Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vorkosigan 09 Waffenbrüder

Vorkosigan 09 Waffenbrüder

Titel: Vorkosigan 09 Waffenbrüder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
Vom Netzwerk:
glatte Kappe ihr bleiches Gesicht, das zwar nicht schön, aber doch elegant war und an einen Wolfshund auf der Jagd erinnerte. Miles betrachtete seine eigenen kurzen, rechteckigen Hände, die er auf dem Tisch gefaltet hatte, damit seine Augen sich nicht in den zarten Flächen dieses Gesichtes verlören. Immer noch. Immer.
    »Ah …« Miles schaute sich im Raum um und fing die Blicke
    einiger interessierter Techniker an einem Nachbartisch auf. »Tut mir leid, Jungs, nichts für euch.« Er machte einen Ruck mit dem Daumen; sie grinsten und verstanden den Wink, nahmen ihre
    Kaffeetassen und verließen polternd den Raum.
    »Was für eine Art von Geheimdienstmission?«, fragte sie und biß in ihr Sandwich.
    »Sie ist an beiden Enden geheim, sowohl vom Standpunkt der
    Dendarii aus gesehen wie von dem der Botschaft von Barrayar hier auf der Erde. Besonders vom Standpunkt der Botschaft aus. Eine 112
    Kurieraufgabe. Ich möchte, daß du dir ein Ticket auf dem
    schnellsten verfügbaren kommerziellen Schiff nach Tau Ceti besorgst und eine Nachricht von Leutnant Vorkosigan an das Sektor-Hauptquartier des Kaiserlichen Geheimdienstes in der dortigen Botschaft überbringst. Mein kommandierender Offizier in der Botschaft hier auf der Erde weiß nicht, daß ich dich schicke, und so würde ich es gerne beibehalten.«
    »Ich bin … nicht sonderlich scharf drauf, mit der barrayaranischen Kommandostruktur zu tun zu haben«, sagte sie sanft nach einem Augenblick des Zögerns. Dabei betrachtete sie ihre Hände.
    »Ich weiß. Aber da das beide meiner Identitäten betrifft, muß ich entweder dich schicken oder Baz oder Elli Quinn. Die Londoner Polizei hat Elli verhaftet, und deinen Mann kann ich nicht gut schicken; irgendein konfuser Subalterner auf Tau Ceti könnte versuchen, ihn zu verhaften.«
    Jetzt schaute Elena von ihren Händen auf. »Warum hat Barrayar nie die gegen Baz erhobenen Beschuldigungen wegen Fahnenflucht fallengelassen?«
    »Ich habe mich darum bemüht. Ich hatte schon gedacht, ich
    hätte sie fast überredet. Aber dann bekam Simon Illyan einen Anfall von Skrupeln und kam zu dem Schluß, wenn er den Haftbefehl bestehen ließe, ohne ihn wirklich zu vollziehen, dann hätte er im Notfall eine zusätzliche Handhabe gegen Baz. Außerdem verleiht die Sache der Tarnung der Dendarii als wirklich unabhängiges Unternehmen eine gewisse Glaubwürdigkeit. Ich dachte, Illyan habe unrecht – tatsächlich habe ich ihm das sogar gesagt, bis er mir schließlich befahl, zu diesem Thema die Klappe zu halten.
    Eines Tages, wenn ich die Befehle geben werde, werde ich dafür sorgen, daß das geändert wird.«
    Sie verzog die Augenbrauen. »Darauf kann man ja lange warten, bei dem Tempo, in dem du momentan befördert wirst – Leutnant.«
    »Mein Vater ist sehr empfindlich gegen Beschuldigungen wegen Vetternwirtschaft.« Er hob die versiegelte Datendiskette hoch, die er mit einer Hand auf der Tischfläche herumgeschoben hatte.
    113
    »Ich möchte, daß du diese Diskette Kommodore Destang, dem
    Ersten Militärattache auf Tau Ceti, persönlich in die Hand gibst.
    Laß sie ihm nicht über jemand anderen zukommen, denn ich hege unter anderem den häßlichen Verdacht, daß es im barrayaranischen Kurierkanal zwischen hier und Tau Ceti eine undichte Stelle gibt. Ich glaube zwar, daß das Problem auf dieser Seite besteht, aber falls ich mich irren sollte … Du lieber Himmel, ich hoffe doch, daß es nicht Destang höchstpersönlich ist.«
    »Bist du paranoid?«, fragte sie besorgt.
    »Jeden Augenblick werde ich es mehr und mehr. Es hilft mir
    nicht die Bohne, daß ich Kaiser Yuri den Wahnsinnigen in meinem Stammbaum habe. Ich habe mich schon immer gefragt, ob eines Tages seine Krankheit bei mir ausbricht. Kann man paranoid bezüglich der eigenen Paranoia sein?«
    »Wenn das jemand kann, dann sicher du«, sagte sie mit einem süßen Lächeln.
    »Hm. Na ja, diese besondere Paranoia ist ein klassischer Fall.
    Ich habe in der Nachricht an Destang mich um eine sanfte Sprache bemüht – am besten liest du sie mal durch, bevor du an Bord gehst.
    Was würdest du schließlich von einem jungen Offizier halten, der überzeugt ist, seine Vorgesetzten seien drauf aus, ihn zu erledigen?«
    Sie legte ihren Kopf schräg und zog die eleganten Augenbrauen hoch.
    »Ganz recht.« Miles nickte. Er tippte mit dem Zeigefinger auf die Diskette. »Der Zweck deiner Reise ist, eine Hypothese zu testen – nur eine Hypothese, denk dran! –, nämlich, daß unsere achtzehn

Weitere Kostenlose Bücher