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Vorkosigan 09 Waffenbrüder

Vorkosigan 09 Waffenbrüder

Titel: Vorkosigan 09 Waffenbrüder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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meinen eigenen Sicherheitsdienst äußerst nervös. Offensichtlich wurde er ursprünglich zum Zweck einer Unterschiebung geschaffen, für ein Komplott, das letztlich auf meinen Vater zielte. Aber vor sieben Jahren wurde er abtrünnig, trennte sich von seinen Schöpfern und begann für sich selbst zu arbeiten. Wir – Barrayar – wissen über ihn jetzt zuviel, und er und ich haben uns zu sehr in verschiedene Richtungen entwickelt, als daß er jetzt so spät noch versuchen könnte, mich zu ersetzen.«
    Sie beäugte ihn. »Das könnte er schon. Er könnte Sie wirklich ersetzen.«
    »Fast.« Miles lächelte grimmig. »Aber wenn Sie uns je im
    selben Raum zusammenbringen könnten, dann würden Sie sehen, daß ich fast zwei Zentimeter größer bin als er. Spätes Wachstum meinerseits. Hormonbehandlungen …« Sein Erfindungsreichtum
    mußte bald erschöpft sein – er plapperte einfach weiter …
    »Die Cetagandaner jedoch versuchen immer noch, ihn umzubringen. Bis jetzt ist das der beste Beweis, den wir haben, daß er tatsächlich ihre Schöpfung ist. Offensichtlich muß er über etwas zu viel wissen. Wir würden sehr gerne wissen, worüber.« Er schenkte ihr ein einladendes hündisches Lächeln, das schrecklich unecht war. Sie zog sich noch ein Stück von ihm zurück.
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    Miles ballte zornig die Fäuste. »Das Widerwärtigste an dem
    Mann ist seine Frechheit. Er hätte sich wenigstens einen anderen Namen zulegen können, aber er protzt mit dem meinen. Vielleicht hat er sich daran gewöhnt, als er trainiert wurde, ich zu sein; ein solches Training muß er ja einmal mitgemacht haben. Er spricht mit einem betanischen Akzent und nimmt den betanischen Mädchennamen meiner Mutter als seinen Familiennamen, nach betanischer Sitte, und wissen Sie, warum?«
    Jaa, warum, warum nur…?
    Sie schüttelte stumm den Kopf und starrte ihn mit einer Mischung aus Abscheu und Faszination an.
    »Weil er nach den betanischen Gesetzen über Klone tatsächlich mein gesetzlicher Bruder wäre, deshalb! Er versucht, für sich selbst eine falsche Legitimität zu schaffen. Ich bin mir nicht sicher, warum. Das mag ein Schlüssel zu seiner Schwäche sein. Er muß eine Schwäche haben, irgendwo, einen schwachen Punkt …« –
    außer erblichem Wahnsinn, natürlich … Er brach ab und keuchte leicht. Sollte sie doch meinen, es käme von unterdrückter Wut, und nicht von unterdrücktem Schrecken.
    Der Botschafter winkte ihm, Gott sei Dank, vom anderen Ende des Raums. Die Partygäste schickten sich an zu gehen. »Verzeihen Sie, Madame«, Miles erhob sich, »ich muß Sie verlassen. Aber …
    äh … falls Sie dem falschen Naismith wieder begegnen sollten, dann würde ich es als einen großen Dienst uns gegenüber betrachten, falls Sie Kontakt mit mir in der Botschaft von Barrayar aufnehmen könnten.«
    Pour quoi? sagten ihre stummen Lippenbewegungen. Ziemlich vorsichtig erhob auch sie sich. Miles verbeugte sich über ihrer Hand, trat zurück, machte eine schneidige Kehrtwendung und
    entfloh.
    Er mußte sich zügeln, sonst wäre er im Kielwasser des Botschafters die Stufen zum Palais de London ausgelassen hinabgehüpft. Genie. Er war ein Genie der Täuschung. Warum hatte er sich diese Legende nicht schon vor Jahren ausgedacht? Illyan, dem 94
    Chef des Kaiserlichen Sicherheitsdienstes würde sie gefallen.
    Selbst Galeni dürfte man damit etwas aufheitern können.
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KAPITEL 5
    An dem Tag, als der Kurier vom Sektor-HQ zum zweitenmal
    eintraf, kampierte Miles im Korridor vor Hauptmann Galenis Büro.
    Er mußte sich sehr zügeln, um den Mann nicht in der Tür umzurennen, als dieser das Büro verließ. Er ließ ihn erst den Eingang freigeben, bevor er hineinstürzte.
    Vor Galenis Schreibtisch nahm Miles Rührt-euch-Haltung an.
    »Sir?«
    »Ja, ja, Leutnant, ich weiß«, sagte Galeni gereizt und gab ihm ein Zeichen, er solle warten. Schweigen herrschte, während Bildschirmseite um Bildschirmseite irgendwelche Daten über Galenis Vid-Scheibe rollten. Am Ende lehnte sich Galeni zurück; die Falten zwischen seinen Augen waren tiefer als sonst.
    »Sir?«, wiederholte Miles eindringlich.
    Galeni erhob sich, noch immer die Stirn gerunzelt, und winkte Miles an seinen Platz. »Sehen Sie selbst.«
    Miles ließ die Daten zweimal durchlaufen. »Sir – es ist nichts dabei.«
    »Das habe ich schon bemerkt.«
    Miles drehte sich um und schaute ihn an. »Keine Kreditanweisung – keine Befehle – keine Erklärung – kein nichts.
    Keinerlei Bezugnahme auf meine

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