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Vorkosigan 09 Waffenbrüder

Vorkosigan 09 Waffenbrüder

Titel: Vorkosigan 09 Waffenbrüder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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Schleppe des Gewandes einer Königin, und sie rieb ihre Wange in den seidigen Schimmer. »Was werden die sich wohl als nächstes ausdenken? Du meine Güte.
    Man möchte ihn sich über die ganze Haut reiben.«
    »Wirklich?«, murmelte Miles zweifelnd. Dann weiteten sich
    seine Augen, als er sich Elli vorstellte, wie sie sich mit ihrer ganzen lieblichen Haut auf dem haarigen Ding räkelte. »Wirklich?«, sagte er in einem völlig veränderten Ton. Seine Lippen verzogen sich zu einem hungrigen Grinsen. Er wandte sich an den Verkäufer.
    »Wir nehmen ihn.«
    Als er seine Kreditkarte herauszog, geriet er in Verlegenheit: er starrte auf das Plastikrechteck und erkannte, daß er es nicht benutzen konnte. Es war die Karte von Leutnant Vorkosigan. Zwar war sie gut gedeckt mit seinem Gehalt von der Botschaft, aber sie hätte seine gegenwärtige Tarnung äußerst gefährdet. Quinn neben ihm äugte über seine Schulter nach dem Grund seines Zögerns. Er hielt ihr die Karte schräg hin, abgeschirmt in seiner Hand, und ihre Blicke begegneten sich.
    »Ach … nein«, stimmte sie ihm bei. »Nein, nein.« Sie langte nach ihrer Geldtasche.
    Ich hätte zuerst nach dem Preis fragen sollen, dachte Miles, als sie den Laden verließen und das unhandliche Bündel in seiner eleganten silbernen Plastikverpackung mit sich trugen. Die Verpackung, so hatte der Verkäufer sie am Ende überzeugt, brauchte keine Luftlöcher. Nun gut, der Pelz hatte Elli Freude gemacht, und eine Chance, Elli Freude zu machen, durfte nicht einer bloßen 77
    Unvorsichtigkeit seinerseits – oder seinem Stolz – zum Opfer fallen. Er wollte ihr eine Freude machen. Er würde ihr das Geld später zurückgeben.
    Aber wo konnten sie jetzt hingehen und den Pelz ausprobieren?
    Er versuchte eine Antwort zu finden, als sie die Passage verließen und sich auf den Weg zur nächsten U-Bahn-Haltestelle machten.
    Er wollte nicht, daß dieser Abend schon zu Ende ging. Er wußte nicht, was er wollte. Nein, er wußte ganz genau, was er wollte; er wußte nur nicht, ob er es bekommen konnte.
    Er vermutete, daß Elli nicht wußte, wie weit ihn seine Gedanken getragen hatten. Eine kleine Romanze nebenbei war eine Sache; der Wechsel in der Karriere, den er ihr vorschlagen wollte –
    eine nette Redewendung –, würde ihre Existenz umstoßen. Elli, die auf einer Raumstation Geborene, die in unvorsichtigen Augenblicken alle Planetarier Staubschlucker nannte. Elli, die ihre eigene Karriereplanung hatte. Elli, die sich auf Land mit all dem zweifelnden Mißtrauen einer Meerjungfrau dahinbewegte. Elli war ein unabhängiges Land. Elli war eine Insel. Und er war ein Idiot, und das Ganze konnte nicht länger ohne Lösung so weitergehen, sonst würde er platzen.
    Einen Blick auf den berühmten Mond der Erde brauchten sie
    jetzt, stellte sich Miles vor, vorzugsweise mit einer Spiegelung im Wasser. Der alte Fluß der Stadt verlief in diesem Sektor unglücklicherweise unterirdisch, aufgesogen von Rohrleitungen unter den Gebäuden aus dem Bauboom des 23. Jahrhunderts, die diejenige Hälfte der Landschaft, die nicht von schwindelnd hohen Türmen und konservierter historischer Architektur besetzt war, mit Kuppeln überzogen hatte. Ruhe und ein hübscher, einsamer Ort waren in einer Stadt mit Millionen hektischer Einwohner nicht leicht zu finden.
    Das Grab ist ein hübscher, einsamer Ort, doch niemand,
    glaube ich, umarmt sich dort… In den letzten Wochen waren die schrecklichen Erinnerungen an Dagoola etwas verblaßt, aber nun überfiel ihn eine ausgerechnet in einem gewöhnlichen öffentlichen Liftrohr, das zum Bubblecar-System hinabführte. Elli stürzte hinab, 78
    von einem hinterlistigen Wirbel aus seinem betäubten Griff gerissen – ein Konstruktionsfehler im Antigravsystem – verschlungen von der Finsternis …
    »Miles, au!«, protestierte Elli. »Laß meinen Arm los! Was ist denn?«
    »Wir fallen«, keuchte Miles.
    »Natürlich fallen wir, das ist das Rohr nach unten. Ist alles in Ordnung mit dir? Laß mich deine Pupillen sehen.« Sie packte einen Griff und zog sie beide an den Rand des Rohres, heraus aus der mittleren Zone des schnellen Verkehrs. Passanten strömten weiter an ihnen vorbei. Die Hölle war modernisiert worden, stellte sich Miles verstört vor, und das hier war ein Strom verlorener Seelen, die eine kosmische Abwasserleitung hinabgurgelten,
    schneller und immer schneller …
    Ihre Pupillen waren groß und dunkel…
    »Weiten oder verengen sich deine Pupillen, wenn du eine deiner

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