Vorkosigan 07 Cetaganda
Sicherheitsdienst geht's im Augenblick recht lustig zu.«
»Wenn zwei Gouverneure kommen, dann müssen vermutlich auch die übrigen auf der Bildfläche erscheinen, einfach schon, um sich gegenseitig im Auge zu behalten.« Ivan hob die Augenbrauen. »Dürfte ein hübsches Schauspiel werden. Die hohe Kunst der Zeremonien. Zum Teufel, die Cetagandaner machen schon aus dem Naseschneuzen eine Kunst. Einfach, damit sie auf unsereinen verächtlich herabschauen können, wenn man dabei eine falsche Bewegung macht. Die Kunst der Überlegenheit hoch n.«
»Gerade das überzeugt mich, daß die cetagandanischen Haud-Lords noch Menschen sind, nach all dem genetischen Herumgebastle.«
Ivan schnitt eine Grimasse. »Auch absichtlich erzeugte Mutanten sind noch Mutanten.« Er blickte auf seinen Cousin hinab, zu finden, auf das er durch die Kabinenhaube schauen konnte. »Du bist so diplomatisch, Ivan«, sagte Miles mit einem gequälten Lächeln.
»Versuche nicht, eigen...mündig einen Krieg auszulösen, ja?« Auch nicht einen Bürgerkrieg.
Ivan schüttelte mit einem Achselzucken seine kurze Verlegenheit ab. Der Shuttle-Pilot, ein barrayaranischer Techniker-Sergeant in schwarzer Arbeitsuniform, ließ sein kleines Schiff elegant in die ihm zugewiesene Andocknische schlüpfen. Von der Sicht nach draußen blieb nur Dunkelheit übrig. Kontrollichter blinkten fröhliche Grüße, Servos winselten, als die Schleusentore angeschlossen wurden. Miles schnallte seine Sitzgurte eine Nuance langsamer auf als Ivan, womit er Desinteresse oder Savoir-faire oder sonstwas heuchelte.
Kein Cetagandaner würde ihn dabei erwischen, wie er seine Nase wie ein ungeduldiger Welpe an das Glas drückte. Er war ein Vorkosigan. Und doch klopfte sein Herz schneller.
Der Botschafter von Barrayar würde sie erwarten, seine beiden hochrangigen Gäste in Empfang nehmen, und ihnen zeigen - so hoffte Miles -, wie es weitergehen sollte. Er rief sich die korrekten Begrüßungs formeln ins Gedächtnis, dazu die sorgfältig auswendig gelernte persönliche Botschaft seines Vaters. Die Schleuse des Minishuttles durchlief ihren Anpassungszyklus, und die Luke im Rumpf rechts von Ivans Sitz öffnete sich.
Ein Mann wirbelte herein, brachte sich mit einem Griff nach der Drehstange der Luke zu einem plötzlichen Halt und starrte die Barrayaraner mit weit aufgerissenen Augen und heftig atmend an. Er bewegte die Lippen, doch Miles war sich nicht sicher, ob der Mann fluchte, betete oder Begrüßungsfloskeln übte.
Er war schon älter, aber nicht gebrechlich, sondern breitschultrig, mindestens so groß wie Ivan, und trug eine Kleidung in kühlem Grau und Mauve, die Miles für die Uniform eines Angestellten der Raumstation hielt. Schütteres weißes Haar überzog seinen Schädel, doch seine glänzende Gesichtshaut war völlig unbehaart: er hatte keinen Bart, keine Augenbrauen, nicht einmal einen Flaum. Seine Hand flog zur linken Tasche seiner Weste, direkt über dem Herzen.
»Eine Waffe!« schrie Miles, um die anderen zu warnen. Der verdutzte Pilot war immer noch damit beschäftigt, sich aus seinen Sitzgurten herauszuwinden, und Miles war körperlich untauglich, um auf jemanden loszugehen, doch Ivans Reflexe waren in zahllosen Übungen trainiert. Er war schon in Bewegung und rotierte um seinen Kontaktgriff, an dem er sich mit der Hand festhielt, in die Bahn des Eindringlings hinein.
Ein Zweikampf in der Schwerelosigkeit war immer unglaublich schwierig, zum Teil deshalb, weil es notwendig war, sich an jemandem festzuhalten, den man ernstlich treffen wollte. Die beiden Männer waren schnell in einen Ringkampf verwickelt. Der Eindringling griff wie wild nach seiner rechten Hosentasche, nicht nach der Weste, doch Ivan gelang es, ihm den glitzernden Nervendisruptor aus der Hand zu schlagen.
Die Waffe taumelte davon und prallte von der anderen Seite der Kabine ab - eine unkontrollierbare Bedrohung für alle an Bord.
Miles hatte Nervendisruptoren immer schrecklich gefürchtet, doch noch nie als Wurfgeschosse erlebt. Die Waffe prallte noch zweimal gegen die Kabinenwand, bis er sie aus der Luft auffangen konnte, ohne aus Versehen sich oder Ivan zu treffen. Sie war kleiner als normal, aber geladen und mörderisch.
Ivan war es inzwischen gelungen, hinter den alten Mann zu gelangen, und er versuchte, dessen Arme zu fesseln. Miles nutzte die Gelegenheit, der zweiten Waffe habhaft zu werden, indem er die malvenfarbige Weste aufriß und in die ausgebuchtete Innentasche griff. Er bekam einen
Weitere Kostenlose Bücher