Vorkosigan 02 03 Cordelia's Ehre
dem üblichen Saufraß zu vergiften.«
»Jeder kritisiert rum«, murmelte der Koch, während
Koudelka verschwand, um sich um seine anderen Aufgaben zu
kümmern. »Was wollen Sie haben?«
93
»Egal. – Alles außer Hafergrütze oder Blaukäse«, fügte sie hastig an.
Der Koch verschwand im hinteren Raum und kam ein paar
Minuten später wieder mit zwei dampfenden Schüsseln Eintopf sowie wirklichem Brot mit einem Brotaufstrich aus echtem Pflanzenöl Cordelia fiel mit Wolfshunger darüber her.
»Wie schmeckt es?«, fragte der Küchensoldat tonlos mit
eingezogenen Schultern.
»Köstlich«, sagte sie mit vollem Mund, »wunderbar.«
»Wirklich?« Er straffte sich. »Ihnen schmeckt es wirklich?«
»Wirklich.« Sie hielt inne, um dem benommenen Dubauer
ein paar Löffel voll in den Mund zu schieben. Der Geschmack des warmen Essens durchbrach seine Schläfrigkeit nach dem Anfall, und er kaute mit ähnlicher Begeisterung wie sie.
»Kann ich Ihnen helfen, ihn zu füttern?«, bot der
Küchensoldat an.
Cordelia strahlte ihn an wie die Sonne. »Sicher können Sie das.«
In weniger als einer Stunde hatte sie erfahren, dass der Name des Kochs Nilesa war, hatte den größten Teil seiner Lebensgeschichte gehört und die vollständige, wenn auch empfindlich begrenzte Auswahl an Leckerbissen angeboten
bekommen, die eine barrayaranische Feldküche bereithielt. Der Koch hatte offensichtlich ein so starkes Verlangen nach Lob wie seine Kameraden nach heimatlicher Küche, denn er folgte ihr auf Schritt und Tritt und überlegte angestrengt, welche kleinen Dienste er ihr noch erweisen könnte.
Schließlich kam Vorkosigan selber herein und setzte sich
müde neben Cordelia.
»Willkommen zurück, Sir«, grüßte ihn der Koch. »Wir
hatten gedacht, die Betaner hätten Sie umgebracht.«
94
»Ja, ich weiß«, winkte Vorkosigan ab. Er war diese
Begrüßung jetzt schon gewohnt. »Haben Sie was zu essen für mich?«
»Was wollen Sie haben, Sir?«
»Alles außer Hafergrütze.«
Auch er bekam Brot und Eintopf, aß jedoch lustlos, denn das Fieber und das Aufputschmittel hatten zusammen seinen Appetit vertrieben.
»Wie ging es mit Oberstleutnant Gottyan aus?«, fragte
Cordelia ihn ruhig.
»Nicht schlecht. Er ist wieder im Dienst.«
»Wie haben Sie das denn gemacht?«
»Ich habe ihn losgebunden und ihm meinen Plasmabogen
gegeben. Ich sagte ihm, ich könnte nicht mit einem Mann
arbeiten, der meine Schulterblätter jucken macht, und dass dies die letzte Chance für sofortige Beförderung sei, die ich ihm geben würde. Dann setzte ich mich mit dem Rücken zu ihm nieder. Saß dort etwa zehn Minuten lang. Wir sprachen kein einziges Wort. Dann gab er mir den Bogen zurück, und wir gingen wieder ins Lager.«
»Ich habe überlegt, ob so etwas funktionieren könnte. Jedoch bin ich mir nicht sicher, ob ich es hätte tun können, wenn ich Sie wäre.«
»Ich glaube auch nicht, dass ich es hätte tun können, wenn ich nicht so verdammt müde wäre. Es war ein gutes Gefühl, sich hinzusetzen.« Seine Stimme klang etwas angeregter.
»Sobald die Verhaftungen erfolgt sind, starten wir zur General Vorkraft. Es ist ein hübsches Schiff. Ich werde Ihnen die Kabine des Gastoffiziers zuweisen – sie wird Admiralsquartier genannt, obwohl sie sich nicht von den anderen unterscheidet.«
Vorkosigan schob die letzten Bissen Eintopf auf dem Boden
seines Tellers umher. »Wie war Ihr Essen?«
95
»Wunderbar.«
»Das sagen nur wenige.«
»Küchenchef Nilesa war außerordentlich freundlich und
aufmerksam.«
»Sprechen wir über denselben Mann?«
»Ich denke, er braucht einfach ein bisschen Anerkennung für seine Arbeit. Sie sollten es auch einmal damit versuchen.«
Vorkosigan setzte die Ellbogen auf den Tisch, stützte sein Kinn in die Hände und lächelte. »Ich werde es mir durch den Kopf gehen lassen.«
Sie saßen beide schweigend und müde an dem einfachen
Metalltisch und verdauten das Essen. Vorkosigan lehnte sich mit geschlossenen Augen auf seinem Stuhl zurück. Cordelia stützte sich auf dem Tisch auf und legte ihren Kopf auf den Arm. Nach etwa einer halben Stunde kam Koudelka herein.
»Wir haben Sens geschnappt, Sir«, berichtete er. »Aber wir hatten – haben –etwas Schwierigkeiten mit Radnov und Darobey. Sie haben irgendwie etwas spitzgekriegt und sind in die Wälder geflohen. Ich habe einen Suchtrupp hinterhergeschickt.«
Vorkosigan sah aus, als wollte er fluchen. »Hätte selbst
gehen sollen«, murmelte er. »Hatten sie
Weitere Kostenlose Bücher