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Vorkosigan 10 Grenzen der Unendlichkeit

Vorkosigan 10 Grenzen der Unendlichkeit

Titel: Vorkosigan 10 Grenzen der Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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zerstörerischer Entschlossenheit zu bersten.
    »Nein, nein, nein!«, stammelte Miles, fiel auf die Knie, packte ihre Hände und zog sie zu sich herab. »Darum geht es nicht. Es ist einfach … äh – wie alt bist du überhaupt?«
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    »Sechzehn.«
    Sechzehn. Du lieber Himmel! Er erinnerte sich daran, wie es mit sechzehn war. Sexbesessen und jeden Augenblick vor Herzeleid sterbend. Ein schreckliches Alter, wenn man in einem verdrehten, zerbrechlichen, unnormalen Körper gefangen war. Gott allein wußte, wie er seinen eigenen Selbsthaß damals überlebt hatte.
    Nein – er erinnerte sich daran, wie er überlebt hatte. Er war von jemandem gerettet worden, der ihn geliebt hatte. »Bist du nicht ein bißchen jung dafür?«, fragte er mit einer gewissen Hoffnung.
    »Wie alt warst du?«
    »Fünfzehn«, gab er zu, bevor er daran dachte zu lügen. »Aber …
    es war traumatisch. Hat auf lange Sicht nicht funktioniert.«
    Ihre Klauen kehrten sich wieder ihrem Gesicht zu.
    »Tu das nicht!«, schrie er und klammerte sich an ihre Hände. Das Ganze erinnerte ihn zu sehr an die Episode mit Sergeant Bothari und dem Messer. Der Sergeant hatte Miles damals das Messer mit Gewalt abgenommen. Diese Möglichkeit hatte Miles hier nicht.
    »Beruhige dich doch!«, schrie er sie an.
    Sie zögerte.
    »Es ist einfach so, ein Offizier und Gentleman schmeißt sich nicht einfach so auf seine Dame auf dem nackten Boden. Man …
    man setzt sich zusammen, macht es sich gemütlich, unterhält sich ein bißchen, trinkt ein bißchen Wein, spielt ein bißchen Musik …
    entspannt sich. Du bist ja noch kaum aufgewärmt. Komm, setz dich hierher, wo es am wärmsten ist.« Er dirigierte sie näher an die aufgebrochene Heizluftleitung heran, kniete sich hinter sie und versuchte ihren Nacken und ihre Schultern zu massieren. Ihre Muskeln waren angespannt, unter seinen Daumen fühlten sie sich wie Felsen an. Jeder Versuch von seiner Seite, sie zu erdrosseln, wäre sichtlich vergeblich gewesen.
    Ich kann es einfach nicht glauben. Eingesperrt in Ryovals Keller mit einem sexhungrigen Teenager-Werwolf. In keinem meiner Handbücher von der Kaiserlichen Akademie war darüber je die Rede … Er erinnerte sich an seinen Auftrag, ihren linken Wa182
    denmuskel lebend auf die Ariel zu bringen. Dr. Canaba, wenn ich überlebe, dann werden Sie und ich ein nettes kleines Gespräch über diesen Punkt haben …
    Ihre Stimme klang dumpf vor Kummer. »Du denkst, ich bin zu groß.«
    »Überhaupt nicht.« Er hatte seine Fassung teilweise wieder gewonnen und konnte schneller lügen. »Ich bete große Frauen an, da kannst du jeden fragen, der mich kennt. Außerdem habe ich vor einiger Zeit die glückliche Erfahrung gemacht, daß der Größenunterschied nur eine Rolle spielt, wenn man steht. Wenn man sich hinlegt, dann ist es … äh … ein geringeres Problem …« Alles, was er bisher durch Versuch und Irrtum – meistens Irrtum – über Frauen gelernt hatte, wirbelte ihm jetzt unwillkürlich durch den Kopf. Es war schrecklich. Was wollten Frauen eigentlich?
    Er rutschte um sie herum und nahm ernsthaft ihre Hand. Sie starrte ihn ebenso ernst an und wartete auf eine … Anleitung. In diesem Augenblick erkannte Miles, daß er seiner ersten Jungfrau gegenübersaß. Einige Sekunden lang lächelte er sie total gelähmt an. »Neun … du hast es noch nie zuvor getan, nicht wahr?«
    »Ich habe Vids gesehen.« Sie runzelte nachdenklich die Stirn.
    »Gewöhnlich fangen sie mit Küssen an, aber…«, sie zeigte mit einer vagen Geste auf ihren mißgestalteten Mund, »vielleicht möchtest du nicht.«
    Miles versuchte, nicht an die kürzlich ums Leben gekommene Ratte zu denken. Schließlich hatte man sie ja systematisch ausgehungert. »Vids können sehr irreführend sein. Für Frauen braucht es Übung – besonders beim erstenmal –, die eigenen Körperreaktionen kennenzulernen, haben mir weibliche Bekannte gesagt. Ich fürchte, ich könnte dich verletzen.« Und dann wirst du mir den Bauch aufschlitzen.
    Sie blickte ihm in die Augen. »Das geht schon in Ordnung. Ich habe eine sehr hohe Schmerzgrenze.«
    Aber ich nicht.
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    Das Ganze war verrückt. Sie war verrückt. Er war verrückt. Doch er spürte, wie eine Faszination für dieses … Ansinnen wie ein Nebel aus seinem Unterleib in sein Gehirn emporstieg. Ohne Zweifel war sie das größte weibliche Wesen, das er je treffen würde. Mehr als eine Frau aus seiner Bekanntschaft hatte ihn beschuldigt, er wolle gern bergsteigen. Jetzt konnte er

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