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Vorkosigan 09 Waffenbrüder

Vorkosigan 09 Waffenbrüder

Titel: Vorkosigan 09 Waffenbrüder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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für nichts zu riskieren. Kapiert?«
    Elli studierte das bunte Holovid-Display mit dem Plan des
    U-Bahn-Systems. »Du kannst es gerade noch schaffen, glaube
    ich.«
    »Das wird nichts nützen …«
    Sie packte seinen Ellbogen und schob ihn zu den Bubblecars.
    Das entschlossene Leuchten der Pflicht hatte das sanftere Licht in 81
    ihren Augen verdrängt. »Wir haben unterwegs noch weitere zehn Minuten für uns.«
    Miles massierte sein Gesicht, während sie die Chipkarten auflud, und versuchte, mit Gewalt die fliehende Vernunft durch die Poren der Haut wieder zurückzureiben. Als er aufblickte, sah er sein eigenes trübes Spiegelbild ihm aus der verspiegelten Wand entgegenstarren, überschattet von einer Säule, das Gesicht überzogen von Enttäuschung und Schrecken. Er kniff die Augen zu und schaute noch einmal hin, bewegte sich vor der Säule und starrte sein Spiegelbild an. Höchst unangenehm – eine Sekunde lang hatte er sich in seiner grünen barrayaranischen Uniform gesehen. Zur Hölle mit den Schmerzpillen. Wollte sein Unterbewußtsein ihm etwas sagen? Nun, vermutlich hatte er keine ernstlichen Probleme, solange sein Gehirn, wenn er in seinen zwei unterschiedlichen Uniformen gescannt wurde, noch keine zwei unterschiedlichen Muster ergab.
    Wenn er aber darüber nachdachte, dann war dieser Gedanke auf einmal nicht mehr lustig.
    Als Elli Quinn zurückkam, umarmte er sie mit komplizierteren Gefühlen als nur mit sexuellem Verlangen allein. Sie küßten sich verstohlen im Bubblecar – das brachte mehr Schmerz als Vergnügen; als sie ihre Zielstation erreichten, war Miles in dem physisch unbequemsten Zustand der Erregung, an den er sich je erinnern konnte. Gewiß hatte alles Blut sein Gehirn verlassen und war in die Lenden geströmt, Hypoxie und Lust hatten ihn zum Trottel gemacht.
    Sie verließ ihn auf der Plattform im Botschaftsdistrikt mit einem besorgt geflüsterten »Später …!« Erst nachdem die U-Bahn sie verschluckt hatte, erkannte Miles, daß er den Einkaufsbeutel hielt, den sie vergessen hatte und der jetzt mit einem rhythmischen Schnurren vibrierte.
    »Braves Kätzchen.« Miles schulterte das Bündel mit einem
    Seufzer und begann heimwärts zu gehen – zu humpeln.
    82
    Am nächsten Morgen erwachte er verschlafen, überflutet von
    einem knurrenden schwarzen Pelz.
    »Ein freundliches Ding, nicht wahr?«, bemerkte Ivan.
    Miles kämpfte sich frei und spuckte Fusseln aus. Der Verkäufer hatte gelogen: ganz offensichtlich fraß das Beinahetier Menschen, nicht Strahlung. Es umhüllte sie heimlich in der Nacht und verschlang sie wie eine Amöbe – er hatte es am Fuß seines Bettes gelassen, verdammt noch mal. Tausenden kleiner Kinder, die sich unter ihren Decken versteckten, um sich vor den Monstern in ihren Wandschränken zu schützen, stand eine schockierende Überraschung bevor. Der Verkäufer gezüchteter Pelze war offensichtlich ein Agent provocateur und Meuchelmörder der Cetagandaner …
    Ivan, der seine Unterwäsche trug und die Zahnbürste lässig
    zwischen den glänzenden Schneidezähnen stecken hatte, blieb stehen und fuhr mit den Händen durch die schwarze Seide. Sie kräuselte sich, als wollte sie mit einem Katzenbuckel auf das Streicheln antworten. »Das ist ja erstaunlich«, sagte er und schob dabei die Zahnbürste zwischen seinen unrasierten Backen hin und her. »Am liebsten würde man sie sich über die ganze Haut reiben.«
    Miles stellte sich Ivan vor, wie er sich räkelte … »Igitt«, ihn schauderte. »Du lieber Himmel. Wo gibt es Kaffee?«
    »Unten. Sobald du hübsch vorschriftsmäßig angezogen bist.
    Versuche wenigstens so auszusehen, als wärest du seit gestern nachmittag im Bett gewesen.«
    Miles spürte sofort, daß es Schwierigkeiten gab, als eine halbe Stunde nach Beginn ihrer Schicht Galeni ihn allein in sein Büro rief.
    »Guten Morgen, Leutnant Vorkosigan«, Galeni lächelte mit
    falscher Freundlichkeit. Sein falsches Lächeln war so schrecklich, wie sein seltenes echtes Lächeln reizend war.
    »'n Morgen, Sir.« Miles nickte vorsichtig.
    »Ihre akute Knochenentzündung ist vorbei, wie ich sehe.«
    »Jawohl, Sir.«
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    »Setzen Sie sich.«
    »Danke, Sir.« Miles setzte sich vorsichtig – er hatte an diesem Morgen keine Schmerzpillen eingenommen. Nach dem Abenteuer
    des gestrigen Abends, dessen Höhepunkt diese beunruhigende
    Halluzination in der U-Bahn gewesen war, hatte Miles die Pillen in der Toilette runtergespült und sich vorgenommen, seiner Flottenärztin zu sagen, daß

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