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Vorkosigan 09 Waffenbrüder

Vorkosigan 09 Waffenbrüder

Titel: Vorkosigan 09 Waffenbrüder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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Nachmittags war ein Empfang und Diner zu Ehren des Baba von Lairouba, der die Erde besuchte. Der Baba, erbliches Staatsoberhaupt seines Planeten, erfüllte politische wie religiöse Pflichten. Nachdem er seine Wallfahrt nach Mekka absolviert hatte, war er nach London gekommen, um an den Gesprächen über Passagerechte für die Gruppe der Planeten im Westlichen Orion-Arm teilzunehmen. Tau 88
    Ceti war die Nabe dieses Nexus, und Komarr war mit ihm über zwei Routen verbunden. Daraus resultierte Barrayars Interesse für das Thema.
    Miles' Pflichten waren wie üblich. In diesem Fall fand er sich als Tischpartner einer der vier Gattinnen des Baba wieder. Er war sich nicht sicher, ob er sie als ehrwürdige Matrone einstufen sollte oder nicht – ihre strahlenden, braunen Augen und weichen Schokoladenhände waren ziemlich hübsch, aber das Übrige war in zig Meter cremefarbener Seide mit golden gestickten Brokaträndern eingehüllt, die eine ziemlich mollige Schönheit erahnen ließen, wie bei einer sehr verführerischen Matratze.
    Ihre Intelligenz konnte er nicht einschätzen, da sie kein Englisch, Französisch, Russisch oder Griechisch sprach, weder die barrayaranischen noch sonstige Dialekte dieser Sprache, und er sprach weder Lairoubanisch noch Arabisch. Die Box mit den
    passenden Übersetzungskopfhörern war unglücklicherweise
    fälschlich an eine unbekannte Adresse am anderen Ende von
    London geliefert worden, und somit blieb der Hälfte der anwesenden Diplomaten nichts anderes übrig, als ihre Gegenüber anzuschauen und dabei zu lächeln. Miles und die lairoubanische Dame verständigten sich über elementare Bedürfnisse mit Gesten
    – wollen Sie Salz, Madame? –, und er brachte sie zweimal zum Lachen. Er wünschte sich, er hätte gewußt, warum.
    Bevor die Reden nach dem Diner noch abgesagt werden
    konnten, lieferte noch unglücklicherweise ein keuchender Assistent der Caterfirma eine Box mit Ersatzkopfhörern. Dem Pressecorps zuliebe folgten verschiedene Reden in einer Reihe von Sprachen. Das Diner war zu Ende, die mollige Dame wurde von zweien ihrer Mitgattinnen aus Miles' Händen entführt, und er begann sich seinen Weg durch den Raum zurück zur Party des
    barrayaranischen Botschafters zu bahnen. Als er eine Alabastersäule umrundete, die die gewölbte Decke trug, lief er der Journalistin von Euronews Network in die Hände.
    »Mon Dieu, das ist doch der kleine Admiral«, sagte sie fröhlich.
    »Was tun Sie denn hier?«
    89
    Miles ignorierte den ängstlichen Aufschrei in seinem Hinterkopf und machte eine Miene äußerst höflicher Verständnislosigkeit. »Verzeihen Sie, Madame, ich verstehe Sie nicht.«
    »Admiral Naismith. Oder …«, sie bemerkte seine Uniform und
    ihre Augen leuchteten interessiert auf, »ist das eine verdeckte Söldneroperation, Admiral?«
    Ein Herzschlag verging. Miles erlaubte seinen Augen, sich zu weiten, und seiner Hand, an seine waffenlose Hosennaht zu wandern und dort zu zucken. »Mein Gott«, würgte er mit erschreckter Stimme hervor – es war gar nicht schwer, so zu tun –, »wollen Sie mir sagen, daß man Admiral Naismith auf der Erde gesehen hat?«
    Sie hob das Kinn und öffnete die Lippen in einem Anflug ungläubigen Lächelns. »In Ihrem Spiegel, gewiß.«
    Waren seine Augenbrauen sichtbar angesengt? Seine rechte
    Hand war noch bandagiert. Keine Verbrennung, Madame, suchte Miles in Gedanken nach einer Ausrede, ich habe mich beim Rasieren geschnitten …
    Er nahm Haltung an, schlug die Absätze seiner gewienerten
    Stiefel zusammen und verneigte sich formell vor ihr. Mit stolzer, harter und stark nach barrayaranischem Akzent klingender Stimme sagte er: »Sie täuschen sich, Madame. Ich bin Lord Miles Vorkosigan von Barrayar, Leutnant der Kaiserlichen Streitkräfte. Nicht, daß ich nicht nach dem Rang streben würde, den Sie erwähnt
    haben, aber es ist ein bißchen zu früh.«
    Sie lächelte süß. »Haben Sie sich schon völlig von Ihren
    Verbrennungen erholt, Sir?«
    Miles hob die Augenbrauen – nein, er hätte nicht die Aufmerksamkeit auf sie lenken sollen – und sagte: »Naismith hat Verbrennungen abbekommen? Sie haben ihn gesehen? Wann?
    Können wir darüber sprechen? Der Mann, von dem Sie sprechen, ist von größtem Interesse für den Sicherheitsdienst des Kaiserreiches Barrayar.«
    Sie blickte ihn von oben nach unten an. »Das kann ich mir
    vorstellen, da Sie ja ein und derselbe sind.«
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    »Kommen Sie, kommen Sie hier herüber.« Wie konnte er sich
    aus dieser Sache

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