Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vorkosigan 11 Spiegeltanz

Vorkosigan 11 Spiegeltanz

Titel: Vorkosigan 11 Spiegeltanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
Vom Netzwerk:
möglicherweise auch in noch süßere Verhandlungen mit der hübschen Verkäuferin eintrat
    – es war schwer zu sagen, ob Ivan es ernst meinte oder nur aus Reflex handelte –, trat Mark nach draußen.
    Galen hatte einmal, erinnerte sich Mark, ein paar komarranische Spione in diesem Viertel untertauchen lassen. Zweifellos hatte sie der Kaiserliche Sicherheitsdienst von Barrayar vor zwei Jahren bei der Razzia, die auf die Aufdeckung des Komplotts gefolgt war, hochgehen lassen. Doch er fragte sich, ob er sie hätte finden können, wenn Galens Racheträume je wirklich geworden wären.
    Es müßte diese Straße geradeaus und dann die zweite Querstraße sein … Ivan plauderte immer noch mit dem Mädchen in der
    Bäckerei. Mark spazierte los.
    Nach wenigen Minuten fand er zu seiner Befriedigung die
    Adresse. Er beschloß, nicht hineinzugehen und nachzuschauen. Er machte kehrt und nahm einen Weg, den er für eine Abkürzung zur Hauptstraße und zur Bäckerei hielt. Er erwies sich jedoch als Sackgasse. Er machte wieder kehrt und ging auf die Einmündung der Gasse zu.
    Eine alte Frau und ein magerer junger Mann, die auf einer kleinen Veranda saßen, hatten ihn in die Gasse hineingehen sehen und beobachteten, wie er jetzt wieder herauskam. In den trüben Augen der alten Frau funkelte es feindselig auf, als er wieder in das Blickfeld ihrer Kurzsichtigkeit trat.
    »Das ist kein Junge. Das ist ein Mutie«, flüsterte sie dem jungen Mann zu. Ihrem Enkel? Sie stupste ihn. »Ein Mutie in unserer Straße.«
    313
    So angestachelt, rappelte der junge Mann sich hoch und trat Mark in den Weg. Der Bursche war größer als er – wer war dies nicht –, aber nicht viel schwerer. Er war bleich und hatte öliges Haar. Er spreizte aggressiv die Beine und versperrte Mark den Weg. O Gott, Eingeborene! In all ihrer mürrischen Herrlichkeit.
    »Du solltest nich' hier sein, Mutie.« Er spuckte aus, wie es seiner Meinung nach Schläger wohl taten. Mark mußte fast lachen.
    »Du hast recht«, stimmte er bereitwillig zu. Er sprach dabei im mittelatlantischen Akzent von der Erde, nicht in dem von Barrayar.
    »Hier ist der Arsch der Welt.«
    »Fremdweltler!«, jaulte die alte Frau mit scharfer Mißbilligung.
    »Mach doch einen Wurmlochsprung in die Hölle, Fremdweltler!«
    »Scheine ich schon gemacht zu haben«, sagte Mark trocken.
    Schlechte Manieren, aber er war in einer schlechten Stimmung.
    Wenn diese Flegel aus den Slums ihn piesacken wollten, dann würde er sich sofort revanchieren. »Barrayaraner! Wenn es noch etwas Schlimmeres gibt als die Vor, dann sind es die Narren, die unter ihnen stehen. Kein Wunder, daß die Galaktiker diesen Planeten als das Letzte ansehen.« Er war überrascht, wie leicht sich seine unterdrückte Wut Luft verschaffte, und wie gut es ihm tat.
    Doch er sollte lieber nicht zu weit gehen.
    »Dich krieg ich schon, Mutie«, versprach der Bursche und stellte sich drohend auf die Fußballen. Die alte Hexe hetzte ihren Schlägerenkel mit einer rüden Geste auf Mark los. Eine eigentümliche Situation; kleine alte Damen und Straßenganoven waren normalerweise natürliche Feinde, aber diese beiden schienen zusammenzuhalten. Kameraden des Kaiserreiches, zweifellos, vereint gegen einen gemeinsamen Feind.
    »Lieber ein Mutie als ein Trottel«, intonierte Mark mit geheuchelter Herzlichkeit.
    314
    Der Rüpel runzelte die Stirn. »Heh! Meinst du damit etwa mich?
    Ha?«
    »Siehst du hier noch andere Trottel in der Nähe?« Als der Junge mit den Augen zuckte, blickte Mark über die Schulter. »Oh, entschuldige. Es gibt noch zwei. Ich verstehe, daß du verwirrt warst.«
    Er spürte einen Adrenalinstoß, der das Mittagessen in seinem Bauch in einen Klumpen der Reue verwandelte. Noch zwei Jugendliche, größer, schwerer, älter, aber eben nur Jugendliche.
    Möglicherweise bösartig, aber untrainiert. Doch … wo war jetzt Ivan? Wo waren jetzt diese verdammten unsichtbaren Wachen, die sich in der äußeren Peripherie befinden sollten? Machten die gerade Pause? »Bist du nicht zu spät dran zur Schule? Vielleicht zur Förderklasse für Sabberer?«
    »Komischer Mutie«, sagte einer der älteren. Er lachte nicht.
    Der Angriff kam plötzlich und war für Mark fast überraschend; er hatte gedacht, die Etikette erfordere, daß sie zuerst noch ein paar weitere Beleidigungen austauschten, und er war gerade dabei gewesen, sich ein paar gute auszudenken. In die Heiterkeit mischte sich auf seltsame Weise die Erwartung von Schmerz. Oder vielleicht war

Weitere Kostenlose Bücher