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Vorkosigan 10 Grenzen der Unendlichkeit

Vorkosigan 10 Grenzen der Unendlichkeit

Titel: Vorkosigan 10 Grenzen der Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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Unbehagen auf die Reiter starrte. Er war ein Mann von vielleicht sechzig Jahren, mit beginnender Glatze und ledriger Haut, abgearbeitet; sein linker Arm endete in einem Stumpf. Noch ein Veteran.
    »Sprecher Serg Karal?«, begann Miles streng. »Ich bin die
    Stimme von Graf Vorkosigan. Ich bin beauftragt, das Verbrechen zu untersuchen, das Harra Csurik vor dem Gericht des Grafen angezeigt hat, nämlich den Mord an ihrer kleinen Tochter Raina.
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    Als Sprecher des Silvy-Tales werden Sie ersucht und aufgefordert, mich in allen Dingen zu unterstützen, die in Beziehung zur Gerichtsbarkeit des Grafen stehen.«
    An diesem Punkt waren die vorgeschriebenen Formalitäten zu Ende, sie hatten nicht lange gedauert, und Miles mußte sich selber etwas einfallen lassen. Er wartete. Ninny schnaubte. Das braune, mit Silber verzierte Tuch der Standarte klatschte ein paarmal weich in einer vorüberstreichenden Brise.
    »Der Bezirksrichter war nicht da«, warf Harra ein, »aber der Graf war da.«
    Karals Gesicht wurde grau; er starrte vor sich hin. Schließlich riß er sich mit Gewalt zusammen, nahm irgendwie Haltung an und versuchte sich ächzend an einer halben Verbeugung. »Wer … wer seid Ihr, Sir?«
    »Lord Miles Vorkosigan.«
    Karals Lippen bewegten sich stumm. Miles konnte nicht von
    Lippen lesen, aber er war sich ziemlich sicher, daß es sich um eine verzweifelte Variante von Was für ein Mist! handelte. »Das da ist mein Livrierter Sergeant Pym und mein Gerichtsmediziner,
    Leutnant Dea vom Kaiserlichen Militär.«
    »Sie sind der Sohn des Herrn Grafen?«, krächzte Karal.
    »Sein einziger.« Miles hatte plötzlich genug von seiner Pose.
    Sicherlich reichte dies für den ersten Eindruck. Er schwang sich von Ninny und landete leicht auf seinen Fußballen. Karals Blick folgte ihm. Jaa, ich bin so klein. Aber warten Sie mal, bis Sie mich tanzen sehen. »Geht es in Ordnung, wenn wir unsere Pferde hier in Ihrem Trog tränken?« Miles zog Ninnys Zügel durch die Armbeuge und ging auf den Trog zu.
    »Hm, der ist für Menschen, Mylord«, sagte Karal. »Warten Sie einen Augenblick, ich hole einen Eimer.« Er zog seine ausgebeulten Hosen hoch und trottete davon, um die Ecke der Hütte herum. Eine Minute lang herrschte unbehagliches Schweigen, dann hörte man Karals Stimme schwach: »Wo hast du den Ziegeneimer hingetan, Zed?«
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    Eine andere Stimme antwortete, hell und jung. »Hinter den
    Holzstapel, Pa.« Beide Stimmen verfielen in einen gedämpften Ton. Karal kam mit einem zerbeulten Aluminiumeimer zurückgetrottet, den er neben dem Trog abstellte. Er zog einen hölzernen Stöpsel aus der Seitenwand des Trogs, ein heller Wasserstrahl ergoß sich in einem Bogen aus dem Loch und füllte den Eimer.
    Ninny zuckte mit den Ohren und schnupperte und rieb seinen großen Kopf an Miles; dabei übersäte er Miles’ Jacke mit roten und weißen Pferdehaaren und warf ihn fast um. Karal blickte auf und lächelte dem Pferd zu; als sein Blick jedoch zum Besitzer des Pferdes weiterwanderte, verschwand das Lächeln. Während Ninny trank, erblickte Miles kurz einen Jungen von etwa zwölf Jahren, der in den Wald hinter der Hütte davonflitzte.
    Karal half Miles und Harra und Pym, die Pferde anzubinden.
    Miles überließ es Pym, die Sättel abzunehmen und die Pferde zu füttern, und folgte Karal in dessen Haus. Harra klebte wie eine Klette an Miles, und Dr. Dea packte seine Instrumententasche aus und schloß sich ihnen an. Auf den hölzernen Bodenbrettern
    klangen Miles’ Stiefelschritte laut und ungleich.
    »Meine Frau wird gegen Mittag zurücksein«, sagte Karal und bewegte sich unsicher im Zimmer umher, während Miles und Dea sich auf einer Bank niederließen und Harra sich auf dem Boden neben dem Herd aus Feldsteinen hinhockte und ihre Knie mit den Armen umschlang. »Ich mache … ich mache etwas Tee, Mylord.«
    Bevor Miles noch sagen konnte: Nein, danke, entwischte Karal durch die Tür, um am Trog einen Kessel zu füllen. Nein, laß ihn nur in alltäglichen Verrichtungen seine Nerven beruhigen. Dann konnte Miles vielleicht herausfinden, wieviel von dieser Verwirrung einfach gesellschaftliche Befangenheit war und wieviel –
    vielleicht – schlechtes Gewissen.
    Als der Kessel auf dem Herd stand, hatte Karal sichtlich seine Beherrschung wiedergewonnen. Also begann Miles zu sprechen.
    »Ich würde lieber diese Untersuchung sofort beginnen, Sprecher.
    Sie wird nicht lange dauern.«
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    »Sie braucht … überhaupt nicht stattzufinden, Mylord. Der Tod

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