Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vorkosigan 10 Grenzen der Unendlichkeit

Vorkosigan 10 Grenzen der Unendlichkeit

Titel: Vorkosigan 10 Grenzen der Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
Vom Netzwerk:
überrascht.
    »Uns, Suegar, uns!« Miles winkte Beatrice. »Ich glaube, es ist okay.«
    Sie schmiß ihm das Bündel zu, schnaufte und stolzierte weg.
    »Danke«, rief Miles. Er schüttelte den Stoff aus. Zwei graue Pyjamas, ein kleiner und ein großer. Miles mußte nur den Saum der Hosenbeine ein Stückchen hochkrempeln, damit er nicht mit den Fersen darauf trat. Die Pyjamas waren fleckig und steif vor altem Schweiß und Schmutz; wahrscheinlich hatte man sie Verstorbenen abgenommen, überlegte Miles. Suegar kroch in seinen Pyjama und stand da und befingerte staunend den grauen Stoff.
    »Sie haben uns Kleider gegeben. Gegeben«, murmelte er. »Wie hast du das angestellt?«
    »Sie haben uns alles gegeben, Suegar. Komm, ich muß wieder mit Oliver sprechen.« Miles schleifte Suegar entschlossen mit sich.
    »Ich frage mich, wieviel Zeit haben wir wirklich bis zum nächsten Essensappell? Zwei sollen in jedem Vierundzwanzig-Stunden-Zyklus vorkommen, gewiß, aber ich wäre nicht überrascht, wenn sie unregelmäßig wären, um die zeitliche Desorientierung zu fördern – schließlich stellen sie die einzige Uhr hier drinnen dar…«
    Eine Bewegung lenkte Miles Blick auf sich: ein Mann rannte. Es handelte sich nicht um die gelegentliche Unruhe, wenn jemand vor einer feindlichen Gruppe davonlief; der hier rannte einfach dahin, 279
    mit aller Kraft, den Kopf nach unten gerichtet; die bloßen Füße stampften in einem panischen Rhythmus auf den Boden. Er folgte im allgemeinen dem Umkreis der Kuppel, nur um die Grenze der Frauengruppe machte er einen Bogen. Während er dahinrannte, weinte er.
    »Was bedeutet das?«, fragte Miles und wies mit einem Nicken auf die näherkommende Gestalt.
    Suegar zuckte die Achseln. »Solche Anfälle bekommt man von Zeit zu Zeit. Wenn man es nicht mehr aushält, hier herumzuhocken.
    Ich habe mal einen Kerl gesehen, der lief, bis er tot umfiel. Herum und herum und herum …«
    »Nun«, sagte Miles, »der hier rennt auf uns zu.«
    »Er wird im Nu an uns vorbeirennen …«
    »Dann hilf mir, ihn aufzuhalten.«
    Miles traf ihn unten, Suegar oben. Suegar setzte sich auf seinen Brustkasten, Miles auf seinen rechten Arm und halbierte so seinen Widerstand. Der Soldat mußte sehr jung gewesen sein, als er gefangen wurde – vielleicht hatte er bei der Musterung sein Alter falsch angegeben –, denn er hatte noch immer ein Knabengesicht, das nun tränenüberströmt war und gezeichnet von seiner persönlichen Ewigkeit in dieser hohlen Perle. Er schluchzte keuchend beim Einatmen und stieß beim Ausatmen verstümmelte Flüche aus.
    Nach einiger Zeit beruhigte er sich.
    Miles beugte sich zu seinem Gesicht hinab und grinste wölfisch.
    »Hast du zu einem Kommandotrupp gehört, mein Junge?«
    »Ja …« Seine Augen rollten nach links und rechts, aber es kam keine Hilfe.
    »Wie steht’s mit deinen Freunden? Sind sie auch von einem
    Kommandotrupp?«
    »Sie sind die besten«, beteuerte der Junge, den vielleicht insgeheim der Verdacht gepackt hatte, er sei in die Hände von jemandem gefallen, der noch verrückter war als er selbst. »Sie sollten lieber von mir runtergehen, Mutant, oder meine Freunde werden Sie in der Luft zerreißen.«
280
    »Ich möchte dich und deine Freunde zu einem größeren Kommando-Unternehmen einladen«, erklärte Miles. »Wir werden heute abend ein Kommando haben, das ein historisches Ereignis darstellt. Weißt du, wo du Sergeant Oliver findest, der früher einmal bei den 14. Kommandotruppen war?«
    »Ja …«, gab der Junge vorsichtig zu.
    »Also dann, hol deine Freunde und melde dich bei ihm. Du
    solltest dir lieber schon jetzt deinen Platz auf seinem Fahrzeug reservieren lassen, denn wenn du nicht draufsitzt, dann wird es über dich hinweg fahren. Die Reform-Armee legt los. Kapiert?«
    »Kapiert«, keuchte der Junge, während Suegar nachdrücklich seine Faust in seinen Solarplexus preßte.
    »Sage ihm, Bruder Miles schickt dich«, rief Miles, als der Junge davonstolperte und nervös über die Schulter zurückblickte. »Du kannst dich hier drin nicht verstecken. Wenn du nicht auftauchst, dann werde ich die Kosmische Kommandotruppe schicken, dich zu holen.«
    Suegar schüttelte seine verkrampften Glieder und seine neu in Gebrauch genommenen Kleider.
    Miles grinste. »Kampf oder Flucht. Der Junge ist okay.« Er streckte sich und schlug wieder seine ursprüngliche Richtung ein.
    »Zu Oliver!«
    Am Ende hatten sie nicht zwanzig, sondern 200. Oliver hatte sechsundvierzig aufgegabelt. Der Renner

Weitere Kostenlose Bücher