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Vorkosigan 10 Grenzen der Unendlichkeit

Vorkosigan 10 Grenzen der Unendlichkeit

Titel: Vorkosigan 10 Grenzen der Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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des Reitens kundig, wenn es ihm auch nicht sonderlich behagte.
    Miles bremste Ninny mit lockeren Zügeln ab, wendete und
    zockelte hinter der Stute her, wobei er sich den Anschein ruhiger Entspanntheit gab. Wer? Ich? Ich möchte dich nicht einfangen.
    Wir genießen bloß die Szenerie, nicht wahr. Genau, mach Halt für einen Bissen. Die Fuchsstute blieb stehen, um an einem Grasbü35
    schel zu knabbern, aber sie behielt Miles’ Annäherung wachsam im Auge.
    Als er ihr so nahe gekommen war, daß sie fast wieder
    hochschreckte, hielt Miles Ninny an und glitt vom Pferd. Er bewegte sich nicht auf die Stute zu, sondern blieb statt dessen stehen und suchte mit großem Theater in seinen Taschen. Ninny rieb eifrig den Kopf an Miles, Miles gurrte und gab dem Wallach ein Stück Zucker zu fressen. Die Stute stellte interessiert die Ohren auf.
    Ninny schmatzte mit den Lippen und stupste Miles, um mehr zu bekommen. Die Stute kam und schnupperte nach ihrem Anteil.
    Mit den Lippen nahm sie von Miles’ Handfläche einen Zuckerwürfel auf, während er seinen anderen Arm ruhig durch die Schleife ihrer Zügel gleiten ließ.
    »Hier, Dr. Dea. Ein Pferd. Ohne zu rennen.«
    »Das ist nicht fair«, keuchte Dea und trottete heran. »Sie hatten Zucker in der Tasche.«
    »Natürlich hatte ich Zucker in der Tasche. Das nennt man
    Voraussicht und Planung. Der Trick im Umgang mit Pferden
    besteht nicht darin, schneller oder stärker zu sein als sie. Das hieße, mit den eigenen Schwächen gegen die Stärken des Pferdes
    angehen. Der Trick besteht darin, schlauer zu sein als das Pferd.
    Das ist Ihre Stärke gegenüber seiner Schwäche, nicht wahr?«
    Dea nahm die Zügel. »Sie machen sich über mich lustig«, sagte er mißtrauisch.
    Miles grinste. Er klopfte Ninny hinter den linken vorderen Lauf, und das Pferd ließ sich gehorsam auf ein Knie nieder. Miles kletterte behende zu seinem bequem niedrigen Steigbügel hinauf.
    »Macht meines das auch?«, fragte Dr. Dea und beobachtete den Vorgang fasziniert.
    »Leider nicht.«
    Dea blickte düster auf sein Pferd. »Dieses Tier ist ein Dummkopf.
    Ich werde es eine Weile führen.«
    Während Ninny sich mit einem Ruck wieder auf alle viere erhob, unterdrückte Miles seinen Impuls, einen reitlehrerhaften Kom36
    mentar aus dem reichen Vorrat seines Großvaters von sich zu geben wie: Versuchen Sie schlauer zu sein als Ihr Pferd, Dr. Dea.
    Obwohl Dr. Dea für die Dauer dieser Untersuchung Lord Vorkosigan offiziell untergeben war, stand Weltraumarzt Leutnant Dr.
    Dea im Rang ohne Zweifel höher als Fähnrich Vorkosigan. Ältere Männer zu kommandieren, die im Rang über einem standen, erforderte ein gewisses Maß an Takt.
    Die Holzfällerstraße wurde breiter, und Miles ließ sich zurückfallen, um neben Harra Csurik zu reiten. Je mehr der Weg auf ihr Zuhause zu anstieg, desto mehr schienen ihre Wildheit und ihre Entschlossenheit vom letzten Morgen nachzulassen. Oder vielleicht machte sich bloß die Erschöpfung bei ihr bemerkbar? Sie hatte den ganzen Morgen wenig gesprochen und war den ganzen Nachmittag in Schweigen versunken. Wenn sie Miles den ganzen Weg bis ans Ende der Welt schleifte und dann nicht mehr den Mumm hatte, ihm zu helfen …
    »In welchem Zweig des Militärdienstes war Ihr Vater, Harra?«, begann Miles im Plauderton.
    Sie fuhr sich mit den Fingern in einer kämmenden Geste durchs Haar, mehr aus Nervosität als aus Eitelkeit. Durch die strohfarbenen Strähnen blickten ihre Augen ihn an wie scheue Lebewesen im Schutz einer Hecke.
    »Bezirksmiliz, Mylord. Ich kann mich in Wirklichkeit nicht an ihn erinnern; er starb, als ich ganz klein war.«
    »Im Kampf?«
    Sie nickte. »In den Kämpfen um Vorbarr Sultana, während
    Vordarian nach dem Thron griff.«
    Miles fragte sie nicht, auf welcher Seite ihr Vater gestanden hatte
    – die meisten einfachen Soldaten hatten kaum eine Wahl gehabt, und die Amnestie hatte für die Toten ebenso gegolten wie für die Lebenden.
    »Aha … Haben Sie Geschwister?«
    »Nein, Mylord. Nur meine Mutter und ich sind übrig.«
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    Etwas von Miles Spannung fiel ab. Falls dieses Urteil tatsächlich bis zu einer Hinrichtung führen sollte, dann konnte ein falscher Schritt Blutrache unter den angeheirateten Verwandten auslösen.
    Und das war nicht die Form von Gerechtigkeit, die der Graf durchsetzen wollte. Je weniger angeheiratete Verwandte in die Sache verwickelt waren, umso besser. »Wie steht es mit der Familie Ihres Mannes?«
    »Er hat sieben Geschwister. Vier Brüder und

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