Vorkosigan 07 Cetaganda
Bündel bunter Papiere in der Hand.
»Hab mir bedacht, ich sollte sie mit dir teilen«, sagte Ivan. »Vorreedis Sekretär übergab sie mir gerade, als wir die Botschaft verließen. Das ist alles, was wir heute abend und in der kommenden Woche verpassen.« Er schaltete Miles' Müllschlucker in der Wand ein. Ein gelbes Papier. »Lady Benella« Er steckte es in den Müllschlucker, und es zischte fort ins Vergessen. Ein grünes Blatt. »Lady Arvin.« Zisch. Ein verlockendes türkisfarbenes Schreiben. Miles konnte noch von seiner Koje aus das Parfüm riechen. »Die unschätzbare Veda.« Zisch ...
»Hab's schon kapiert«, knurrte Miles.
»Und das Essen«, Ivan seufzte. »... warum ißt du diesen ekelhaften Rattenriegel? Selbst die Speisekam mer eines Kurierschiffs hat etwas Besseres auf Lager.«
»Ich wollte etwas Einfaches haben.«
»Magenverstimmung, was? Spielt dein Magen wieder verrückt? Ich hoffe, du hast keine Blutungen.«
»Nur in meinem Hirn. Also hör mal, warum bist du gekommen?«
»Ich wollte bloß, daß du dabei bist, wenn ich auf tugendsame Weise mein dekadentes cetagandanisches Luxusleben ablege«, sagte Ivan affektiert. »Das ist so, als würde ich mir den Kopf scheren und Mönch werden. Zumindest für die nächsten zwei Wochen.« Sein Blick fiel auf den Verdienstorden, der sich langsam an seinem Band drehte. »Möchtest du, daß ich das Ding da auch in den Müllschlucker werfe? Hier, ich beseitige es für dich ...« Er schickte sich an, danach zu greifen.
Miles sprang in einer Verteidigungsstellung aus seiner Koje, wie ein Vielfraß aus seinem Bau. »Wirst du abhauen!«
»Ha! Ich hab mir doch gedacht, daß dieser kleine Schnickschnack dir mehr bedeutet, als du Vorreedi und Vorob'yev verraten hast«, krähte Ivan.
Miles stopfte die Medaille unter sein Bettzeug, wo es Ivan weder sehen noch erreichen konnte. »Ich hab ihn mir, verdammt noch mal, verdient. Wenn wir schon von Blut sprechen.«
Ivan grinste und hörte auf, Miles zu umkreisen und nach seinen Besitztümern zu suchen, und ließ sich auf dem Stuhl der winzigen Kabine nieder.
»Ich habe darüber nachgedacht, weißt du«, fuhr Miles fort. »Wie es sein wird, in zehn oder fünfzehn Jahren, falls ich jemals aus der Abteilung verdeckte Operationen herauskommen und ein echtes Frontkommando bekommen werde. Ich werde mehr praktische Erfahrung gehabt haben als jeder andere barrayaranische Soldat meiner Generation, und für meine Offizierskollegen wird das alles völlig verborgen bleiben. Geheim. Sie werden alle glauben, ich hätte das letzte Jahrzehnt damit verbracht, in Kurierschiffen herumzureisen und Süßigkeiten zu knabbern. Wie werde ich meine Autorität gegenüber einem Haufen übergroßer rüpelhafter Hinterwäldler - wie dir - wahren? Sie werden mich mit Haut und Haar verspeisen wollen.«
»Tja«, Ivans Augen funkelten, »sie werden es versuchen, das ist sicher. Ich hoffe, ich bin dabei und kann zuschauen.«
Insgeheim hoffte Miles das auch, aber er hätte sich lieber die Fingernägel mit Zangen herausziehen lassen (eine altmodische Verhörtechnik des Sicherheitsdienstes, üblich vor ein paar Generationen), anstatt es laut zu sagen.
Ivan stieß einen schweren Seufzer aus. »Aber mir werden die Ghem-Ladies immer noch fehlen. Und das Essen.«
»Zu Hause gibt es auch Ladies und Essen, Ivan.«
»Stimmt.« Ivans Miene hellte sich etwas auf.
»Es ist schon komisch.« Miles legte sich wieder in seine Koje und schob sich das Kissen unter die Schultern, um sich halb aufzurichten. »Wenn Fletchir Giajas Himmlischer Vater statt der Ghem-Lords die HaudFrauen ausgeschickt hätte, um Barrayar zu erobern, dann würde der Planet jetzt Cetaganda gehören, glaube ich.«
»Die Ghem-Lords waren sehr grob«, räumte Ivan ein. »Aber wir waren noch grober.« Er starrte an die Decke. »Wie viele Generationen wird es noch dauern, was meinst du, bis wir die Haud-Lords nicht mehr als Menschen betrachten können?«
»Ich glaube, die richtige Frage lautet, wie viele Generationen, bis die Haud-Lords uns nicht mehr als Menschen betrachten.« Nun, daran bin ich sogar zu Hause gewöhnt. Als eine Art Vorschau auf das, was kommen wird. »Ich glaube ... Cetaganda wird für seine Nachbarn potentiell gefährlich bleiben, solange die Haud im Übergang sind zu ... wohin auch immer sie gehen. Kaiserin Lisbet und ihre Vorgängerinnen« - und ihre Erbinnen - » laufen in diesem zweispurigen evolutionären Wettkampf - die Haud sind voll unter Kontrolle, die Ghem werden als
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