Vorkosigan 09 Waffenbrüder
Aufmachung, die halb von den Azteken, halb von den Wikingern inspiriert war. Sie ging am Arm eines jungen Mannes in Federn und Stiefeln, die irgendwie an das 24.
Jahrhundert erinnerten. Vielleicht würde ein Dendarii-Barett gar nicht so unprofessionell archaisch wirken.
Elli entspannte sich nicht, wie Miles mit Bedauern bemerkte, und sie genoß den Bummel nicht. Ihre Aufmerksamkeit galt mehr der Suche verborgener Waffen bei den Passanten und der Wahrnehmung plötzlicher Bewegungen. Aber sie blieb schließlich echt fasziniert vor einem Laden stehen, dessen Inschrift diskret verkündete: GEZÜCHTETE PELZE: EIN ZWEIG DER GALACTECH
BIOTECHNIK. ES gelang Miles, sie in das Geschäft zu schleusen.
Der Ausstellungsbereich war sehr weiträumig – ein sicherer
Hinweis auf die Preislage des Unternehmens. Mäntel aus Rotfuchs, Teppiche aus weißem Tiger, Jacken aus den Fellen längst ausgestorbener Leoparden, grellbunte, mit Glasperlen verzierte Taschen, Stiefel und Gürtel aus Eidechsenleder, importiert von Tau Ceti, schwarz-weiße Westen aus Makakenfell – ein Holovid-Display
erklärte in einem ständig laufenden Programm, daß diese Waren nicht durch Tötung lebender Tiere entstanden, sondern ihren Ursprung in den Reagenzgläsern und Zuchtbottichen von GalacTechs Forschungs-und Entwicklungsabteilung hatten. Neunzehn ausgestorbene Arten wurden in natürlichen Farben angeboten. In der Herbstmode, so versicherte ihnen das Vid, würden das Leder von Regenbogennashörnern und dreifachlanger Weißfuchs in Designerpastellfarben aktuell sein. Elli tauchte ihre Hände bis zu den Handgelenken in etwas, das aussah wie das üppige Fell einer aprikosenfarbenen Perserkatze.
»Verliert es Haare?«, fragte Miles nachdenklich.
»Ganz und gar nicht«, versicherte ihnen der Verkäufer. »Von GalacTech gezüchtete Pelze verlieren garantiert keine Haare, sie verblassen und verfärben sich auch nicht. Sie sind auch schmutzabweisend.«
Elli ließ einen enorm breiten, seidigen schwarzen Pelz durch ihre Arme gleiten. »Was ist das? Kein Mantel …«
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»Ah, das ist ein sehr beliebter neuer Artikel«, sagte der Verkäufer. »Das allerneueste auf dem Gebiet der biomechanischen Feedback-Systeme. Die meisten Pelzartikel, die Sie da sehen, sind gewöhnliches gegerbtes Leder – aber das hier ist ein lebender Pelz.
Dieses Modell eignet sich als Decke, Bettdecke oder Bettvorleger.
Im nächsten Jahr wird unsere Entwicklungsabteilung auch verschiedene Arten von Oberbekleidung in diesem Material herausbringen.«
»Ein lebender Pelz?« Elli hob entzückt die Augenbrauen. In unbewußtem Echo erhob sich der Verkäufer auf die Zehenspitzen
– Ellis Gesicht hatte seine übliche Wirkung auf die Uneingeweihten.
»Ein lebender Pelz«, nickte der Verkäufer, »aber ohne die
Mängel eines lebenden Tieres. Er verliert keine Haare, frißt nicht und«, er hüstelte diskret, »braucht auch keine mit Streu ausgelegte Kiste.«
»Einen Moment mal«, sagte Miles. »Wie können Sie das Ding
dann als lebenden Pelz anpreisen? Woher bekommt es seine Energie, wenn nicht aus der chemischen Zerlegung von Futter?«
»Ein elektromagnetisches Netz auf der zellularen Ebene sammelt passiv Energie aus der Umwelt. Holovid-Trägerwellen und ähnliches. Und ungefähr einmal im Monat, wenn seine Energie auszugehen droht, können Sie den Pelz aufladen, indem Sie ihn ein paar Minuten in Ihre Mikrowelle legen, bei niedrigster Einstellung.
Wir können jedoch keine Verantwortung übernehmen, wenn der
Besitzer aus Versehen die Mikrowelle zu stark einstellt.«
»Das macht aber den Pelz immer noch nicht lebendig«, widersprach Miles.
»Ich versichere Ihnen«, sagte der Verkäufer, »diese Decke
wurde aus dem feinsten Sortiment von Felis-domesticus-Genen geschneidert. Wir haben auch weiße Perserkatze und schokoladenfarbene gestreifte Siamkatze auf Lager, in den natürlichen Farben, und ich habe Proben in Dekorationsfarben hier, die in jeder gewünschten Größe bestellt werden können.«
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»Das hat man einer Katze angetan?«, fragte Miles mit einem
Würgen im Hals, als Elli mit beiden Armen das riesige, knochenlose Etwas hochnahm.
»Streicheln Sie es«, instruierte der Verkäufer Elli eifrig.
Sie tat es und lachte. »Er schnurrt!«
»Jawohl. Er verfügt auch über eine programmierbare thermotaxische Orientierung – mit anderen Worten, er schmiegt sich an.«
Elli wickelte sich den Pelz vollständig um. In schwarzen Kaskaden fiel er über ihre Füße wie die
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