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Vorkosigan 11 Spiegeltanz

Vorkosigan 11 Spiegeltanz

Titel: Vorkosigan 11 Spiegeltanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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zügelte sich plötzlich mit einem entschuldigenden Grinsen. Und doch … der Mann war so beherrscht, daß Mark sich vorstellte, dieser Blick auf den inneren Gregor diene einem Zweck.
    Mark bekam allmählich Kopfweh. Ohne Miles … Mit Miles würden alle diese barrayaranischen Dilemmata Miles gehören.
    Und Mark wäre frei, sich irgendwie … seinen eigenen Dilemmata zu stellen. Seinen eigenen Dämonen, nicht diesen adoptierten.
    »Das ist nicht meine … Gabe. Mein Talent. Interesse. Schicksal.
    Ich weiß nicht, was.« Er rieb sich im Nacken.
    »Leidenschaft, Passion?«, sagte Gregor.
    »Ja, das würde passen. Ein Grafentitel ist nicht meine Passion.«
    Nach einem Moment des Nachdenkens fragte Gregor neugierig:
    »Was ist deine Passion, Mark? Wenn nicht Regierung oder Macht oder Wohlstand – du hast Wohlstand noch nicht einmal erwähnt.«
    »Genügend Wohlstand, um das Haus Bharaputra zu zerstören, ist so weit jenseits meiner Möglichkeiten, daß es einfach … nicht paßt.
    Diese Lösung gibt es für mich nicht. Ich … ich … einige Menschen sind Kannibalen. Das Haus Bharaputra, seine Kunden – ich möchte die Kannibalen stoppen. Das wäre es wert, daß man dafür aus dem Bett steigt.« Ihm wurde bewußt, daß seine Stimme lauter geworden war, und er sank wieder auf dem weichen Stuhl zusammen.
    »Mit anderen Worten … du hast eine Leidenschaft für Gerechtigkeit. Oder darf ich sagen, Sicherheit. Ein kurioses Echo deines … hm … Originals.«
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    »Nein, nein!« Nun ja … vielleicht in einem gewissen Sinn.
    »Vermutlich gibt es auch auf Barrayar Kannibalen, aber sie haben nicht mein persönliches Interesse auf sich gezogen. Ich denke nicht in den Kategorien des Gesetzesvollzugs, denn das Transplantationsgewerbe ist auf Jackson's Whole nicht illegal. Also ist ein Polizist auch nicht die Lösung. Oder … es müßte ein verdammt ungewöhnlicher Polizist sein.« Etwa wie ein verdeckter Agent des Kaiserlichen Sicherheitsdienstes? Mark versuchte sich einen Kriminalinspektor vorzustellen, der einen Kaperbrief mit sich führte. Aus irgendeinem Grund kam ihm immer wieder eine Vision seines Originals. Zur Hölle mit Gregors beunruhigender Anspielung. Kein Polizist. Ein fahrender Ritter. Die Gräfin hatte ins Schwarze getroffen. Aber es gab keinen Platz mehr für fahrende Ritter. Die Polizei würde sie festnehmen müssen.
    Gregor lehnte sich zurück und sah dabei leicht befriedigt aus.
    »Das ist sehr interessant.« Sein geistesabwesender Blick ähnelte dem eines Mannes, der sich den Code für einen Safe einprägte. Er glitt von seinem Schemel und wanderte an den Fenstern entlang, um dann aus einem anderen Winkel hinabzublicken. Das Gesicht dem Licht zugewandt, bemerkte er: »Mir scheint, der zukünftige Zugang zu deiner … Passion hängt sehr davon ab, daß wir Miles zurückbekommen.«
    Mark seufzte frustriert. »Das liegt nicht in meinen Händen. Man wird mich nie … was kann ich schon tun, was der Kaiserliche Sicherheitsdienst nicht kann? Vielleicht stöbern sie ihn auf. Jeden Tag kann es jetzt soweit sein.«
    »Mit anderen Worten«, sagte Gregor langsam, »in diesem Augenblick ist das Wichtigste in deinem Leben etwas, das zu bewirken dir die Macht fehlt. Du hast mein tiefes Mitgefühl.«
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    Wider Willen rutschte Mark eine ehrliche Antwort heraus. »Ich bin hier praktisch ein Gefangener. Ich kann nichts tun, und ich kann nicht abhauen!«
    Gregor hob den Kopf. »Hast du es schon versucht?«
    Mark zögerte. »Nun ja … nein, noch nicht wirklich.«
    »Aha.« Gregor wandte sich von dem Fenster ab und nahm eine kleine Plastikkarte aus der Innentasche seiner Jacke. Er reichte sie Mark über den Tisch. »Meine Stimme dringt nur bis zu den Grenzen von Barrayars Interessenbereich«, sagte er. »Trotzdem …
    hast du hier meine private Vidcom-Nummer. Deine Anrufe werden nur von einer einzigen Person überprüft. Du wirst auf die Liste gesetzt. Sag einfach deinen Namen, und dann wirst du durchgestellt.«
    »Ah … danke«, sagte Mark vorsichtig. Er war verwirrt. Die Karte wies nur den Code-Streifen auf: keinerlei sonstige Identifikation. Er steckte sie sehr sorgfältig weg.
    Gregor berührte eine Audiocom-Nadel an seiner Jacke und
    sprach mit Kevi. Wenige Augenblicke später klopfte es, die Tür ging auf, und Ivan kam herein. Mark, der begonnen hatte, in Gregors Drehstuhl zu schaukeln – er quietschte nicht –, kletterte verlegen herunter.
    Gregor und Ivan verabschiedeten sich so lakonisch, wie sie sich begrüßt

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