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Vorkosigan 11 Spiegeltanz

Vorkosigan 11 Spiegeltanz

Titel: Vorkosigan 11 Spiegeltanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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Hassadar sich aus wie eine Stadt auf jedem anderen entwickelten Planeten der Galaxis. Akzente setzten ein paar Wolkenkratzer, die in der Morgensonne schimmerten. War es immer noch Morgen? Seit der Morgendämmerung schien ein Jahrhundert vergangen zu sein. Dieses Krankenhaus unterschied sich nicht von einem ähnlich bescheidenen etwa auf Escobar. Die hiesige offizielle Residenz des Grafen war eine der wenigen ganz modernen Villen unter den Wohnsitzen der Vorkosigans. Die Gräfin behauptete, sie gefiele ihr, doch man benutzte sie nur, wenn man in Angelegenheiten des Distrikts in Hassadar war; die Villa war mehr ein Hotel als ein Heim. Seltsam.
    Erst als die Schatten der Wolkenkratzertürme von Hassadar mittäglich kurz geworden waren, kam die Gräfin zurück und holte sie. Mark musterte besorgt ihr Gesicht, als sie eintrat. Ihre Schritte waren langsam, ihre Augen müde und angespannt, doch der Mund war nicht schmerzlich verzerrt. Noch bevor sie ein Wort sagte, wußte er, daß der Graf noch lebte.
    Sie umarmte Elena und nickte Mark zu. »Aral ist stabilisiert. Er wird ins Kaiserliche Militärkrankenhaus in Vorbarr Sultana verlegt. Sein Herz ist schwer angegriffen. Unser Mann sagt, eine Transplantation oder ein künstliches Organ sei unbedingt nötig.«
    »Wo waren Sie heute morgen?«, fragte Mark.
    »Im Hauptquartier des Sicherheitsdienstes.« Das war logisch. Sie musterte ihn. »Wir haben uns die Arbeit geteilt. Es mußten nicht beide von uns im Dichtstrahl-Dechiffrierraum dabei sein. Aral hat dir die Neuigkeit mitgeteilt, nicht wahr? Er hat mir versprochen, daß er's tun würde.«
    »Ja, kurz bevor er zusammenbrach.«
    »Was habt ihr gemacht?«
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    Das war etwas besser als das übliche Was hast du mit ihm gemacht? Stockend versuchte Mark seinen Morgen zu beschreiben.
    »Stress, Frühstück, die Hügel hinaufgerannt«, sagte die Gräfin nachdenklich. »Bestimmt hat er das Tempo vorgegeben.«
    »Ganz militärisch«, bestätigte Mark.
    »Ha«, sagte sie düster.
    »War es ein Arterienverschluß?«, fragte Elena. »Danach hat es ausgesehen.«
    »Nein. Deshalb war ich ja so überrascht. Ich wußte, daß seine Arterien sauber sind – er nimmt ein Medikament dafür, sonst hätte seine gräßliche Ernährung ihn schon vor Jahren umgebracht. Es handelte sich um ein arterielles Aneurysma im Herzmuskel. Ein geplatztes Blutgefäß.«
    »Stress, oder?«, sagte Mark mit trockenem Mund. »War sein Blutdruck hoch?«
    Sie kniff die Augen zusammen. »Ja, beträchtlich, aber das Blutgefäß war zu schwach. Es wäre früher oder später sowieso geplatzt.«
    »Gab es … noch mehr Nachrichten vom Sicherheitsdienst?«, fragte er schüchtern. »Während Sie dort waren.«
    »Nein.« Sie ging zum Fenster und starrte blicklos auf das Häusergewirr und die Wolkenkratzer von Hassadar. Mark folgte ihr.
    »Daß die Kryokammer so gefunden wurde … hat unsere Hoffnungen sehr erschüttert. Wenigstens hat es endlich Aral zu einem Versuch veranlaßt, mit dir warm zu werden.« Sie zögerte. »Hat er das getan?«
    »Nein … ich weiß nicht. Er führte mich herum und zeigte mir dies und das. Er hat es versucht. Er hat es so sehr versucht, daß es weh tat, zuzuschauen.« Es tat immer noch weh, ein zusammen361
    gekrampfter Schmerz irgendwo hinter seinem Solarplexus. Nach irgendeiner Lehre wohnte dort die Seele.
    »Wirklich«, flüsterte sie.
    Es war alles zuviel. Das Fenster war bruchsicher, doch seine Hand nicht. Sie ballte sich zur Faust, holte aus und schlug zu.
    Die Gräfin fing sie schnell mit offener Hand auf; seine gegen sich selbst gerichtete Gewalttätigkeit klatschte auf ihre Handfläche und wurde abgelenkt.
    »Spar dir das auf«, riet sie ihm ruhig.
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KAPITEL 16
    An der Wand des Vorzimmers zur Bibliothek hing ein großer Spiegel in einem handgeschnitzten Rahmen. Nervös machte Mark einen Umweg, blieb davor stehen und überprüfte ein letztes Mal sein Aussehen vor seiner Inspektion durch die Gräfin.
    Die braun-silberne Uniform eines jüngeren Lord Vorkosigan trug wenig dazu bei, seine Körperformen zu verbergen, ob es sich nun um alte oder neue Verzerrungen handelte, doch wenn er sehr gerade stand, dann verlieh sie ihm nach seiner Vorstellung eine gewisse grobe Robustheit. Doch wenn er zusammensackte, tat dies die Jacke leider auch. Sie paßte gut, was ominös war, denn bei der Lieferung vor acht Wochen war sie noch etwas weit gewesen.
    Hatte ein Analytiker des Sicherheitsdienstes sein Gewicht für dieses Datum vorausberechnet? Er traute

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