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Vorkosigan 10 Grenzen der Unendlichkeit

Vorkosigan 10 Grenzen der Unendlichkeit

Titel: Vorkosigan 10 Grenzen der Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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reißen, als ihn sehen zu lassen, wie sie weinte.
    Sie warf den Kopf zurück und holte Luft, und damit gewann sie wieder die Bitterkeit und Spannung, die ihr Selbstschutz war.
    »Wenn das wahr ist, dann entfernen wir uns von der Freiheit, wenn wir Ihnen folgen, anstatt ihr näherzukommen.«
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    Verdammt, die Frau konnte obendrein noch logisch denken. Sie mußte ihn nicht verprügeln. Sie konnte ihn zu Tode analysieren, wenn er sich nicht beeilte. Er beeilte sich. »Es gibt einen subtilen Unterschied zwischen einem Gefangenen und einem Sklaven. Ich mache nicht den Fehler, einen von beiden für frei anzusehen. Und Sie auch nicht.«
    Sie verfiel in Schweigen, starrte ihn mit zusammengekniffenen Augen an und zog unbewußt an ihrer Unterlippe. »Sie sind ein seltsamer Bursche«, sagte sie schließlich. »Warum sagen Sie ›ihr‹
    und ›Sie‹ und nicht ›wir‹?«
    Miles hob lässig die Schultern. Verdammt – er ging schnell noch einmal sein Geschwätz durch – sie hatte recht, er hatte sich so ausgedrückt. Da war er etwas zu nah an den Rand geraten. Aber vielleicht konnte er noch aus dem Fehler einen Nutzen ziehen.
    »Sehe ich aus wie die Blüte der militärischen Macht von Marilac?
    Ich bin ein Außenseiter, der in einer Welt gefangen wurde, die ich nie gemacht hatte. Ein Reisender – ein Pilger – nur auf der Durchreise. Fragen Sie Suegar.«
    Sie schnaubte. »Der Verrückte!«
    Sie hatte nicht angebissen. Mist, wie Elli sagen würde. Elli fehlte ihm. Er würde es später noch einmal versuchen. »Unterschätzen Sie Suegar nicht. Er hat eine Botschaft für Sie. Ich fand sie faszinierend.«
    »Ich habe sie schon gehört. Ich finde sie irritierend … Also, was wollen Sie jetzt? Und sagen Sie mir nicht ›nichts‹, weil ich Ihnen dann nämlich nicht glaube. Offen gesagt, ich glaube, Sie sind selber hinter dem Kommando des Lagers her, und ich melde mich nicht freiwillig, um Ihr Sprungbrett bei einem Plan der Machtergreifung zu sein.«
    Ihre Gedanken entwickelten sich jetzt schnell und konstruktiv und folgten tatsächlich anderen Gleisen als nur der Idee, ihn stückweise an die Grenze des Frauenbereichs zurückzutransportieren. Miles kam in Fahrt …
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    »Ich möchte nur Ihr spiritueller Berater sein. Ich will kein Kommando, tatsächlich kann ich es nicht einmal einsetzen. Ich möchte nur ein Berater sein.«
    Es mußte etwas an dem Begriff ›Berater‹ gewesen sein, wo es bei ihr klingelte, irgendeine alte Assoziation. Sie riß die Augen plötzlich ganz auf. Miles war nahe genug an ihr dran, um zu sehen, wie ihre Pupillen sich weiteten. Sie beugte sich vor und folgte mit ihrem Zeigefinger den schwachen Einkerbungen in seinem Gesicht neben der Nase, die durch gewisse Kontrolleitungen in einem Raumhelm entstanden waren. Sie richtete sich wieder auf und ihre Finger bildeten ein V und streichelten die tieferen Furchen, die auf Dauer ihre eigene Nase flankierten. »Was sagten Sie noch mal, was Sie früher waren?«
    »Ein Schreiber im Erfassungsamt«, antwortete Miles hartnäckig.
    »Ich … verstehe.«
    Und falls sie erkannte, wie absurd es war, daß jemand behauptete, er sei ein Schreiber aus der Etappe, wo er doch eine Kampfrüstung oft und lange genug getragen hatte, daß er noch jetzt ihre Abdrücke trug, dann war er im Spiel. Vielleicht.
    Sie rollte sich wieder auf ihrer Schlafmatte zusammen und wies auf deren anderes Ende. »Setzen Sie sich, Herr Militärseelsorger.
    Und reden Sie weiter.«
    Suegar war echt eingeschlafen, als Miles ihn wieder entdeckte: er saß im Schneidersitz da und schnarchte. Miles tippte ihn auf die Schulter.
    »Aufwachen, Suegar. Wir haben es geschafft.«
    Mit einem Schnauben erwachte Suegar. »Himmel, ich vermisse Kaffee. Ha?« Er zwinkerte Miles zu. »Du bist noch heil und ganz?«
    »Es war eine haarige Sache. Hör mal, diese Geschichte von den Kleidern im Fluß – jetzt, da wir uns gefunden haben, müssen wir da auch weiterhin nackt bleiben? Oder ist die Prophezeiung schon hinreichend erfüllt?«
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    »Wie?«
    »Können wir uns jetzt anziehen?«, wiederholte Miles geduldig.
    »Na – ich weiß nicht. Ich nehme an, wenn wir Kleider haben sollten, dann würden sie uns gegeben …«
    Miles stupste ihn und zeigte. »Da. Man gibt sie uns.«
    Ein paar Meter entfernt stand Beatrice mit einem Bündel grauen Tuchs unter dem Arm. »Wollt ihr zwei Bekloppten das Zeug oder nicht? Ich gehe jetzt zurück.«
    »Du hast sie dazu gebracht, daß sie dir Kleider bringen?«, flüsterte Suegar

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