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Vorkosigan 10 Grenzen der Unendlichkeit

Vorkosigan 10 Grenzen der Unendlichkeit

Titel: Vorkosigan 10 Grenzen der Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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Ohne den Kopf zu wenden, konnte er es nicht sicher sagen, aber Miles dachte, er hätte weitere Bewegung am Rand wahrgenommen, die sich den anderen anschloß.
    Die vier, die sich von vorn näherten, blieben ein paar Meter vor ihnen stehen. Miles und Suegar zögerten.
    Grau gekleidete Männer, jeder größer als Miles – wer war nicht größer als er? –, mit finsteren Blicken, voll von einer wilden Spannung, die auf Miles übergriff und seine Nerven hinabrieselte.
    Miles erkannte nur einen von ihnen, einen der einstigen sauren Brüder, den er in Pitts Gesellschaft gesehen hatte. Miles machte sich nicht die Mühe, den Blick von Pitts Kumpan abzuwenden und nach der Eingreifmannschaft Ausschau zu halten. Er war sich ziemlich sicher, daß einer der Männer in der Gruppe, die ihnen gegenüberstand, zur Eingreifmannschaft gehörte.
    Und das schlimmste war, es war seine eigene Schuld, wenn sie hier in die Ecke gedrängt wurden – sofern man hier drin überhaupt von Ecke reden konnte –, denn er hatte seine Rundgänge zu einer vorhersagbaren täglichen Routine werden lassen. Das war ein dummer Anfängerfehler – unverzeihlich.
    Pitts Kumpan trat vor und starrte Miles aus tiefliegenden Augen an, wobei er auf der Unterlippe kaute. Er stimmt sich darauf ein, erkannte Miles. Wenn er mich bloß zu Brei schlagen wollte, dann könnte er das im Schlaf tun. Der Mann ließ ein sorgfältig ge300
    flochtenes Lumpenseil durch seine Finger gleiten. Eine Schnur zum Strangulieren … nein, diesmal gab es keine neue Prügelei.
    Diesmal handelte es sich um wohlüberlegten Mord.
    »Du«, sagte Pitts Kumpan mit rauher Stimme. »Zuerst wußte ich nicht, wer du bist. Du bist keiner von uns. Du konntest nicht einer von uns gewesen sein. Mutant … Du hast mir selbst den Hinweis gegeben. Pitt war kein Spion der Cetagandaner. Aber du bist einer!« Und er stürzte vorwärts.
    Miles wich ihm aus, überwältigt von dem Angriff und einer Erkenntnis. Verdammt, er hatte gewußt, es mußte einen guten Grund geben, weshalb es ihm so sehr als Fehler erschienen war, Pitt zu erledigen, obwohl es so wirksam gewesen war. Die falsche Anschuldigung war zweischneidig, ebenso gefährlich für den, der sie vorbrachte, wie für das Opfer – Pitts Kumpan mochte vielleicht sogar glauben, seine Anschuldigung sei wahr – Miles hatte eine Hexenjagd ausgelöst. Es war ausgleichende Gerechtigkeit, daß er ihr erstes Opfer war, aber wo würde es enden? Kein Wunder, daß ihre Gefängniswärter sich in letzter Zeit nicht eingemischt hatten.
    Ihre schweigenden cetagandanischen Beobachter mußten im Augenblick gerade vor Lachen von den Stühlen fallen – er hatte Fehler auf Fehler gehäuft, und das gipfelte jetzt darin, daß er hier blödsinnig starb, wie ein Raubtier durch andere Raubtiere in dieser Raubtierhöhle …
    Hände packten ihm; er zog sich krampfhaft zusammen und stieß um sich, doch er durchbrach ihren Griff nur halb. Neben ihm wirbelte Suegar herum, stieß und schlug um sich und schrie mit dämonischer Energie. Er hatte zwar eine ansehnliche Reichweite, aber ihm fehlte die Masse. Miles hatte weder Reichweite noch Masse. Immerhin gelang es Suegar, für einen Augenblick Miles dem Griff eines Angreifers zu entwinden.
    Suegars linker Arm, der zu einem Rückhandschlag ausholte,
    wurde gepackt und blockiert. Miles zuckte zusammen, in mitfühlender Erwartung des vertrauten gedämpften Knackens brechender Knochen, aber statt dessen zog der Mann das Lumpenseil-Armband von Suegars Handgelenk herunter.
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    »Heh, Suegar!«, höhnte der Mann und tänzelte rückwärts.
    »Schau mal, was ich da hab’!«
    Suegars Kopf wirbelte herum. Jetzt war seine Aufmerksamkeit nicht mehr auf die entschlossene Verteidigung von Miles gerichtet.
    Der Mann schälte das zerknitterte, ramponierte Stück Papier aus seiner Tuchumhüllung und schwenkte es in der Luft. Suegar schrie entsetzt auf und stürzte sich auf den Mann, doch zwei andere blockierten seinen Weg. Der Mann riß das Papier zweimal entzwei, dann hielt er inne, als müßte er einen Augenblick lang überlegen, wie er es loswerden sollte – dann stopfte er mit einem plötzlichen Grinsen die Stücke in den Mund und begann sie zu kauen. Suegar kreischte.
    »Verdammt!«, schrie Miles wütend, »ihr wolltet doch mich haben! Das hättest du nicht tun sollen …« Mit aller Kraft rammte er seine Faust in das höhnisch grinsende Gesicht des am nächsten stehenden Angreifers, dessen Aufmerksamkeit für einen Moment durch Suegars

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