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Vorkosigan 10 Grenzen der Unendlichkeit

Vorkosigan 10 Grenzen der Unendlichkeit

Titel: Vorkosigan 10 Grenzen der Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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einem nur Lügen.« Ihre Schultern sackten herab. »Auf jeden Fall habe ich versagt. Wir alle haben versagt.«
    »Wie kann man wissen, ob ihr versagt habt, wenn ihr nie eine richtige Ausbildung hattet?«, sagte Miles verächtlich. »Der Soldatenberuf umfaßt die komplexesten Arten erlernten kooperativen Verhaltens, das man je entwickelt hat – ich habe jahrelang Strategie und Taktik studiert, und ich weiß noch nicht einmal die Hälfte davon. Es ist alles hier oben.« Er drückte die Hand an die Stirn.
    Sie warf ihm einen prüfenden Blick zu. »Wenn das so ist«, sie drehte ihre großen Hände mit den Klauen herum, »warum hat man mir dann dies angetan?«
    Miles stutzte. Seine Kehle war seltsam trocken. Also, Admirale lügen auch. Manchmal belügen sie sich sogar selber. Nach einem unbehaglichen Schweigen fragte er: »Hast du nie daran gedacht, ein Wasserrohr aufzubrechen?«
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    »Man wird bestraft, wenn man etwas zerbricht. Zumindest ich wurde bestraft. Vielleicht du nicht, du bist ein Mensch.«
    »Hast du je daran gedacht zu fliehen, auszubrechen? Es ist die Pflicht eines Soldaten zu fliehen, wenn er vom Feind gefangen wird. Überleben, Flucht, Sabotage, in dieser Reihenfolge.«
    »Feind?« Sie blickte nach oben, wo das ganze Gewicht des
    Hauses Ryoval über ihr dräute. »Wer sind meine Freunde?«
    »Ach, ja. Das ist … der springende Punkt.« Und wohin sollte ein acht Fuß großes genetisches Konstrukt mit Reißzähnen fliehen? Er holte tief Luft. Keine Frage, was sein nächster Schritt sein mußte.
    Pflicht, Eigennutz, Überleben, sie alle zwangen ihn dazu. »Deine Freunde sind näher, als du denkst. Was glaubst du, warum ich hierher gekommen bin?« Warum wirklich?
    Sie warf ihm einen verdutzten Blick zu.
    »Ich bin wegen dir gekommen. Ich hatte von dir gehört. Ich suche … Rekruten. Oder ich suchte. Es ging schief, und jetzt bin ich auf der Flucht. Aber wenn du mit mir kämst, dann könntest du dich den Dendarii-Söldnern anschließen. Eine Elitetruppe – die immer gute Männer und Frauen sucht. Ich habe da einen Stabssergeanten, der … der einen Rekruten wie dich braucht.« Nur allzu wahr.
    Sergeant Dyeb war berüchtigt für seine säuerliche Einstellung gegenüber weiblichen Soldaten; er behauptete immerzu, sie seien zu weich. Jeder weibliche Rekrut, der seinen Ausbildungslehrgang überlebte, hatte am Ende eine hochentwickelte Aggression. Miles stellte sich Dyeb vor, wie er aus einer Höhe von etwa acht Fuß an seinen Zehen herabbaumelte … Dann zügelte er seine Phantasie zugunsten der Konzentration auf die gegenwärtige Krise. Neun schaute ihn an … unbeeindruckt.
    »Sehr komisch«, sagte sie kühl, worauf Miles sich einen Augenblick lang fragte, ob sie vielleicht mit dem Telepathie-Genkomplex ausgestattet sei – nein, sie stammte aus der Zeit davor –, »aber ich bin nicht einmal ein Mensch. Oder hattest du das nicht gewußt?«
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    Miles hob vorsichtig die Schultern. »Ein Mensch ist, wer sich wie ein Mensch benimmt.« Er zwang sich, die Hand auszustrecken und ihre feuchte Wange zu berühren. »Tiere weinen nicht, Neun.«
    Sie zuckte zusammen, als hätte sie einen elektrischen Schock bekommen. »Tiere lügen nicht. Menschen schon. Die ganze Zeit.«
    »Nicht die ganze Zeit.« Er hoffte, sie würde in dem trüben Licht nicht merken, wie er errötete. Sie sah ihn eindringlich an.
    »Beweise es.« Sie saß mit überkreuzten Beinen da und neigte den Kopf zur Seite. Ihre blaßgoldenen Augen musterten ihn plötzlich nachdenklich.
    »Hm … gewiß. Wie?«
    »Leg deine Kleider ab.«
    »… was?«
    »Leg deine Kleider ab und leg dich mit mir hin, wie es die Menschen tun. Männer und Frauen.« Sie streckte ihre Hand aus und berührte seinen Hals.
    Der Druck ihrer Klauen grub sich in sein Fleisch. »Brlp?« würgte Miles. Er riß die Augen weit auf. Etwas mehr Druck, und er würde bluten. Ich werde gleich sterben …
    Sie starrte ihn mit einem seltsamen, erschreckenden, unendlich tiefen Hunger an. Dann ließ sie ihn abrupt los. Er sprang auf und schlug sich den Kopf an der niedrigen Decke an. Und fiel wieder hin. Die Sterne in seinen Augen hatten nichts mit Liebe auf den ersten Blick zu tun.
    Ihre Lippen kräuselten sich über den Reißzähnen, und sie stöhnte verzweifelt. »Häßlich«, heulte sie auf und kratzte sich mit den klauenartigen Fingernägeln über die Wangen. Es blieben rote Furchen zurück. »Zu häßlich … Tier … du glaubst nicht, daß ich ein Mensch bin …« Sie schien vor

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