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Vorkosigan 11 Spiegeltanz

Vorkosigan 11 Spiegeltanz

Titel: Vorkosigan 11 Spiegeltanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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sich momentan befand, er würde dort nicht älter werden. »Ich kann mir unter Geburtstagen nichts vorstellen. Wie nennt man es, wenn man einen aus dem Uterusreplikator herausnimmt?«
    »Als ich aus meinem Uterusreplikator herausgenommen wurde, nannten es meine Eltern meinen Tag der Geburt«, sagte sie trokken.
    Sie war eine Betanerin. Richtig. »Ich weiß nicht einmal, wann meiner ist.«
    »Das weißt du nicht? Es steht in deinen Unterlagen.«
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    »In welchen Unterlagen?«
    »In deiner medizinischen Dokumentation aus dem Haus Bharaputra. Hast du sie nie gesehen? Ich werde dir eine Kopie besorgen.
    Sie ist faszinierend zu lesen, auf eine erschreckende Weise. Dein Geburtstag war tatsächlich der siebzehnte letzten Monats.«
    »Dann habe ich ihn sowieso verpaßt.« Er schloß den Kleidersack wieder und schob die Uniform in seinem Wandschrank nach ganz hinten. »Ist ja nicht wichtig.«
    »Es ist schon wichtig, daß jemand unser Dasein feiert«, widersprach sie freundlich. »Menschen sind der einzige Spiegel, den wir haben, um uns selbst darin zu sehen. Der Bereich allen Sinns. Alles Gute, alles Böse ist nur in Menschen zugegen. Nichts davon ist im Universum. Einzelhaft ist in jeder menschlichen Kultur eine Strafe.«
    »Das … stimmt«, gab er zu und erinnerte sich an seine eigene Gefangenschaft vor kurzem. »Hm.« Das nächste Kleidungsstück, das er herausschüttelte, paßte zu seiner Stimmung: es war tiefschwarz. Doch bei näherer Prüfung zeigte es sich, daß es fast genauso gestaltet war wie die Uniform des jüngeren Lords, nur waren die Embleme und die Paspelierung gedämpft in schwarzer Seide gehalten, anstatt mit Silberfäden zu leuchten, und waren deshalb am schwarzen Tuch fast unsichtbar.
    »Das ist für Totenfeiern«, bemerkte die Gräfin. Ihre Stimme klang plötzlich ziemlich ausdruckslos.
    »Oh.« Er nahm den Hinweis auf und steckte den Anzug hinter die Uniform des jungen Vor-Lords. Schließlich wählte er die Kleidung aus, die am wenigsten nach Militär aussah, weiche weite Hosen, niedrige Stiefel ohne Schnallen, ohne Stahlkappen und ähnliche aggressive Verzierungen, dazu ein Hemd und eine Weste, alles in dunklen Farben, blau, grün, rotbraun. Es kam ihm wie ein Kostüm 292
    vor, aber alles war außerordentlich gut gearbeitet. Tarnung? Repräsentierten die Kleider den Mann, der darin steckte, oder verbargen sie ihn? »Bin das ich?«, fragte er die Gräfin, als er aus dem Bad herauskam und sich ihr zeigte.
    Sie lachte fast. »Eine schwierige Frage, wenn man sie auf seine Kleidung bezieht. Nicht einmal ich kann sie dir beantworten.«
    Am vierten Tag stellte sich Ivan Vorpatril zum Frühstück ein. Er trug die grüne Interimsuniform eines kaiserlichen Leutnants, die seinen großen, durchtrainierten Körper betonte. Mit seiner Ankunft schien der Gelbe Salon plötzlich voll zu sein. Mark schrumpfte schuldbewußt zusammen, als sein mutmaßlicher Cousin seine Tante mit einem schicklichen Kuß auf die Wange und seinen Onkel mit einem formellen Kopfnicken begrüßte. Ivan schnappte sich einen Teller von einer Anrichte und belud ihn mit Eiern, Fleisch und gezuckertem Brot, jonglierte dazu noch ein Kännchen Kaffee, zog mit dem Fuß einen Stuhl zurück und ließ sich darauf am Tisch gegenüber von Mark nieder.
    »Hallo, Mark.« Endlich nahm Ivan seine Existenz zur Kenntnis.
    »Du siehst ja übel aus. Wann bist du denn so aufgeschwollen?« Er schob sich eine Gabelportion Bratfleisch in den Mund und begann zu kauen.
    »Danke, Ivan.« Mark nahm, so gut er konnte, Zuflucht zu einem sanften Sarkasmus. »Du hast dich nicht verändert, wie ich sehe.«
    Das bedeutete hoffentlich auch keine Verbesserung.
    Ivans braune Augen funkelten. Er begann zu sprechen, doch seine Tante sagte »Ivan« in einem Ton kühlen Tadels, der ihn verstummen ließ.
    Mark glaubte nicht, daß es dabei nur darum ging, daß Ivan versucht hatte, mit vollem Mund zu sprechen, doch Ivan schluckte, 293
    bevor er der Gräfin, nicht Mark, antwortete. »Entschuldigung, Tante Cordelia. Aber wegen ihm habe ich immer noch Probleme mit Wandschränken und anderen kleinen ungelüfteten dunklen Räumen.«
    »Tut mir leid«, murmelte Mark und krümmte sich zusammen.
    Aber etwas in ihm wehrte sich dagegen, sich vor Ivan zu ducken, und er fügte hinzu: »Ich hatte Galen nur deshalb veranlaßt, dich zu entfuhren, um Miles herbeizuholen.«
    »Dann war das also deine Idee.«
    »Sie hat auch funktioniert. Er ist sofort gekommen und hat für dich seinen Kopf in die

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