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Vorkosigan 10 Grenzen der Unendlichkeit

Vorkosigan 10 Grenzen der Unendlichkeit

Titel: Vorkosigan 10 Grenzen der Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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bekommen.«
    Miles seufzte und drehte seinen Hut an der breiten Krempe in den Händen herum. Er ließ ihn einen Moment lang auf einem Finger rotieren und blickte der Rothaarigen fest in die Augen. »Schauen Sie meinen Hut an. Der war das einzige Kleidungsstück, das ich aus dem Überfall durch Pitts Haufen retten konnte.«
    Sie schnaubte. »Diese Trottel … warum bloß einen Hut? Warum nicht Hosen? Warum nicht eine volle Uniform, wenn Sie schon dabei sind?«, fügte sie sarkastisch hinzu.
    »Ein Hut ist ein nützlicherer Gegenstand zur Kommunikation.
    Man kann große Gesten machen«, er machte eine, »Aufrichtigkeit ausdrücken«, er hielt den Hut über sein Herz, »oder Verlegenheit anzeigen«, er hielt ihn über seine Genitalien und duckte sich wie beschämt, »oder Wut …«, er warf den Hut auf den Boden, als wollte er gleich darauf herumstampfen, dann hob er ihn wieder auf und wischte ihn sorgfältig ab, »oder Entschlossenheit …«, er schob ihn sich auf den Kopf und zog die Krempe über die Augen herunter, »oder sich höflich zeigen.« Er schwenkte ihn grüßend.
    »Sehen Sie den Hut?«
    Sie fing an, Vergnügen an der Sache zu finden. »Ja.«
    »Sehen Sie die Federn auf dem Hut?«
    »Ja…«
    »Beschreiben Sie sie!«
    »Oh … fedrige Dinger.«
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    »Wie viele?«
    »Zwei. Zusammengebunden.«
    »Sehen Sie die Farbe der Federn?«
    Sie wich zurück, plötzlich wieder befangen, und warf ihren Gefährtinnen einen Seitenblick zu. »Nein.«
    »Sobald Sie die Farbe der Federn sehen können«, sagte Miles sanft, »werden Sie auch verstehen, wie Sie Ihre Grenzen in die Unendlichkeit ausdehnen können.«
    Sie schwieg. Ihr Gesicht war verschlossen. Aber die Anführerin der Patrouille murmelte: »Vielleicht sollte der Zwerg mal lieber mit Tris sprechen. Nur dies eine Mal.«
    Die oberste Anführerin der Frauen war offensichtlich einmal Frontkämpferin gewesen, keine Technikerin wie die Mehrzahl der Frauen. Die Muskeln, die sich wie geflochtene Lederriemen unter ihrer Haut abzeichneten, hatte sie sicher nicht erworben, indem sie in einem rückwärtigen unterirdischen Posten stundenlang vor einem Holovid-Display hockte. Sie hatte echte Waffen mit sich herumgetragen, die echten Tod ausspieen, und war manchmal
    zusammengebrochen; sie war gegen die Grenzen dessen angerannt, was wirklich mit Fleisch und Bein und Metall erreicht werden konnte, und dieser Deformationsprozeß hatte sie gezeichnet. Illusionen waren wie eine Infektion aus ihr ausgebrannt worden und hatten eine Brandnarbe hinterlassen. Wut brannte andauernd in ihren Augen wie Feuer in einem Kohlenflöz, unterirdisch und unauslöschbar. Sie war vielleicht fünfunddreißig oder vierzig.
    Gott, ich habe mich verliebt, dachte Miles. Bruder Miles möchte SIE für die Reform-Armee haben … Dann zügelte er seine Gedanken. Hier, jetzt, war der Knackpunkt seines Plans, und was er alles an Persiflage, verbaler Irreführung, Charme, Chutzpe und cleverem Gequatsche aufbieten konnte, würde nicht ausreichen, nicht einmal, wenn er es mit einer blauen Schleife verzierte.
    Die Verletzten wollen Macht haben, nichts anderes; sie glauben, daß sie sie davor bewahren wird, erneut verletzt zu werden. Diese 273
    Frau hier wird kein Interesse zeigen für Suegars seltsame Botschaft – zumindest noch nicht jetzt … Miles holte tief Luft.
    »Madame, ich bin hier, um Ihnen das Kommando über dieses
    Lager anzubieten.«
    Sie starrte ihn an, als wäre er etwas, das sie als Wucherung an den Wänden in einer dunklen Ecke der Latrine entdeckt hätte. Ihre Blicke strichen über seine Nacktheit hinweg; Miles spürte, wie die Spuren der Krallen von seinem Kinn bis zu seinen Zehen brannten.
    »Das Sie gewiß in Ihrem Matchbeutel mit sich führen«, knurrte sie. »Ein Kommando über dieses Lager existiert nicht, Mutant.
    Also können Sie es nicht hergeben. Bring ihn an die Grenze unseres Gebietes, und zwar stückweise, Beatrice.«
    Er duckte sich vor der Rothaarigen. Die Geschichte mit dem Mutanten würde er später korrigieren. »Es ist meine Sache, das Kommando über dieses Lager zu kreieren«, versicherte er. »Bemerken Sie bitte, was ich anbiete, ist Macht, nicht Rache. Rache ist ein zu teurer Luxus. Kommandanten können ihn sich nicht leisten.«
    Tris erhob sich von ihrer Schlafmatte zu ihrer vollen Größe, dann ging sie in die Knie, um in Miles’ Augenhöhe zu sein und zischte:
    »Zu schade, kleiner Scheißkerl. Sie interessieren mich fast. Weil ich Rache will. An jedem Mann in diesem

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