Vorkosigan 09 Waffenbrüder
Polizeihauptmann an, er solle sich in Bewegung setzen, und salutierte zum Abschied schneidig und aufmunternd vor Miles.
Die Reporterin war fort, Gott sei Dank, und interviewte jetzt die maßgeblichen Leute vom Shuttlehafen.
Leutnantin Bone verließ ihr Shuttle, blitzblank, adrett und eindrucksvoll in ihrer besten grauen Samtuniform, und trat an die Männer heran, die noch an der Rampe des größeren Shuttles zurückgeblieben waren. »Admiral Naismith, Sir? Sind Sie bereit für unseren Termin … Ach, du lieber Himmel … «
Er grinste ihr mit seinem verschrammten und schmutzverschmierten Gesicht zu und war sich bewußt, daß sein Haar verfilzt und klebrig vom Blut war, der Kragen blutbesudelt, die Jacke verschmutzt, die Knie seiner Hosen aufgerissen. »Würden Sie von einem solchen Mann einen Gebrauchtwagen kaufen?«, zwitscherte er ihr zu.
»Das geht nicht«, seufzte sie. »Die Bank, mit der wir verhandeln, ist sehr konservativ.«
»Die haben keinen Sinn für Humor?«
»Nicht, wenn es um ihr Geld geht.«
»Okay.« Er schluckte weitere geistreiche Bemerkungen hinunter; es bestand schon die Gefahr, daß seine Nerven mit ihm durchgingen. Er wollte sich mit den Händen durchs Haar fahren, zuckte zusammen und wandelte die Geste um in ein vorsichtiges 110
Betasten des provisorischen Pflasters. »Und alle meine Extrauniformen sind im Orbit – und ich möchte nicht ohne Quinn im Rücken in London herumkutschieren. Jedenfalls nicht jetzt. Und ich muß wegen meiner Schulter mit der Ärztin sprechen, da stimmt etwas immer noch nicht …«, pochender Schmerz, genau gesagt,
»und es gibt einen neuen und ernsthaften Verdacht, wohin unsere ausstehende Kreditüberweisung gegangen ist.«
»So?«, fragte sie, voller Interesse für den wesentlichen Punkt.
»Ein übler Verdacht, den ich erst überprüfen muß. Also gut«, seufzte er und fügte sich ins Unvermeidliche, »sagen Sie unseren Termin bei der Bank für heute ab. Machen Sie einen neuen für morgen aus, falls möglich.«
»Jawohl, Sir!« Sie salutierte und zog sich zurück.
»Einen Moment mal«, rief er hinter ihr her, »Sie brauchen denen aber nicht zu erzählen, warum ich verhindert war, ja?«
Ihr Mundwinkel zuckte nach oben. »Daran würde ich nicht
einmal im Traum denken«, beruhigte sie ihn nachdrücklich.
Als Miles wieder an Bord der Triumph im nahen Erdorbit war und seine Flottenärztin aufsuchte, stellte sie einen Haarriß in seinem linken Schulterblatt fest, eine Diagnose, die Miles überhaupt nicht überraschte. Die Ärztin behandelte ihn mit Elektra-Stim und steckte seinen linken Arm in einen äußerst lästigen Plastikverband.
Miles meckerte herum, bis die Ärztin ihm androhte, sie würde seinen ganzen Körper in einen Plastikverband stecken. Sobald sie die Wunde an seinem Hinterkopf verarztet hatte, schlich sich Miles aus der Krankenstation davon, bevor sich die Ärztin für die offensichtlichen medizinischen Vorteile des Ganzkörperverbandes begeisterte.
Nachdem er sich gewaschen und umgezogen hatte, machte sich
Miles auf die Suche nach Kapitänin Elena Bothari-Jesek, einer der drei Dendarii, die seine wahre Identität kannten. Der Dritte im Bunde war ihr Ehemann und Miles' Flotteningenieur, Kommodore Baz Jesek. Elena wußte wahrscheinlich tatsächlich über Miles 111
ebenso viel wie er selbst. Sie war die Tochter seines verstorbenen Leibwächters, Sergeant Bothari, und sie beide waren zusammen aufgewachsen. Sie war durch Miles' Erlaß Offizierin der Dendarii geworden, als er diese Truppe geschaffen oder gefunden hatte, je nachdem, wie man den chaotischen Beginn dieser ganzen
schrecklich überzogenen verdeckten Operation beschreiben wollte.
Zunächst Offizierin nur dem Namen nach, war sie inzwischen
doch mit Ausdauer, Entschlossenheit und verbissenem Lernen
wirklich eine geworden. Ihre Konzentration war intensiv, ihre Treue absolut, und Miles war so stolz auf sie, als hätte er sie selber erfunden. Seine sonstigen Gefühle ihr gegenüber gingen niemanden etwas an.
Als er die Offiziersmesse betrat, begrüßte Elena ihn mit einer Geste, die halb ein Winken, halb ein militärischer Gruß war, und zeigte ihr melancholisches Lächeln. Miles erwiderte den Gruß mit einem Kopfnicken und ließ sich auf einen Sitz an ihrem Tisch gleiten.,»Hallo, Elena. Ich habe eine Geheimdienstmission für dich.«
Ihr langer, geschmeidiger Leib saß vorgebeugt auf ihrem Stuhl, ihre dunklen Augen leuchteten neugierig. Ihr kurzes schwarzes Haar umrahmte wie eine
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