Cordelias Uniform sah.
»Uns wurde gesagt, dass die Betaner Sie getötet hatten«,
sagte er misstrauisch.
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»Ja. Ein Gerücht, das ich nur mit Schwierigkeiten
widerlegen konnte«, sagte Vorkosigan. »Aber wie ihr seht, ist es nicht wahr.«
»Ihre Totenfeier war großartig«, sagte Koudelka. »Sie hätten dabei sein sollen.«
»Das nächste Mal vielleicht«, sagte Vorkosigan grinsend.
»Oh. Sie wissen doch, ich habe es nicht so gemeint, Sir.
Leutnant Radnov hat eine sehr gute Ansprache gehalten.«
»Dessen bin ich mir sicher. Er hatte vermutlich schon seit Monaten an ihr gearbeitet.«
Koudelka, der ein bisschen schneller von Begriff war als sein Kamerad, sagte: »Oh.« Der andere schaute nur verwirrt drein.
Vorkosigan fuhr fort: »Erlaubt mir, euch Kommandantin
Cordelia Naismith vom Betanischen Astronomischen
Erkundungsdienst vorzustellen. Sie ist…« – er hielt inne, und Cordelia wartete interessiert darauf, welcher Status ihr zugeschrieben werden sollte –,»… an…«
»Klingt wie?«, murmelte sie hilfsbereit.
Vorkosigan schloss die Lippen fest und unterdrückte ein
Lächeln. »Meine Gefangene«, entschied er schließlich. »Auf Ehrenwort. Abgesehen vom Zugang zu sicherheitsrelevanten Bereichen soll ihr jede Höflichkeit zuteil werden.«
Die beiden jungen Männer sahen beeindruckt und unbändig
neugierig aus. »Sie ist bewaffnet«, stellte Koudelkas Kamerad fest.
»Und das ist auch gut so.« Vorkosigan ließ sich dazu nicht weiter aus, sondern ging zu dringenderen Sachen über. »Wer gehört zur Landungsgruppe?«
Koudelka rasselte eine Liste von Namen herunter, wobei
sein Begleiter gelegentlich seinem Gedächtnis nachhalf.
»Also gut«, seufzte Vorkosigan. »Radnov, Darobey, Sens
und Tafas sollen so ruhig und sauber wie möglich entwaffnet 87
und wegen Meuterei unter Arrest gestellt werden. Einige
andere werden später folgen. Ich möchte keinerlei
Kommunikation mit der General Vorkraft, bis sie hinter Schloss und Riegel sind. Wissen Sie, wo Leutnant Buffa ist?«
»In den Höhlen. Sir?« Koudelka begann etwas unglücklich
dreinzuschauen, als ihm allmählich aufging, was gerade
geschah.
»Ja?«
»Sind Sie sich sicher bezüglich Tafas?«
»Nahezu.« Vorkosigans Stimme wurde sanfter. »Alle
werden einen Prozess bekommen. Das ist ja der Zweck eines
Prozesses, die Schuldigen von den Unschuldigen zu trennen.«
»Jawohl, Sir.« Mit einer kleinen Verneigung seines Kopfes
nahm Koudelka diese beschränkte Garantie für das
Wohlergehen eines Mannes an, von dem Cordelia vermutete,
dass er sein Freund war.
»Beginnen Sie zu begreifen, warum ich gesagt habe, dass die Statistiken über Bürgerkriege den größten Teil der Realität verschleiern?«
»Ja, Sir.« Koudelka blickte ihm direkt in die Augen, und
Vorkosigan nickte; er war sich seines Mannes sicher,
»In Ordnung. Ihr beiden kommt mit mir.«
Sie gingen los. Vorkosigan nahm wieder ihren Arm und
hinkte kaum, wobei er geschickt verheimlichte, wie viel
Gewicht er auf sie stützte. Sie
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