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Vorkosigan 02 03 Cordelia's Ehre

Vorkosigan 02 03 Cordelia's Ehre

Titel: Vorkosigan 02 03 Cordelia's Ehre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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Fachleute.
    Koudelka, der seine Rolle als Kurier zu genießen schien,
    obwohl ihm dadurch das Schauspiel der Rückkehr seines
    Kapitäns an Bord entgangen war, führte sie zum Materiallager, wo sie neue Kleidung bekam, verschwand mit ihrem Betäuber und brachte ihn pflichtgemäß voll aufgeladen zurück. Das schien ihm allerdings gegen den Strich zu gehen.
    »Ich kann damit sowieso nicht viel anstellen«, sagte sie auf seinen misstrauischen Blick hin.
    »Nein, nein, der Alte hat gesagt, dass Sie ihn haben sollen.
    Ich werde mich mit ihm nicht über Gefangene streiten. Das ist bei ihm ein heikles Thema.«
    »Habe ich schon gehört. Ich darf darauf hinweisen, wenn
    Ihnen das hilft, die Dinge im richtigen Rahmen zu sehen, dass unsere beiden Regierungen sich nicht im Krieg miteinander
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    befinden, soweit ich weiß, und dass ich unrechtmäßig in Haft gehalten werde.«
    Koudelka zerbrach sich den Kopf über diesen Versuch einer
    Berichtigung seines Standpunktes, dann ließ er ihn unschuldig an seiner unerschütterlichen Denkweise abprallen. Er nahm ihre neue Ausstattung und führte sie zu ihrem Quartier 102
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    Als Cordelia am nächsten Morgen aus ihrer Kabine trat, fand sie einen Wächter davor postiert. Sie reichte ihm gerade bis zu seinen breiten Schultern. Sein Gesicht erinnerte sie an einen überzüchteten Barsoi: Es war schmal, hatte eine Hakennase und zu nahe beieinander stehende Augen. Sie erinnerte sich sofort, wo sie diesen Mann schon einmal gesehen hatte: von weitem an einem schattigen Waldrand, und einen Augenblick lang spürte sie die Angst, die von dieser Begegnung zurückgeblieben war.
    »Sergeant Bothari?«, sagte sie auf gut Glück.
    Er salutierte vor ihr, der erste Barrayaraner, der dies tat.
    »Madame«, sagte er und fiel wieder in Schweigen.
    »Ich will zur Krankenstation«, sagte sie unsicher.
    »Jawohl, Madame.« Seine Stimme war ein tiefer Bass, und
    er sprach in einem monotonen Tonfall. Er machte eine
    schneidige Kehrtwendung und ging voran. Cordelia vermutete, dass er Koudelka in der Rolle ihres Führers und Aufsehers abgelöst hatte, und so trottete sie hinter ihm her. Sie war noch nicht ganz darauf vorbereitet, mit ihm eine zwanglose Unterhaltung zu führen, deshalb stellte sie ihm unterwegs keine Fragen. Er blieb bei seinem Schweigen. Als sie ihn beobachtete, kam ihr der Gedanke, dass der Wachtposten vor ihrer Tür vielleicht nicht nur mit ihrer Kontrolle beauftragt war, sondern ebenso sehr mit ihrem Schutz. Sie spürte plötzlich das Gewicht des Betäubers an ihrer Hüfte.
    In der Krankenstation saß Dubauer, in eine schwarze
    Arbeitsuniform ohne Abzeichen gekleidet, wie Cordelia sie
    auch bekommen hatte. Sein Haar war geschnitten, und man
    hatte ihn rasiert. Ohne Zweifel war die leibliche Pflege, die er bekam, in Ordnung. Sie sprach eine Weile zu ihm, bis ihre
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    eigene Stimme in ihren Ohren albern klang. Er blickte sie an, zeigte aber sonst kaum eine Reaktion.
    Auf dem Rückweg erblickte sie zufällig Vorkosigan in
    einem privaten Zimmer abseits vom Haupttrakt. Er winkte ihr, sie solle hereinkommen. Er hatte einen einfachen grünen Pyjama im Standardschnitt an, saß im Bett und fingerte mit einem Lichtgriffel an einem Computerterminal herum, das über sein Bett geschwenkt war. Obwohl er fast zivil gekleidet war und weder Stiefel noch Waffen trug, machte er seltsamerweise den gleichen Eindruck auf sie wie zuvor. Er hätte vielleicht auch splitternackt weitermachen können und dabei den Leuten um ihn herum nur das Gefühl vermittelt, sie seien zu förmlich gekleidet. Als sie sich diese Szene insgeheim vorstellte, musste sie lächeln: sie grüßte ihn mit einer flüchtigen Handbewegung.
    Neben dem Bett stand einer der Offiziere, die ihn am Abend zuvor zur Krankenstation begleitet hatten.
    »Kommandantin Naismith, dies ist Major Vorkalloner, mein
    Zweiter Offizier. Entschuldigen Sie mich einen Moment;
    Kapitäne mögen kommen und gehen, aber der
    Verwaltungskram hört niemals auf.«
    »Amen.«
    Vorkalloner schaute aus wie der typische barrayaranische
    Berufssoldat; er hätte direkt einer Werbeanzeige entstiegen sein können. Aber in seinen Gesichtszügen zeigte sich auch ein gewisser ursprünglicher Humor, der Cordelia wünschen ließ, Fähnrich Koudelka möge in zehn oder zwölf Jahren ähnlich aussehen.
    »Kapitän Vorkosigan spricht sehr gut von Ihnen«, sagte
    Vorkalloner im Plauderton. Es entging ihm, dass sein Kapitän bei dieser Eröffnung die Stirn leicht runzelte. »Ich nehme an,

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