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Vorkosigan 10 Grenzen der Unendlichkeit

Vorkosigan 10 Grenzen der Unendlichkeit

Titel: Vorkosigan 10 Grenzen der Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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Bodenchemie ein Streifen aus Grün und Rosa, einen halben Kilometer breit – wilde Rosen, wie Miles erstaunt erkannte, als sie näher ritten. Rosen von der Erde. Der Pfad tauchte in die duftende Masse ein und verschwand darin.
    Er wechselte sich mit Pym darin ab, ihren Weg mit den Militärbuschmessern freizuhauen. Die Rosen waren kräftig und mit dicken Dornen ausgerüstet und schlugen heimtückisch elastisch zurück. Ninny tat seinen Teil, indem er den großen Kopf hin und her schwang und Blüten abknabberte und sie glücklich hinunterschlang. Miles war sich nicht sicher, wieviel er den großen Wallach davon essen lassen durfte – daß die Rosen nicht auf Barrayar heimisch waren, bedeutete noch nicht, daß sie für Pferde nicht giftig waren. Miles saugte an seinen Wunden und dachte an Barrayars konfuse ökologische Geschichte.
    Die fünfzigtausend Erstsiedler von der Erde hatten gedacht, sie seien nur die Speerspitze von Barrayars Kolonisation. Dann schloß 40
    sich durch eine Anomalie der Gravitation das Wurmloch, durch das die Kolonisten gekommen waren, und zwar unwiderruflich und ohne Vorwarnung. Die Terraformung, die so vorsichtig und kontrolliert begonnen hatte, brach zusammen wie alles andere.
    Importierte Pflanzen und Tiere von der Erde entkamen überall und verwilderten, als die Menschen ihre Aufmerksamkeit den dringenderen Problemen des Überlebens zuwandten. Biologen bedauerten noch das massenhafte Aussterben einheimischer Arten, das die Folge gewesen war, und die Erosionen, die Trockenheiten und Überschwemmungen, aber in Wirklichkeit, dachte Miles,
    hatten in den Jahrhunderten des Zeitalters der Isolation die Fähigsten beider Welten ein vollkommen gutes neues Gleichgewicht erkämpft. Wenn etwas lebendig war und den Boden bedeckte, wen kümmerte es dann, woher es kam?
    Wir sind alle zufällig hier. Wie die Rosen.
    Sie kampierten in dieser Nacht hoch im Hügelland, und stießen am nächsten Morgen zu den Flanken der echten Berge vor. Sie hatten jetzt die Gegend verlassen, mit der Miles aus seinen Kindertagen noch vertraut war, und er überprüfte Harras Richtungsangaben häufig auf seiner aus dem Orbit aufgenommen Landkarte.
    Sie hielten am zweiten Tag bei Sonnenuntergang an, nur ein paar Stunden von ihrem Ziel entfernt. Harra beharrte darauf, sie könnte sie auch in der Abenddämmerung von hier aus weiterführen, aber Miles wollte nicht nach Einbruch der Dunkelheit unangemeldet an einem fremden Ort ankommen, wo er nicht wußte, welcher Empfang sie erwartete.
    Er badete am nächsten Morgen in einem Wasserlauf und zog
    sorgfältig seine neue grüne Uniform eines kaiserlichen Offiziers an. Pym trug die braunsilberne Livree des Hauses Vorkosigan; er holte die Standarte des Grafen zusammen mit einem Teleskopstab aus Aluminium aus den Tiefen seiner Satteltasche und befestigte sie an seinem linken Steigbügel. Bereit zum Töten, dachte Miles freudlos. Dr. Dea trug die gewöhnliche schwarze Arbeitsuniform; 41
    ihm war unbehaglich zumute. Falls sie eine Botschaft darstellten, Miles hätte selbst gern gewußt, was sie bedeutete.
    Am Vormittag hielten sie ihre Pferde vor einer Hütte an, die am Rand eines ausgedehnten Hains von Zuckerahorn lag, der vor wer weiß wie vielen Jahren angepflanzt worden war, jetzt aber durch Selbstaussaat da und dort die Talhänge hinaufwuchs. Die Bergluft war kühl und rein und klar. Ein paar Hühner staksten im Gras umher. Von den Wäldern her kam ein hölzernes Rohr, das schon halb von Algen verstopft war und nur noch tröpfelweise Wasser in einen Trog abgab, von wo es in ein morastiges grünes Rinnsal überfloß.
    Harra glitt vom Pferd, glättete ihren Rock und stieg auf die Veranda. »Karal?«, rief sie. Miles wartete hoch zu Roß auf die erste Begegnung. Man sollte nie einen psychologischen Vorteil aufgeben.
    »Harra? Bist du’s?«, rief von drinnen die Stimme eines Mannes.
    Er stieß die Tür auf und kam herausgeeilt. »Wo bist du gewesen, Mädchen? Wir haben die Büsche nach dir durchsucht! Dachten, du hättest dir irgendwo im Gestrüpp das Genick gebrochen …« Er blieb vor den drei schweigenden Männern auf den Pferden stehen.
    »Du wolltest meine Anzeige nicht niederschreiben, Karal«, sagte Harra ziemlich atemlos. Ihre Hände zupften an ihrem Rock herum.
    »Also bin ich zum Bezirksrichter in Vorkosigan Surleau gegangen, um selbst mit ihm zu sprechen.«
    »Ach, Mädchen«, keuchte Karal reuevoll, »das zu tun war
    dumm …« Er senkte und wiegte den Kopf, während er voll

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