Vorkosigan 02 03 Cordelia's Ehre
Drogen verhört habe. Ich weiß, dass Sie das zutiefst beleidigt hat. Die Not hat mich dazu getrieben. Es war eine militärische Notwendigkeit.«
»Es gibt nichts, wofür Sie sich entschuldigen müssten.« Sie warf einen Blick nach hinten, auf Illyan. »Ganz buchstäblich nichts, wie ich schließlich erkannt habe.«
Er schwieg. Schließlich sagte er: »Ich verstehe. Sie sind sehr scharfsinnig.«
»Im Gegenteil, ich bin sehr verwirrt.«
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Er wandte sich Illyan zu. »Leutnant, ich bitte Sie um einen Gefallen. Ich möchte ein paar Minuten mit dieser Dame allein sein, um eine sehr persönliche Sache zu besprechen.«
»Ich darf nicht, Sir. Sie wissen das.«
»Ich habe sie einmal gebeten, mich zu heiraten. Sie hat mir ihre Antwort noch nicht gegeben. Wenn ich Ihnen mein Wort gebe, dass wir nur über Dinge sprechen werden, die damit zu tun haben, dürfen wir dann einige Momente allein sein?«
»Oh,..«Illyan runzelte die Stirn. »Ihr Wort, Sir?«
»Mein Wort. Als Vorkosigan.«
»Nun gut – ich nehme an, dass es dann in Ordnung ist.«
Illyan setzte sich mürrisch auf einen umgestürzten
Baumstamm, um zu warten, und sie gingen weiter den Pfad
hinauf.
Sie kamen oben auf dem vertrauten Bergvorsprung heraus,
von wo aus man den Krater überblickte, genau an der Stelle, wo Vorkosigan vor so langer Zeit die Wiederinbesitznahme seines Schiffes geplant hatte. Sie setzten sich auf den Boden und beobachteten die Betriebsamkeit des Lagers, das durch die Entfernung lautlos wirkte.
»Es gab eine Zeit, da hätten Sie das nie getan«, stellte
Cordelia fest. »Fälschlicherweise Ihr Wort geben.«
»Die Zeiten haben sich geändert«
»Oder mich belügen.«
»Das ist so.«
»Oder kurzerhand einen Mann für Verbrechen erschießen, an
denen er nicht beteiligt war.«
»Das war nicht kurzerhand. Er bekam zuerst ein
summarisches Kriegsgerichtsverfahren. Und dadurch kamen
die Dinge hier im Nu wieder in Ordnung. Jedenfalls wird es die Interstellare Gerichtskommission zufrieden stellen. Die werde 215
ich auch am Hals haben, ab morgen. Sie untersuchen
Übergriffe auf Gefangene.«
»Ich glaube, Sie haben zu viel Blut gesehen. Einzelne
Menschenleben verlieren ihre Bedeutung für Sie.«
»Ja. Es gab so viele. Es ist bald Zeit, den Dienst zu quittieren.« In seinem Gesicht und in seinen Worten fehlte jeglicher Ausdruck.
»Wie hat der Kaiser Sie bestochen für diesen –
außerordentlichen Mordanschlag? Sie unter all den Männern.
War das Ihre Idee? Oder seine?«
Er wich nicht aus und leugnete nicht. »Seine Idee, und die von Negri. Ich war nur sein ausführendes Organ.«
Seine Finger zogen sanft an den Grashalmen, brachen einen
nach dem anderen zart ab. »Er rückte nicht direkt damit heraus.
Zuerst bat er mich, das Kommando der Invasion auf Escobar
zu übernehmen. Er begann mit einer Bestechung – tatsächlich mit dem Posten des Vizekönigs dieses Planeten, sobald er kolonisiert wäre. Ich lehnte ab. Dann versuchte er es mit einer Drohung, sagte, er würde mich Grishnov ausliefern, ihn mich des Verrats anklagen lassen und dann kein kaiserliches Pardon gewähren. Ich sagte ihm, er sollte, zum Teufel gehen, allerdings mit anderen Worten. Das war ein schlimmer Augenblick für uns beide. Dann bat er um Verzeihung. Nannte mich Lord Vorkosigan. Wenn er beleidigend sein wollte, nannte er mich Kapitän. Dann rief er Oberst Negri herein mit einem Dossier, das nicht einmal einen Namen trug, und das Sotun-als-ob hatte ein Ende.
Vernunft. Logik. Argumente. Beweise. Wir saßen eine ganze
endlose Woche in dem grünen Seidenzimmer in der
kaiserlichen Residenz in Vorbarr Sultana, der Kaiser, Negri und ich, und gingen dieses Dossier durch, während Illyan sich im Vorraum die Beine in den Bauch stand und die Kunstsammlung des Kaisers studierte. Sie haben übrigens
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Recht in Ihren Schlüssen über Illyan. Er weiß nichts über den wirklichen Zweck dieser Invasion.
Sie haben den Prinzen kurz gesehen. Ich darf anfügen, dass Sie ihn von seiner besten Seite gesehen haben. Vorrutyer mag einmal sein Lehrer gewesen sein, aber der Prinz hatte ihn schon vor einiger Zeit übertroffen. Wenn er nur wenigstens zum Ausgleich eine Ahnung von politischem Dienst gehabt hätte, dann hätte – glaube ich – sein Vater ihm sogar die schlimmsten persönlichen Unsitten verziehen.
Er war unausgeglichen, und er umgab sich mit Männern,
deren Interesse es war, ihn noch unausgeglichener zu machen.
Ein wahrer Neffe seines Onkels Yuri. Grishnov
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