Vorkosigan 02 03 Cordelia's Ehre
»Auf mich warten noch andere
Pflichten.« Er blickte neugierig auf Cordelia in ihrem
orangefarbenen Pyjama.
Vorkosigan kritzelte geistesabwesend mit einem Lichtgriffel seinen Namen ans Ende des Quittungspaneels, drückte seinen Daumenabdruck daneben und gab es zurück; er war immer noch wie hypnotisiert von der Palettenladung Kanister.
227
Cordelia ging ebenfalls um sie herum und prüfte die
Anzeigedisplays. »Das Jüngste scheint etwa sieben Wochen alt zu sein. Das Älteste ist über vier Monate. Das muss direkt nach dem Beginn des Krieges gewesen sein.«
»Aber was soll ich mit ihnen tun?«, murmelte er wieder. Sie hatte ihn noch nie in so tiefer Verlegenheit gesehen.
»Was macht ihr gewöhnlich mit den unehelichen Kindern
von Soldaten? Sicherlich ist diese Situation schon früher
aufgetreten, wenn auch vielleicht nicht in diesem Ausmaß.«
»Wir treiben Bastarde gewöhnlich ab. In diesem Fall scheint es in einem gewissen Sinn schon geschehen zu sein. So viele Schwierigkeiten – erwartet man von uns, dass wir sie am Leben erhalten? Schwebende Föten – Babys in Kanistern…«
»Ich weiß es nicht« Cordelia seufzte nachdenklich. »Was für eine völlig ausgestoßene kleine Gruppe von Menschen sie sind.
Außer – wenn nicht Gott und Sergeant Bothari eingegriffen
hätten, dann könnte eines dieser Kleinen in den Kanistern
meines sein, und Vorrutyers. Oder am Ende meines und
Botharis.«
Ihm wurde bei diesem Gedanken offensichtlich ganz übel. Er dämpfte seine Stimme so sehr, dass es fast einem Flüstern gleichkam, und begann wieder: »Aber was soll ich… was würden Sie mich damit tun lassen?«
»Bitten Sie mich um einen Befehl?«
»Ich habe nie – Cordelia, bitte – welche ehrenhafte…«
Es muss ein ziemlicher Schock sein, wenn man plötzlich
herausfindet, dass man siebzehnmal schwanger ist – vor allem in deinem Alter, dachte sie, unterdrückte aber dann ihren schwarzen Humor. Er war so offensichtlich ratlos, deshalb hatte sie Mitleid mit seiner echten Verwirrung. »Für sie sorgen, nehme ich an. Ich habe keine Vorstellung, was das nach sich ziehen wird, aber – Sie haben dafür unterschrieben.«
228
Er seufzte. »Ganz recht. Mein Wort gegeben, in einem
gewissen Sinn«, er formulierte das Problem in vertrauten
Begriffen und fand darin sein Gleichgewicht wieder. »Mein
Wort als Vorkosigan, in der Tat Richtig. Gut Das Ziel ist
definiert, der Angriffsplan ist vorgeschlagen – wir sind in Aktion.«
Der Sanitätsoffizier trat ein und war verblüfft beim Anblick der Schwebepalette. »Was, zum Teufel – oh, ich weiß, was das ist. Ich hätte nie gedacht, dass ich mal einen sehen würde…«, er fuhr mit seinen Fingern über einen Kanister, mit dem sachlichen Interesse des Technikers. »Gehören die uns?«
»Alle gehören uns, scheint es«, erwiderte Vorkosigan. »Die Escobaraner haben sie geschickt.«
Der Arzt kicherte. »Was für eine obszöne Geste. Man kann
verstehen, warum, nehme ich an. Aber warum schütten wir sie nicht einfach aus?«
»Vielleicht aus einer unmilitärischen Einschätzung des
Wertes menschlichen Lebens heraus«, sagte Cordelia heftig.
»Einige Kulturen denken so.«
Der Arzt hob die Augenbrauen, aber das völlige Fehlen von
Amüsiertheit auf dem Gesicht seines Kommandeurs zügelte
ihn ebenso wie ihre Worte.
»Hier sind die Instruktionen.« Vorkosigan übergab ihm die
Disc.
»Oh, gut. Kann ich einen ausleeren und ihn auseinander
nehmen?«
»Nein, dürfen Sie nicht«, sagte Vorkosigan kühl. »Ich habe mein Wort gegeben – als Vorkosigan –, dass man sich um sie kümmern wird. Um alle.«
»Wie, zum Teufel, hat man Sie denn da hineinmanövriert?
Oh. nun gut, ich werde später einen bekommen, vielleicht…«
229
Er wandte sich wieder seiner Untersuchung der glitzernden
Maschinerie zu.
»Haben Sie hier die Einrichtungen zur Behandlung von
Problemen, die möglicherweise auftauchen?«, fragte
Vorkosigan.
»Verdammt, nein. Das Kaiserliche Militärkrankenhaus wäre
der einzige Ort. Und dort gibt es nicht einmal eine
Geburtshilfeabteilung. Aber ich wette, die Forschungsabteilung wurde gerne diese Babys in die Hände bekommen …«
Cordelia brauchte einen Augenblick, bis sie erkannte, dass er die Uterusreplikatoren meinte und nicht ihren Inhalt.
»Sie müssen in einer Woche gewartet werden. Können Sie
das hier machen?«
»Ich glaube nicht…«Der Arzt schob den Datenträger in den
Monitor an der Computerstation des Schreibers und
Weitere Kostenlose Bücher