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Vorkosigan 10 Grenzen der Unendlichkeit

Vorkosigan 10 Grenzen der Unendlichkeit

Titel: Vorkosigan 10 Grenzen der Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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betrachtete Suegar mit einem Groll, als sei seine Verletzung eine persönliche Beleidigung. Und das war sie auch für sie: eine weitere Last an Kummer und Versagen, die ihren schwer erworbenen Heilerstolz erniedrigte. »Ich glaube, er wird sterben«, fügte sie hinzu.
    »Das glaube ich auch«, sagte Miles.
    »Weshalb wollten Sie dann, daß ich komme?« Sie stapfte davon.
    Später kam sie mit einer Schlafmatte und ein paar extra Lumpen zurück und half Suegar darin zur zusätzlichen Isolierung einzupacken, dann stapfte sie wieder davon.
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    »Wir haben diese Kerle geschnappt, die versucht haben, Sie umzubringen«, meldete Tris. »Was sollen wir mit ihnen machen?«
    »Lassen Sie sie laufen«, sagte Miles müde. »Sie sind nicht der Feind.«
    »Zum Teufel, das sind sie nicht.«
    »Sie sind auf jeden Fall nicht meine Feinde. Es handelte sich nur um einen Fall von Verwechslung. Ich bin bloß ein glückloser Reisender auf der Durchreise.«
    »Wachen Sie auf, Kleiner. Zufällig teile ich Olivers Glauben an Ihr ›Wunder‹ nicht. Sie sind hier nicht auf der Durchreise. Das hier ist die Endstation.«
    Miles seufzte. »Ich fange an zu glauben, daß Sie recht haben.« Er blickte auf Suegar, der flach und zu schnell atmete und neben dem Miles sich zur Beobachtung hingekauert hatte. »Sie haben fast sicher recht, diesmal. Trotzdem – lassen Sie sie laufen.«
    »Warum?«, jaulte sie empört.
    »Weil ich es sage. Weil ich Sie darum gebeten habe. Wollen Sie, daß ich für sie bettle?«
    »Aargh! Nein. Schon gut!« Sie drehte sich um und ging weg.
    Dabei fuhr sie sich mit den Händen durch das kurz geschnittene Haar und murmelte etwas vor sich hin.
    Eine zeitlose Zeit verging. Suegar lag auf der Seite und sagte nichts, obwohl sich seine Augen dann und wann öffneten und blicklos vor sich hinstarrten. Miles befeuchtete in regelmäßigen Abständen Suegars Lippen mit Wasser. Ein Essensappell kam und ging vorüber, ohne besondere Vorfälle, ohne Miles’ Beteiligung; Beatrice kam vorbei und legte zwei Rattenriegel neben ihm ab, starrte sie mit einem bewußt verstockten Blick allgemeiner Mißbilligung an und ging wieder weg.
    Miles setzte sich im Schneidersitz hin und bettete seine verletzte Hand in den Schoß. Im Geist ging er den Katalog der Fehler durch, die ihn in diese kritische Lage gebracht hatten. Er dachte über 305
    seine scheinbare Begabung nach, den Tod seiner Freunde zu verursachen. Er hatte eine unangenehme Vorahnung, daß Suegars Tod fast so schlimm sein würde wie der von Sergeant Bothari vor sechs Jahren, und dabei hatte er Suegar nur Wochen gekannt, nicht Jahre.
    Wiederholter Schmerz ließ einen neue Verletzungen noch mehr fürchten, wie er wohl wußte, nicht weniger: eine zunehmende Angst, die einem den Magen umdrehte. Nicht schon wieder, niemals wieder …
    Er legte sich auf den Rücken und starrte in die Kuppel empor, in das weiße, ungerührte Auge eines toten Gottes. Und waren nicht schon mehr Freunde, als er wußte, durch diese größenwahnsinnige Eskapade getötet worden? Es würde genau zu den Cetagandanern passen, daß sie ihn hier drinnen in Unwissenheit ließen und dafür sorgten, daß die wachsenden Zweifel und die zunehmende Angst ihn allmählich um den Verstand brachten. Ihn schnell um den Verstand brachten – das Auge des Gottes blinzelte.
    Miles blinzelte in einer sympathetischen Nervenreaktion, dann riß er die Augen auf und starrte zur Kuppel empor, als könnte er sie mit seinen Blicken durchbohren. Hatte sie geblinzelt? War das Flackern eine Illusion gewesen? Drehte er schon durch?
    Die Kuppel flackerte wieder. Miles schnellte hoch, und holte Luft, Luft, Luft.
    Die Kuppel verschwand. Für einen kurzen Augenblick wogte die planetarische Nacht herein, Nebel und Nieselregen und der Kuß eines kalten, feuchten Windes. Die ungefilterte Luft dieses Planeten roch nach faulen Eiern. Die ungewohnte Dunkelheit machte die Augen blind.
    »ESSENSAPPELL!«, schrie Miles aus vollen Lungen.
    Dann verwandelte sich die Vorhölle in ein Chaos – im blendenden Blitz einer Schmerzbombe, die hinter einer Gebäudegruppe explodierte. Rotes Licht schien grell von der Unterseite einer riesigen emporwogenden Trümmerwolke. Eine krachende Folge ähnlicher Explosionen umringte das Lager, vertrieb die Nacht und 306
    betäubte ungeschützte Ohren. Miles, der immer noch schrie, konnte seine eigene Stimme nicht mehr hören. Antwortfeuer vom Boden säumte die Wolken mit Strahlen bunten Lichts.
    Mit weit aufgerissenen Augen

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