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Vorkosigan 09 Waffenbrüder

Vorkosigan 09 Waffenbrüder

Titel: Vorkosigan 09 Waffenbrüder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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seltsamen Drogenreaktionen bekommst?«, fragte sie besorgt.
    Ihr Gesicht war nur wenige Zentimeter von ihm entfernt.
    »Was machen sie jetzt?«
    »Sie pulsieren.«
    »Mir geht es gut.« Miles schluckte. »Die Ärztin überprüft jetzt alles doppelt, was sie mir verschreibt. Es kann mich ein bißchen schwindelig machen, sagt sie.« Er hatte seinen Griff nicht gelokkert.
    Im Liftrohr, so erkannte Miles plötzlich, spielte ihr Größenunterschied keine Rolle mehr. Sie hingen Gesicht an Gesicht da, seine Stiefel baumelten über ihren Fußknöcheln – er brauchte sich nicht einmal nach einer Kiste umschauen, auf die er steigen müßte, und er brauchte sich auch nicht den Hals zu verrenken –, spontan landeten seine Lippen auf den ihren. Einen Sekundenbruchteil lang schrie etwas in ihm erschreckt auf, wie in jenem Moment, als er von den Felsen in das dreißig Meter tiefe klare grüne Wasser gesprungen war, das – wie er wußte – eiskalt war, nachdem er der 79
    Schwerkraft die Entscheidung überlassen hatte, doch bevor die Folgen ihn verschlangen.
    Das Wasser war warm, warm … Ihre Augen weiteten sich
    überrascht. Er zögerte, verlor seinen kostbaren Vorwärtsschwung und begann sich zurückzuziehen. Ihre Lippen öffneten sich für ihn, und ihre Arme schlangen sich um seinen Nacken. Sie war eine athletische Frau; der Griff bewirkte eine zwar nicht vorschriftsmäßige, aber wirksame Ruhigstellung. Gewiß war dies das erste Mal, wo auf die Matte gedrückt zu werden bedeutete, daß er gewonnen hatte. Er verschlang gierig ihre Lippen, küßte ihre Wangen, Augenlider, Brauen, das Kinn – wo war der süße Brunnen ihres Mundes? Da, ja …
    Das unhandliche Paket mit dem lebenden Pelz begann davonzuschweben und plumpste das Liftrohr hinab. Eine Frau auf dem Hinabweg rempelte sie an und runzelte die Stirn, ein Junge im Teenageralter, der in der Mitte des Rohres hinabschoß, johlte und machte derbe, unzweideutige Gesten, und der Piepser in Ellis Tasche meldete sich.
    Verlegen fingen sie den Pelz wieder ein und kletterten beim ersten Ausgang, den sich erreichten, hinaus und flohen aus dem Feld des Rohres durch einen Durchgang auf eine Bubblecar-Plattform. Sie stolperten ins Offene und starrten einander aufgewühlt an. In einem wahnsinnigen Augenblick, so erkannte Miles jetzt, hatte er ihre sorgfältig ausbalancierte Arbeitsbeziehung völlig durcheinandergebracht, und was waren sie jetzt?
    Offizier und Untergebene? Mann und Frau? Freund und Freundin, Liebender und Geliebte? Das Ganze konnte ein fataler Fehler gewesen sein.
    Es konnte auch ohne den Fehler fatal sein. Diese Lektion hatte Dagoola ihn gelehrt. Die Person in der Uniform war größer als der Soldat, der Mann war komplexer als seine Rolle. Der Tod konnte nicht nur ihn, sondern auch sie schon morgen holen, und damit wäre ein Universum von Möglichkeiten vernichtet, nicht nur ein Offizier. Er würde sie wieder küssen – verdammt, jetzt konnte er nur ihren elfenbeinfarbenen Hals erreichen …
    80
    Der elfenbeinfarbene Hals gab ein entsetztes Knurren von sich.
    Elli aktivierte den gesicherten Kommunikator und sagte: »Was, zum Teufel …? Das kannst doch nicht du sein, du bist doch hier.
    Hier Quinn!«
    »Kommandantin Quinn?« Leise aber deutlich war Ivan Vorpatrils Stimme zu vernehmen. »Ist Miles bei Ihnen?«
    Miles' Lippen kräuselten sich mit einem frustrierten Knurren.
    Ivans Timing war großartig, wie immer.
    »Ja, warum?«, sagte Quinn in den Kommunikator.
    »Nun, sagen Sie ihm, er soll seinen Arsch wieder hierher bewegen. Ich halte ihm im Sicherheitsnetz ein Loch frei, aber ich kann es nicht viel länger halten. Verdammt, ich kann nicht länger wachbleiben.« Ein langes Keuchen, das Miles als ein Gähnen
    interpretierte, schnaufte aus dem Kommunikator.
    »Mein Gott, ich hatte nicht geglaubt, daß er es wirklich schafft«, murmelte Miles. Er schnappte sich den Kommunikator. »Ivan?
    Kannst du mich wirklich wieder reinschleusen, ohne daß ich gesehen werde?«
    »Noch etwa fünfzehn Minuten. Und ich mußte auch alle Regeln auf Teufel komm raus dehnen, um es zu schaffen. Ich habe den Wachposten auf der dritten Unterebene übernommen, wo die
    kommunalen Strom-und Abwasserleitungen durchkommen. Ich
    kann eine Schleife in die Vid-Überwachung einbauen und die
    Aufnahme von deinem Eintreffen rausschneiden, aber nur, wenn du hierher zurückkommst, bevor Korporal Veli auftaucht. Mir macht es nichts aus, für dich den Hals zu riskieren, aber ich weigere mich, meinen Hals

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