Vorkosigan 09 Waffenbrüder
sagte Vallerie. »Ich würde gerne – unter Ihrer Mitarbeit – eine gut fundierte Sendung über Sie machen. Ich glaube, das wäre für unsere Zuschauer äußerst interessant.«
»Ach … die Dendarii suchen keine Publizität. Ganz im Gegenteil. Sie könnte unsere Operationen und Agenten gefährden.«
»Dann über Sie persönlich. Nichts Aktuelles. Wie Sie zu den Dendarii gekommen sind. Wer Sie geklont hat, und warum – ich weiß schon, nach wem Sie geklont wurden. Ihre frühesten Erinnerungen. Ich habe gehört, daß man Sie einem beschleunigten Wachstum und einem hypnotischen Training unterzogen hat. Wie war das eigentlich? Und so weiter.«
»Es war unangenehm«, sagte er kurz angebunden. Ihr Angebot
einer Sendung war in der Tat verlockend, abgesehen davon, daß ihm Galeni dafür die Haut abziehen und Illyan ihn ausstopfen und präparieren lassen würde. Und er mochte Vallerie. Es war ja recht nett, durch sie ein paar nützliche Fiktionen in die Welt zu setzen, aber eine zu enge Verbindung mit ihm gerade jetzt – er blickte über das Landefeld zum Spurensicherungsteam der Polizei, das inzwischen eingetroffen war und jetzt in den Überresten des Schwebelasters herumstocherte – könnte für ihr Wohlergehen gefährlich sein. »Ich habe eine bessere Idee. Warum machen Sie nicht ein Expose über das illegale zivile Klon-Geschäft?«
»Das hat man schon gedreht.«
»Aber diese Praktiken sind immer noch im Schwange. Anscheinend hat man nicht genug darüber berichtet.«
Sie schaute nicht sonderlich begeistert drein. »Wenn Sie eng mit mir zusammenarbeiten würden, Admiral Naismith, dann hätten Sie einen gewissen Einfluß auf die Sendung. Wenn Sie nicht kooperieren – nun, dann sind Sie einfach ein Thema für Nachrichten. Und für uns ein gefundenes Fressen.«
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Er schüttelte widerstrebend den Kopf. »Tut mir leid. Sie müssen das alleine machen.« Diese Szene, die sich am Bodenwagen der Polizei abspielte, fesselte seine Aufmerksamkeit. »Entschuldigen Sie mich«, sagte er zerstreut. Sie zuckte die Achseln und ging zu ihrem Holovid-Mann, während Miles davontrottete.
Die Polizei führte Elli ab.
»Mach dir keine Sorgen, Miles, ich bin schon früher einmal
verhaftet worden«, versuchte sie ihn zu beruhigen. »Das ist keine große Sache.«
»Kommandantin Quinn ist meine persönliche Leibwächterin«,
protestierte Miles gegenüber dem Polizeihauptmann, »und sie war im Dienst. Ganz offensichtlich. Und sie ist es immer noch. Ich brauche sie!«
»Pst, Miles, beruhige dich«, flüsterte Elli ihm zu, »sonst nehmen sie am Ende dich auch noch mit.«
»Mich?! Verdammt noch mal, ich bin doch das Opfer! Eigentlich sollten doch diese beiden Kerle verhaftet werden, die mich platt quetschen wollten.«
»Na ja, die wird man auch noch mitnehmen, sobald die Leute
von der Spurensicherung sie in Säcke gefüllt haben. Du kannst nicht erwarten, daß die Behörden einfach nur unser Wort für alles nehmen, was vorgefallen ist. Sie werden die Fakten überprüfen und unsere Geschichte abklopfen, und dann werden sie mich freilassen.« Sie lächelte dem Hauptmann zu, der sich sichtlich geschmeichelt fühlte. »Polizisten sind schließlich auch Menschen.«
»Hat deine Mutter dir nie gesagt, daß du nicht zu fremden
Leuten in einen Wagen steigen sollst?«, murmelte Miles. Aber sie hatte ja recht. Wenn er zuviel Umstände machte, dann könnte es passieren, daß die Konstabler seinem Shuttle ein Startverbot erteilten, oder noch schlimmer … Er fragte sich, ob die Dendarii je den Raketenwerfer zurückbekämen, der jetzt als Tatwaffe beschlagnahmt worden war. Er fragte sich, ob die Verhaftung seiner wichtigsten Leibwache der erste Schritt eines wohlüberlegten Komplotts gegen ihn darstellte. Und er fragte sich, ob seine Flot109
tenärztin über ein psychotropes Medikament gegen galoppierende Paranoia verfügte. Falls sie eines hätte, dann wäre er sicher allergisch dagegen. Er knirschte mit den Zähnen und tat einen tiefen Atemzug, um sich zu beruhigen.
Ein Zweimann-Minishuttle der Dendarii rollte jetzt zum Abstellplatz heran. Was war denn das schon wieder? Miles blickte auf sein Armbandchrono und wurde sich bewußt, daß er jetzt schon fast fünf seiner kostbaren vierundzwanzig Stunden hier auf dem Shuttlehafen vertrödelt hatte. Jetzt, da er wußte, wie spät es war, wußte er auch, wer da angekommen war, und er stieß einen leisen Fluch der Frustration aus. Elli nutzte diese neue Ablenkung aus, stupste den
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