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Vorkosigan 11 Spiegeltanz

Vorkosigan 11 Spiegeltanz

Titel: Vorkosigan 11 Spiegeltanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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Der Mann, der da sprach, war so lautlos erschienen, daß sich Mark nicht einmal sicher war, aus welcher Richtung er gekommen war. Er war ebenso dezent gekleidet, war mittleren Alters und wirkte intelligent. Er hätte ein Museumsverwalter sein können. »Kommen Sie bitte mit mir.«
    Ivan folgte dem Mann, ohne eine Frage zu stellen oder einen Kommentar abzugeben und bedeutete Mark durch eine Geste, er solle vor ihm gehen. So in die Zange genommen, trottete Mark hinter dem Unbekannten her, hin-und hergerissen zwischen Neugier und Angst.
    Sie gingen durch eine Tür mit der Aufschrift ›Zutritt verboten‹, die der Mann mit einem mechanischen Schlüssel aufsperrte und dann wieder hinter ihnen abschloß, dann gingen sie zwei Treppen hoch und einen widerhallenden Korridor mit Holzboden hinab zu einem Raum, der das oberste Stockwerk eines runden Turms an einer Ecke des Gebäudes einnahm. Einst eine Wachstube, war er jetzt als Büro eingerichtet, mit gewöhnlichen Fenstern, die an 299
    Stelle der Schießscharten in die Steinmauern gebrochen waren.
    Darinnen wartete ein Mann, der auf einem Schemel saß und nachdenklich auf das Gelände hinabblickte, das zum Fluß hin abfiel, und auch auf die paar heiter gekleideten Leute, die auf den Pfaden spazierengingen oder kletterten.
    Ein schmaler, dunkelhaariger Mann in den Dreißigern, dessen bleiche Haut im Kontrast zur weiten dunklen Kleidung stand, der jede pseudomilitärische Note fehlte. Er blickte auf und lächelte ihrem Führer zu. »Danke, Kevi.« Das schien Gruß und Entlassung zugleich zu sein, denn der Führer nickte und verließ den Raum.
    Erst als Ivan nickte und ›Majestät‹ sagte, erkannte Mark, um wen es sich handelte.
    Kaiser Gregor Vorbarra persönlich. Ach du Scheiße! Die Tür hinter Mark war durch Ivan blockiert. Mark bezwang die Welle von Panik, die in ihm aufbrandete. Gregor war nur ein Mann, allein, anscheinend unbewaffnet. Der ganze Rest war … Propaganda.
    Reklametrick. Illusion. Sein Herz schlug trotzdem schneller.
    »Hallo, Ivan«, sagte der Kaiser. »Danke, daß ihr gekommen seid.
    Warum gehst du nicht und schaust dir eine Weile die Ausstellung an?«
    »Ich hab sie schon gesehen«, sagte Ivan lakonisch.
    »Trotzdem.« Gregor deutete mit einem Rucken des Kopfes in Richtung Tür.
    »Ich möchte ja nicht unhöflich sein«, sagte Ivan, »aber der hier ist nicht Miles, nicht einmal an seinen guten Tagen. Und abgesehen von seiner Erscheinung ist er als Attentäter ausgebildet worden. Ist das nicht ein bißchen verfrüht?«
    »Gut«, sagte Gregor sanft, »wir werden es herausfinden, nicht wahr? Möchtest du mich ermorden, Mark?«
    »Nein«, krächzte Mark.
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    »Da hast du's. Geh spazieren, Ivan. Ich werde dir nach einer Weile Kevi schicken.«
    Ivan zog eine Grimasse der Frustration und – wie Mark spürte –
    der nicht wenig enttäuschten Neugierde. Er verließ den Raum mit einer ironischen Verbeugung, die zu bedeuten schien: Auf Euer Majestät Verantwortung.
    »Also, Lord Mark«, sagte Gregor. »Was hältst du bis jetzt von Vorbarr Sultana?«
    »Es flog ziemlich schnell an mir vorüber«, sagte Mark vorsichtig.
    »Du lieber Himmel, sag bloß nicht, du hast Ivan fahren lassen.«
    »Ich wußte nicht, daß ich eine Wahl hatte.«
    Der Kaiser lachte. »Setz dich.« Er winkte Mark auf den Stuhl hinter dem Komkonsolenpult. Der kleine Raum war ansonsten spärlich möbliert. An der Wand hingen allerdings zahlreiche alte Militärdrucke und Landkarten, wohl Doubletten aus den Beständen des nahen Museums.
    Das Lächeln des Kaisers wich seinem anfänglichen nachdenklichen Blick, während er Mark musterte. Mark fühlte sich ein wenig an die Art erinnert, wie Graf Vorkosigan ihn angeschaut hatte, dieser Blick mit der Frage: ›Wer bist du?‹, nur diesmal ohne die gierige Heftigkeit des Grafen. Eine Neugier, die man ertragen konnte.
    »Ist das Ihr Büro?«, fragte Mark und ließ sich vorsichtig auf dem kaiserlichen Drehstuhl nieder. Für einen Kaiser erschien ihm dieser Raum klein und karg.
    »Eines meiner Büros. Dieser ganze Gebäudekomplex ist voll von verschiedenen Büros, einige davon befinden sich in den seltsamsten Winkeln. Graf Vorvolk hat eins in den alten Verliesen. Da kann man kaum den Kopf heben. Diesen Raum hier benutze ich als 301
    privates Refugium, wenn ich an den Sitzungen des Rates der Grafen teilnehme oder wenn ich andere Geschäfte hier habe.«
    »Warum zähle ich zu den Geschäften? Abgesehen davon, daß ich kein Vergnügen bin. Ist dieses

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