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Vorkosigan 11 Spiegeltanz

Vorkosigan 11 Spiegeltanz

Titel: Vorkosigan 11 Spiegeltanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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Dienst gefallen. Dann wäre Ivan Vorpatril Ihr Erbe.«
    »Ja«, sagte der Graf, »und das Haus Vorkosigan würde nach elf Generationen direkter Abstammung aussterben.«
    »Wo wäre das Problem?«
    »Das Problem ist, daß es nicht der Fall ist. Du existierst. Das Problem ist … daß ich immer wollte, daß Cordelias Sohn mein Erbe sein sollte. Nimm zur Kenntnis, daß wir über eine nach normalen Maßstäben ziemlich beträchtliche Menge Besitz reden.«
    »Ich dachte, der größte Teil Ihres ererbten Landes strahlte nach der Zerstörung von Vorkosigan Vashnoi im Ungewissen vor sich hin.«
    Der Graf zuckte die Achseln. »Einiges bleibt übrig. Diese Residenz, zum Beispiel. Aber mein Erbe besteht nicht nur aus Besitz; wie Cordelia sagt, kommt noch eine Ganztagsbeschäftigung hinzu.
    Wenn wir erlauben, daß du sie beanspruchst, dann mußt du erlauben, daß sie dich in Anspruch nimmt.«
    »Sie können alles behalten«, sagte Mark aufrichtig. »Ich werde alles unterschreiben.«
    Der Graf zuckte zusammen.
    »Betrachte dieses Gespräch einfach als Orientierung, Mark«, sagte die Gräfin. »Einige der Leute, denen du vielleicht begegnest, werden viel über diese Fragen nachdenken. Du mußt dir einfach bewußt sein, daß dieses Thema unausgesprochen auf mancher Tagesordnung steht.«
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    Der Graf blickte geistesabwesend drein und atmete langsam aus.
    Als er wieder aufblickte, war sein Gesicht erschreckend ernst.
    »Das stimmt. Und es gibt eine Tagesordnung, über die man nicht nur nicht spricht, sondern die auch unaussprechlich ist. Du solltest gewarnt sein.«
    So unaussprechlich, daß anscheinend Graf Vorkosigan selbst Schwierigkeiten hatte, es über die Zunge zu bringen. »Worum geht es?«, fragte Mark mißtrauisch.
    »Es gibt … eine falsche Theorie der Abstammung, über eine der sechs möglichen Linien, die mich zum nächsten Erben des Kaiserreichs von Barrayar macht, falls Kaiser Gregor ohne Nachkommen stirbt.«
    »Ja«, sagte Mark ungeduldig, »das weiß ich natürlich. Galens Komplott beruhte ja darauf, dieses juristische Argument auszunutzen. Sie, dann Miles, dann Ivan.«
    »Ja, aber jetzt heißt es: ich, dann Miles, dann du, dann Ivan. Und Miles ist im Augenblick – praktisch – tot. Damit befinde nur ich mich zwischen dir und dem Visier möglicher Attentäter. Und dabei geht es nicht um dich als Imitator von Miles, sondern als Erbe aus eigenem Recht.«
    »Das ist alles Quatsch«, explodierte Mark. »Das ist noch verrückter als die Idee, daß ich Graf Vorkosigan werde.«
    »Halt dich an diesen Gedanken«, riet ihm die Gräfin. »Halte dich fest daran und deute nie an, daß du auch anders denken könntest.«
    Ich bin unter Wahnsinnige geraten.
    »Wenn jemand dich in ein Gespräch über dieses Thema verwickeln will, dann melde es so schnell wie möglich mir oder Cordelia oder Simon Illyan«, fügte der Graf hinzu.
    Mark hatte sich so weit wie möglich in seinen Sessel verkrochen.
    »In Ordnung …«
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    »Du machst ihm angst, mein Lieber«, bemerkte die Gräfin.
    »Bei diesem Thema ist Paranoia der Schlüssel zum Wohlbefinden«, sagte der Graf unfroh. Einen Augenblick lang beobachtete er Miles schweigend. »Du siehst müde aus. Wir zeigen dir dein Zimmer. Du kannst dich waschen und ein bißchen ausruhen.«
    Sie standen auf. Mark folgte den beiden hinaus in den gepflasterten Korridor. Die Gräfin deutete mit einem Nicken in Richtung auf einen Bogengang, der unter der gewundenen Treppe geradewegs nach hinten führte. »Ich nehme das Liftrohr nach oben und schaue nach Elena.«
    »Gut«, sagte der Graf. Gezwungenermaßen folgte ihm Mark die Treppe hinauf. Zwei Treppenläufe zeigten ihm schon, wie wenig in Form er war. Als sie den zweiten Absatz erreichten, atmete er so schwer wie der alte Mann. Der Graf bog in einen Korridor im zweiten Stock ein.
    »Sie stecken mich doch nicht etwa in Miles' Zimmer, oder?«, fragte Mark mit einer gewissen Beklemmung.
    »Nein. Allerdings hat das Zimmer, das du bekommst, einmal mir gehört, als ich ein Kind war.«
    Wahrscheinlich vor dem Tod seines älteren Bruders. Das Zimmer des zweiten Sohns. Das war fast genauso beunruhigend.
    »Jetzt ist es nur ein Gästezimmer.« Der Graf öffnete eine schmucklose Holztür. Dahinter lag ein sonniger Raum. Die offensichtlich handgefertigten Holzmöbel von unbestimmtem Alter und enormem Wert umfaßten ein Bett und Kommoden. Eine
    Hauskonsole zur Steuerung der Beleuchtung und der mechanisierten Fenster saß etwas unpassend neben dem geschnitzten

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